Rückzugsräume in der Familienwohnung:Ein Zimmer für sich allein

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Eine offene Küche, ein großer Wohnraum, zwei Kinderzimmer und der Schlafraum der Eltern - so sieht häufig die Raumaufteilung in den Häusern und Wohnungen von Familien aus. Nicht immer ist das befriedigend.

"Viele Familien leiden unter den heute modernen offenen Grundrissen und fangen an, Räume aufzuteilen oder Bereiche abzutrennen", beobachtet Margarete Kolb, Innenarchitektin aus Stadtbergen bei Augsburg. Im Idealfall werden schon beim Einzug Rückzugsmöglichkeiten eingeplant.

Viele Mütter und Väter haben in ihrer Wohnung keinen eigenen Platz. (Foto: Foto: Schierenbeck/dpa)

"Jeder braucht ein Fleckchen, wo er seine Sachen lassen kann", sagt Birgit Weißwange-Lehmann, Psychologin in Berlin. "Das muss jedoch nicht immer zwingend ein eigenes Zimmer sein." Zwar gibt es für die Kinder häufig getrennte Zimmer. Dagegen ist es für die Eltern deutlich schwieriger, sich eigene Bereiche zu schaffen. "Sehr bewährt hat sich ein Arbeits-Gäste-Zimmer", schlägt Innenarchitektin Kolb vor. "Bei der Einrichtung sollte man durchaus einen zweiten Fernseher einplanen - bei der Programmauswahl gibt es in vielen Familien sehr unterschiedliche Vorstellungen."

Doch nicht jede Familie hat einen solchen Raum verfügbar. "Im Wohnraum oder gar im Schlafzimmer können auch geschickt Nischen gebildet werden, in denen einzelne Bewohner für sich sein können", sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef.

Wenn solche Bereiche nicht durch den Grundriss vorgegeben sind, zum Beispiel durch den L-förmigen Zuschnitt eines Raumes, können sie mit diversen Hilfsmitteln geschaffen werden. Welche Form der Abtrennung gewählt wird, bestimmen ausschließlich die individuellen Bedürfnisse: Wer Musik nicht nur mit dem Kopfhörer hören möchte, braucht eine Abtrennung, die möglichst auch Schallschutz bietet. "Hier sind Schiebeelemente, die auf Schienen am Boden und an der Decke geführt werden, eine hervorragende Lösung", sagt Innenarchitektin Kolb.

Gerade wenn es um Leseecken geht, bietet sich eine Abgrenzung durch Möbel wie raumhohe oder auch nur halbhohe Regalsysteme an. In den Fächern finden die Bücher Platz, am Regalbrett wird eine Lampe befestigt. "Praktisch sind Systeme, die von zwei Seiten genutzt werden können", sagt Geismann. Diese haben zudem den Vorteil, dass sie weniger massiv wirken als Möbel mit Rückwänden.

"Hinter jeder optischen Abtrennung kann schon mit einem gemütlichen Sessel oder mehreren mobilen Sitzsäcken eine kuschelige Höhle entstehen", beobachtet die Möbelexpertin. Welche Form der Abgrenzung auch immer gewählt wird - bei der Teilung eines Raumes oder der Abteilung einer Nische müssen auch Aspekte wie Beleuchtung, Belüftung und Heizung bedacht werden.

Umfangreiche Hobbys wie Schlagzeugspielen oder Malen werden besser in einem separaten Raum, zum Beispiel im Keller ausgeübt. Besonders wenn es ums Heimwerken geht, ist das eine beliebte Lösung. "Wenn Vater und Sohn die Werkel-Begeisterung teilen, können sie die Werkstatt durchaus gemeinsam als Rückzugsraum vor dem Rest der Familie nutzen", sagt Psychologin Weißwange-Lehmann.

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