Rohstoff-Preise:Von einem Rekord zum nächsten

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Teure Zeiten: Der Ölpreis nähert sich der 100-Dollar-Marke, Gold ist so teuer wie seit 28 Jahren nicht mehr. Die steigenden Rohölpreise lassen auch die Kraftstoffpreise an deutschen Tankstellen auf Rekordstände klettern.

Am Donnerstag kostete ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI 96,24 Dollar - so viel wie nie zuvor. Neben einem ungemindert hohen Verbrauch der weltgrößten Volkswirtschaft USA nannten Branchenexperten unerwartet stark zurückgegangene Lagervorräte als Grund. Diese seien in den USA auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren geschrumpft.

Die steigenden Rohölpreise lassen auch die Krafstoffpreise an deutschen Tankstellen auf Rekordstände klettern. (Foto: Foto: dpa)

Das Erreichen der 100-Dollar-Marke werde immer wahrscheinlicher, schrieben die Analysten der Commerzbank in ihrem Bericht.

Parallel zum Öl kletterte auch der Goldpreis auf seinen höchsten Stand seit 28 Jahren. Das Edelmetall wechselte am Donnerstag zu rund 800 Dollar je Feinunze den Besitzer. Der Ölpreis ist - bereinigt um die Inflation - nur wenig von seinem historischen Höchststand nach der Islamischen Revolution im Iran im Jahr 1979 entfernt. Berechnungen von Analysten zufolge müsste er knapp über 100 Dollar steigen, um diesen Rekord zu brechen. "Der schwache US-Dollar, die Stärke des Ölpreises und die Zinssenkung sorgen bei Gold weiterhin für ein sehr bullisches Umfeld", hieß es in dem Kommentar der Commerzbank.

Hoher Ölpreis trifft vor allem arme Länder

Gold wird wie Öl in Dollar notiert, weshalb es für Anleger aus Nicht-Dollar-Ländern derzeit günstiger ist und die Nachfrage steigt. Zudem schürt der hohe Ölpreis auch Sorgen vor steigender Inflation. Gold, dessen Wert relativ unabhängig ist vom jeweiligen Wert des Geldes, ist in solchen Zeiten ebenfalls sehr begehrt.

Der hohe Ölpreis trifft vor allem ärmere Länder hart. Für Entwicklungsländer etwa, die den Rohstoff importieren müssen, sind die Preise oft kaum noch bezahlbar. Der chinesische Staat, der die Treibstoffpreise subventioniert, hob den Benzinpreis am Donnerstag um acht Prozent an, um eine Versorgungskrise abzuwenden. Betroffen sind Benzin, Diesel und Kerosin.

Die erste Preiserhöhung seit mehr als einem Jahr wird die mit sechs Prozent ohnehin hohe Inflation weiter ankurbeln, die Peking aus Angst vor sozialen Unruhen eigentlich drücken wollte. In China waren allerdings massive Versorgungsprobleme entstanden, weil Raffinerien angesichts der niedrigen Verkaufspreise Verluste eingefahren und deshalb die Produktion gedrosselt hatten. In einigen Regionen musste der Treibstoff rationiert werden.

Hoffnung auf eine bessere Wirtschaftsentwicklung in den USA

Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwochabend wie erwartet den Zielsatz für Tagesgeld um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent gesenkt und damit für ein Kursfeuerwerk an den Börsen gesorgt. Damit können sich Unternehmen billiger mit Geld für Investitionen versorgen. Das weckt Hoffnungen auf eine bessere Wirtschaftsentwicklung in den USA, was eine höhere Ölnachfrage bedeuten würde.

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Dazu kommt, dass die Öltanks in vielen Ländern der nördlichen Erdhalbkugel vor dem Winter leerer sind als erwartet. Außerdem gibt es derzeit in den ölreichen Regionen des Nahen Ostens größere Spannungen. Zudem wird Öl in Dollar notiert. Wie erwähnt macht die Dollar-Schwäche Öl billiger für Anleger aus Nicht-Dollar-Ländern, die den Rohstoff mehr nachfragen und die Preise nach oben treiben.

Preise für Industriemetalle fielen

Dies dürfte zunächst so bleiben, da die Leitzins-Senkung auch den Dollar schwächer macht, weil Anlagen in Dollar nicht mehr so hoch verzinst werden. So schoss der Euro nach der Leitzins-Senkung auf das Allzeithoch von 1,4504 Dollar, bevor er am Donnerstag unter 1,45 Dollar sank. Der hohe Euro-Kurs macht zwar das Öl für die deutsche Wirtschaft billiger, verteuert aber die Exporte der deutschen Unternehmen.

Weniger spektakulär verlief das Tagesgeschäft bei den Industriemetallen. Der Preis für eine Tonne Kupfer fiel um 0,8 Prozent auf 7680 Dollar. Blei verbilligte sich um rund ein Prozent auf 3630 Dollar je Tonne. Grund dafür waren eine schlechtere Stimmung an den Aktienmärkten, die auf die Industriemetallmärkte durchschlug, und Spekulationen, China könne sich von seinen Vorräten trennen.

Diesel so teuer wie nie zuvor

Die steigenden Rohölpreise lassen auch die Kraftstoffpreise an deutschen Tankstellen auf Rekordstände klettern. Diesel verteuerte sich im Durchschnitt auf 1,24 Euro je Liter und war damit nach Angaben des Hamburger Energie Informationsdienstes (EID) von Donnerstag so teuer wie nie zuvor. EID-Chefredakteur Rainer Wiek sagte, er rechne angesichts der steigenden Rohölnotierungen mit weiteren Anstiegen.

Superbenzin lag mit etwa 1,39 Euro je Liter noch unter den Höchstständen dieses Jahres, als Autofahrer im Frühsommer vorübergehend zwischen 1,42 und 1,43 Euro bezahlen mussten. Experten rechnen auch hier mit einem Anstieg.

Diesel verteuert sich vor allem wegen des Preisanstiegs bei Heizöl vor der Heizsaison. Hinzu kommt, dass die Nachfrage steigt, weil der Anteil von Dieselautos an den Pkw-Neuzulassungen zunimmt. In einem insgesamt rückläufigen Kraftstoffmarkt verzeichnet Dieselkraftstoff Zuwächse. Im Oktober kostete Diesel nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) im Schnitt etwas mehr als 1,20 Euro je Liter und war damit fast zwei Cent teurer als im Vormonat. Super kostete an Tankstellen im Schnitt knapp 1,36 Euro, das war laut MWV 0,6 Cent weniger als im September.

© AFP/Reuters/dpa/sma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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