Riesige Auswahl:Wasserdichte Dächer

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Vor knapp acht Jahren wurden Dachfonds als moderne Investments mit eingebauter Risikobremse und Gewinnturbo angepriesen. Nach anfänglichen Problemen erreichen die meisten "Dächer" mittlerweile passable Ergebnisse.

Für die großen Investmenthäuser hierzulande haben Dachfonds - was kaum verwunderlich ist - erhebliche Vorteile.

"Sie bieten dem Anleger weltweites Vermögensmanagement mit breiter Risikostreuung und sind deshalb ein gutes langfristiges Investment", meint etwa Thorsten Mäder, Leiter Produktmanagement Deutschland bei Pioneer Investments.

Und Frank Abel, Leiter Dachfondsmanagement bei der genossenschaftlichen Union Investment, fügt hinzu: "Sie sind für den Vermögensaufbau geeignet, da mit ihnen das Geld auf viele unterschiedliche Anlagestile aufgeteilt werden kann. So können sie sehr schnell auf Trends an den Kapitalmärkten reagieren."

Manche Anleger sehen dies offenbar genauso. Denn Ende März zählte die Branchenvereinigung "Bundesverband Investment und Asset Management" (BVI) 482 unterschiedliche Dachfonds mit einem verwalteten Gesamtvermögen von rund 32 Milliarden Euro.

30 Jahre lang von Dachfonds die Nasen gestrichen voll

In den ersten drei Monaten des Jahres investierten Anleger netto knapp 800 Millionen Euro neu in die Dächer. Der Löwenanteil dieses Mittelaufkommens entfiel auf variable sowie Renten-Dachfonds.

Mehr als 30 Jahre lang hatten die Deutschen ihre Nasen von Dachfonds gestrichen voll. Schuld daran war ein kleiner, eigentlich unscheinbarer Mann, der gern auf großem Fuß lebte und an maßloser Selbstüberschätzung litt: Bernie Cornfield, halbseidener Finanzjongleur, genialer Verkäufer und Begründer sowie Matador der unseligen Investmentgesellschaft "IOS. Cornfields" vermeintliches Meisterstück war damals der "Fund of Funds".

Hunderttausende Anleger verloren Mitte der sechziger Jahre viel oder gar ihr ganzes Geld. Seitdem waren Dachfonds-Konstruktionen in Deutschland verboten. Neu auf den Markt kamen sie erst, nachdem zum 1. Januar 1999 das "3. Finanzmarktförderungsgesetz" in Kraft getreten war.

In der ersten Zeit hatten Dachfonds erhebliche Probleme mit ihrer Wertentwicklung, was auch die Branche unumwunden zugibt. "Es gab einfach nicht genug darauf spezialisierte Portfolio-Manager", glaubt Christian Roch, Leiter Dachfonds-Management beim Kölner Investmenthaus AmpegaGerling (siehe Interview "Attraktive Vielfalt").

Mittlerweile Renditen von mehr als zehn Prozent

Doch dank besserer Management-Kompetenz scheinen diese Zeiten mittlerweile vorbei zu sein.

So erreichten die besten Aktien-Dachfonds in den vergangenen fünf Jahren Durchschnittsrenditen von mehr als zehn Prozent, variable Dächer, die abhängig von der Marktlage zwischen Aktien- und Renten-Zielfonds variieren, knapp fünf Prozent.

Nicht eben berauschend, aber alles in allem auch gut genug, um Dächer in die eigene Anlagestrategie für die private Altersvorsorge zu integrieren.

"Denn sie nehmen dem Privatinvestor die Verteilung des Kapitals auf unterschiedliche Anlageformen ab und sind deshalb ein äußerst bequemes Produkt", meint etwa Thorsten Mäder von Pioneer Investments.

Und Frank Abel von Union Investment hebt hervor, dass Dächer die bei der Geldanlage üblichen "Risiken von Kursschwankungen noch stärker streuen als einzelne Fonds.

Das kommt dem Sicherheitsbedürfnis der Anleger entgegen." Allerdings ist die Auswahl bei mittlerweile einem knappen Tausend unterschiedlicher Dächer riesig. So gibt es Dachfonds in unterschiedlichen Variationen, nämlich aktien- und rentenlastig sowie ausgewogen und flexibel.

Je höher der Anteil an Aktien-Zielfonds, desto höher die Renditechancen

Entsprechend gestaltet sich das Chance-Risiko-Verhältnis. Nach der Faustformel: Je mehr Aktien-Zielfonds im Dach-Portfolio enthalten sind, desto größer sind die Renditechancen, aber auch die kurzfristigen Verlust- und Schwankungsrisiken.

Ausgewogene Dachfonds setzen auf einen ungefähr hälftigen Mix aus Aktien- und Renten-Zielfonds, flexible Dächer indes versuchen die Aktien- und Anleihenquote entsprechend dem Umfeld an den Kapitalmärkten zu steuern.

Da ein passendes Produkt zu finden, ist für Sparer nicht immer ganz einfach. Es hängt ab "von der individuellen Risikoneigung und dem Anlagehorizont. Einfache Faustregel: Je länger die Anlagedauer, desto aktienlastiger und umgekehrt kann ein Dachfonds sein", weiß Thorsten Mäder.

Und Anleger, die sich nicht ständig mit der Frage nach der optimalen Aufteilung ihres Vermögens beschäftigen wollen, "sollten einen Dachfonds wählen, bei dem der Portfolio-Manager die Aufteilung auf die genannten Anlageklassen übernimmt", rät Union-Experte Abel. Will heißen: Das passende Produkt dürfte hier ein flexibles Dach sein.

© SZ vom 26.05.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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