Rendite von 70 Prozent:Problemfall Rekorddividende

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Altana versilbert die Pharmasparte und zahlt die höchste deutsche Dividende des Jahres aus. Doch ein Einstieg ist nur bedingt ratsam.

Kristina Läsker

Viel Lob hat Nikolaus Schweikart nicht geerntet. In dieser Woche stellte sich der langjährige Chef des Bad Homburger Traditionskonzerns Altana vor etwa 1000 Aktionäre der noch vor Weihnachten einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung.

Altana versilbert die Pharmasparte und schüttet eine Rekord-Dividende aus. (Foto: Foto: dpa)

Nüchtern verteidigte Schweikart die geplante Zerschlagung des Pharma- und Chemiekonzerns. Am Dienstag kurz vor Mitternacht stimmten knapp 99 Prozent der anwesenden Aktionäre für die viel kritisierte Aufteilung. Die zuletzt zwar profitable aber zu innovationsschwache Pharmasparte wird für 4,6 Millarden Euro zum 1. Januar an den dänischen Wettbewerber Nycomed veräußert.

Altana schrumpft dann auf die wesentlich kleinere Chemie-Sparte zusammen. Unterstützt wird Schweikart von Mehrheitsaktionärin Susanne Klatten, die 50,1 Prozent an Altana hält.

Rekorddividende nach Verkauf

Für die Aktionäre ist die Zerschlagung folgenreich: Sie erhalten Großteile des Erlöses - und die höchste Dividende, die ein deutscher börsennotierter Konzern dieses Jahr auszahlt.

Nur die mit dem Verkauf verbundenen Kosten und Steuern sowie der Buchwert der Pharmasparte von 160 Millionen Euro werden von der Ausschüttung abgezogen. Am Dienstag bezifferte der Vorstand die daraus resultierende Sonderdividende auf 32 Euro. Das ist ein Euro mehr als Altana zuletzt angekündigt hatte. Zusätzlich schlägt der Konzern vor, eine um 20 Cent erhöhte Dividende von 1,30 Euro für 2006 zu beschließen.

Insgesamt würden die Eigner dann nach der nächsten regulären Hauptversammlung am 3. Mai eine Ausschüttung von 33,30 Euro je Aktie erhalten. Das wären etwa 71 Prozent des gegenwärtigen Aktienkurses.

Verlockend, aber zu teuer

So attraktiv dies klingen mag - aus Sicht der meisten Privatanleger dürfte sich ein Einstieg, motiviert durch die hohe Dividende derzeit kaum lohnen.

Der Grund: Die Steuer würde massiv zugreifen. Nach dem Halbeinkünfte-Verfahren ist die Hälfte der Ausschüttung mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz zu versteuern, bezogen auf eine Aktie wären dies also 16,65 Euro.

Selbst wenn der Privatanleger nur einen persönlichen Durchschnitts-Steuersatz von 20 Prozent hat, würden 3,33 Euro Einkommensteuer sowie Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer fällig.

Anders wäre dies nur, wenn die Dividendensumme den Sparerfreibetrag von künftig 750 Euro und den Werbungskosten-Pauschbetrag von 51 Euro nicht übersteigt, weil die Dividende dann steuerfrei bliebe. Dies gilt aber angesichts des gegenwärtigen Kurses allenfalls für die ersten 45 Aktien.

Steiler Kursanstieg nicht erwartet

Damit der im Beispiel beschriebene Anleger mittelfristig keinen Verlust macht, müsste der Wert der Aktie also innerhalb absehbarer Zeit um die Steuer von mehr als drei Euro steigen. Allerdings gesteht beispielsweise der Analyst Karl-Heinz Scheunemann vom Bankhaus Metzler der künftigen Altana-Chemie-Aktie nur ein Aufwärtspotential von ungefähr einem Euro zu.

Für Altana-Teilhaber könnte es also lohnender sein, die Titel schon vor Mai steuerfrei zu verkaufen - falls bis dahin die Spekulationsfrist von einem Jahr abgelaufen ist. Diese Lösung empfiehlt etwa Marc Schwammbach, Analyst der Nord/LB.

Dass sich dennoch sechs von 25 von Reuters befragten Analysten - zehn empfehlen ein Halten, neun einen Verkauf - dafür aussprechen, die Altana-Aktie zu kaufen, hat andere Gründe . Für institutionelle Anleger oder ausländische Privataktionäre, die anderen Steuerpflichten unterliegen, kann sich der Kauf lohnen - eben weil die Chemie-Aktie teils als unterbewertet gilt.

Deutsche Bank stuft auf Kauf

So rechnet die Deutsche Bank damit, dass der Umsatz von Altana-Chemie bis 2010 um sechs Prozent und das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um acht Prozent steigen wird. Das Institut setzte ihre Empfehlung für die Aktie jüngst auf "Kauf" herauf.

Nachteilig könnte sich für Anleger auswirken, dass Altana wohl bald nach der Hauptversammlung den Dax verlassen muss. Wegen des niedrigeren Aktienkurses werde die Firma schon im Mai "mit hoher Wahrscheinlichkeit keine ausreichend hohe Marktkapitalisierung mehr haben", sagte ein Index-Experte.

Auch das zweite Kriterium für die Mitgliedschaft in den Index der dreißig deutschen Standardwerte, die Liquidität, könnte nicht mehr genügen. Grund: Nur 49,9 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz, den Rest hält Großaktionärin Klatten. Genügen Marktkapitalisierung oder Liquidität nicht mehr, kann die Deutsche Börse jedes Quartal die Index-Zusammensetzung ändern. Altana könnte demnach schon am dritten Freitag im Juni aus dem Dax fliegen.

© SZ vom 21.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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