RBS: Ärger um Millionenboni:"Zurück ins alte Schema"

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Der Chef der Royal Bank of Scotland machte Staatsgeld für seine Top-Banker locker - und erntet dafür die Wut von Politikern und Gewerkschaften.

Andreas Oldag, London

Seinen regierungsamtlichen Aufpassern in London versprach Stephen Hester schottische Sparsamkeit. Doch nun sitzt der neue Chef der Royal Bank of Scotland (RBS) zwischen allen Stühlen. Er billigte vier Top-Bankern des in Schieflage geratenen Instituts ein generöses Bonusprogramm. Sie sollen bei entsprechender Leistung innerhalb der nächsten drei Jahre insgesamt fast fünf Millionen Pfund in Form von Aktienoptionen erhalten.

Die Royal Bank of Scotland gesteht vier Bankern ein millionenschweres Bonusprogramm zu - die Politik ist entsetzt. (Foto: Foto: AFP)

Prompt handelte sich Hester einen öffentlichen Aufschrei im Parlament ein. Die Belohnung sei "komplett inakzeptabel", schimpfte der Vorsitzende der Liberalen im Unterhaus, Vince Cable. Der Politiker ist erbost, dass die inzwischen zu fast 70 Prozent dem Staat gehörende RBS millionenschwere Steuergelder für hochbezahlte Bankmanager locker machen soll. Es heißt, auch die Labour-Regierung sei unzufrieden, weil es sich um ein "falsches Signal" handele.

Indes verteidigt Hester sein Bonusprogramm. Er warnte davor, dass RBS hochqualifizierte Manager verlieren könnte, wenn diese nicht einen Leistungsanreiz erhielten. Hester, der im vergangenen Jahr den geschassten Sir Fred Goodwin an der Spitze der Großbank ablöste, erhält Medienberichten zufolge eine Vergütung von 1,2 Millionen Pfund pro Jahr.

Der 48-Jährige musste offenbar weitreichende Zugeständnisse an den Staatseigentümer machen. So erhält der ehemalige Chef der Immobiliengesellschaft British Land die vereinbarte Summe nur, wenn es ihm gelingt, die RBS wieder auf Kurs zu bringen. Außerdem willigte der gesamte RBS-Vorstand ein, generell auf Bonus-Barausschüttungen zu verzichten und stattdessen Leistungsanreize nur in Form von Aktienoptionen zu gewähren. So sorgt denn auch weniger Hesters Gehalt für Unmut als das seiner hochbezahlten Kollegen, die zum Teil unterhalb des Vorstands arbeiten. So soll die fürs US-Geschäft zuständige Bankerin Ellen Alemany Aktienoptionen im Werte von 2,4 Millionen Pfund erhalten.

Rigides Sparprogramm

"Hester hat einen Kulturwechsel im gesamten Konzern versprochen. Doch nun fällt er zurück ins alte Schema", meint ein Londoner Finanzanalyst. Tatsächlich hat der neue Chef in der Edinburgher Konzernzentrale nun ein Glaubwürdigkeitsproblem. Mindestens 9000 Arbeitsplätze der weltweit 17.000 Stellen sollen abgebaut werden. RBS will in den kommenden zwei Jahren bis zu 2,5 Milliarden Pfund einsparen.

Von den Stellenkürzungen sollen vor allem Sparten ohne Kundenkontakt betroffen sein, wie etwa in der Technik oder der Verwaltung. Gewerkschaften reagierten empört. "Diese Leute trifft keine Schuld an der RBS-Situation, aber nun müssen sie für die Fehler an der Spitze der Bank bezahlen", erklärte Gewerkschafter Rob MacGregor. Stein des Anstoßes ist für den Arbeitnehmervertreter auch die Tatsache, dass der gescheiterte Ex-RBS-Chef Goodwin jährlich aus Bankenmitteln ein Ruhestandsgehalt von 700.000 Pfund einstreicht. Versuche, Goodwin die üppige Pension von insgesamt 17 Millionen Pfund zu streichen, sind bislang an rechtlichen Hürden gescheitert. Goodwin war 2007 einer der Architekten der Übernahme der niederländischen Großbank ABN Amro - eine Transaktion, die sich für RBS zum Desaster entwickelte.

Für 2008 musste die Bank mit 24,1 Milliarden Pfund einen Rekordverlust in der Firmengeschichte hinnehmen. Experten rechnen damit, dass die Bank noch mehrere Jahre am Tropf der Steuerzahler hängen wird. Mit einer Konzentration auf das Kerngeschäft hofft Hester, die RBS in die Gewinnzone zu führen.

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© SZ vom 27.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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