Ratingagenturen:Auf die Note kommt es an

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Triple-A, AA, A oder gar Ramschanleihe: Wie Investoren die Bewertungen der Ratingagenturen richtig lesen.

Simone Boehringer

Staaten und Unternehmen ergeht es bei Banken genau wie den normalen Kunden: Wenn sie sich Geld borgen wollen, müssen die Regierungen und Firmen um die Kreditbedingungen buhlen. Und je besser ihre finanzielle Lage eingeschätzt wird, desto günstiger sind die Zinsen, die sie für die Darlehen zahlen. Fast wichtiger als die Beurteilung durch die Bankmitarbeiter ist jedoch die Bewertung durch internationale Ratingagenturen wie Standard & Poor's (S&P) und Moody's. Kreditprofis kennen deren Notensysteme annähernd auswendig.

Anleger sollten beachten, dass hinter den zehn oberen Teilstufen der spekulative Bereich beginnt. Bei Papieren, die ein Rating jenseits der Stufen BBB- (S&P) oder Baa3 (Moody's) haben, spricht man auch von Ramschanleihen. Die Ausfallwahrscheinlichkeit solcher Titel ist deutlich höher als bei Schuldnern mit sogenanntem investiven Rating. Die meisten Schuldner aus Schwellenländern geben Staatsanleihen mit spekulativem Rating heraus. Entsprechend hoch ist die Risikoprämie, die die Staaten den Anlegern für Kredite bezahlen müssen. Da wegen der Finanzkrise die Sorgen um die Weltkonjunktur - und damit die Ängste der Investoren - wachsen, sind die Renditen in diesem Bereich derzeit annähernd zweistellig. Schuldner wie die Bundesrepublik oder die USA dagegen erreichen die höchste Ratingstufe, entsprechend haben deren Staatstitel den geringsten Risikozuschlag; die Zinsen liegen dicht an den Leitzinsen, die die Notenbanken festsetzen.

Die Konditionen von Papieren riskanterer Emittenten werden in der Regel als sogenannter Spread, also als Renditeabstand zur deutschen Bundesanleihe mit der entsprechenden Laufzeit angegeben. Für Anleger heißt das derzeit: Ein Unternehmen mit einem AAA-Rating zahlt ihnen im Schnitt 0,7 Prozentpunkte mehr Zinsen, als sie über eine vergleichbare Bundesanleihe erzielen könnten. Die 0,7 Prozentpunkte sind der Spread. Für Firmenbonds der Kategorie AA gibt es in Europa 1,3 Prozentpunkte mehr als für Bundeswertpapiere, A-Anleihen bringen 1,75 Prozentpunkte zusätzlich. Für BBB-Papiere, also Titel kurz vor dem Ramschstatus, müssen Firmen derzeit schon annähernd zwei Prozentpunkte mehr hinlegen als der Staat für seine Anleihen.

Ratings geben wichtige Hinweise zur wirtschaftlichen Verfassung eines Emittenten. Eine Garantie gegen Zahlungsausfälle sind sie aber nicht. Bei Unternehmen hat es bislang praktisch in jeder Schwächephase der Konjunktur überraschende Pleiten gegeben.

© SZ vom 09./10.02.2008/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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