PwC: Vorstand Wagner:"Wir verdienen uns keine goldene Nase"

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Historisch gewachsene Allianz: Seit 60 Jahren arbeiten die Prüfer von PwC eng mit dem Bund zusammen. Bei der Konkurrenz wächst der Ärger - jetzt kontert PwC.

Harald Schwarz

Seit 60 Jahren arbeiten die Prüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) eng mit dem Bund zusammen. Es ist eine gewachsene Beziehung. Als die Gesellschaft auch den Auftrag vom Bund erhielt, als Bürgschaftsprüfer für Kredite aus dem 100 Milliarden Euro schweren Wirtschaftsfonds Deutschland zu arbeiten, schäumten die Konkurrenten von KPMG & Co. und beschwerten sich im Wirtschaftsministerium. Auch der Haushaltsausschuss des Bundestages beschäftigt sich nun mit dem Status von PwC.

Wolfgang Wagner, Vorstand der Prüfungsgesellschaft PwC verteidigt die Exklusiv-Allianz mit dem Bund. (Foto: Foto: PwC)

Die Kritisierten sagten bisher nichts, verwiesen auf ihre Schweigepflicht. Erstmals brach der für die öffentliche Hand zuständige PwC-Vorstand Wolfgang Wagner im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung das Schweigen und sprach über die Vorwürfe. Diese, anonym vorgetragen, lauten: Es gebe Interessenkollisionen; PwC verdiene prächtig an dem Auftrag, der zudem nie öffentlich ausgeschrieben worden sei. KPMG erklärte dazu auf SZ-Anfrage: "Die Bundesregierung hat angekündigt, das Verfahren zu ändern. Wir sind zuversichtlich, in Kürze dazu Näheres zu erfahren."

"Mauscheleien" nicht möglich

Zur fehlenden Ausschreibung sagte Wagner: "Die Begründung zur Vergabe an PwC kann sicherlich am besten der Auftraggeber geben. Ich weise allerdings darauf hin, dass wir alleinig über die breite Erfahrung in der Umsetzung von Bürgschaftsprogrammen verfügen. Dieses professionelle Niveau hat in Deutschland und europaweit sonst keiner."

Wegen der "Natur der Leistungen und des Erfahrungsprofils" verbiete sich eine regelmäßige Ausschreibung. Wagner deutete damit an, dass sich PwC auf diesem Gebiet für derzeit unersetzlich hält. Er sagte: Die Arbeit werde vom Bund immer wieder hinterfragt. Zudem beschäftigten sich die Rechnungshöfe mit der Tätigkeit des Bürgschaftsprüfers. PwC wehrt sich aber nicht dagegen, Konkurrenten in das Verfahren einzubeziehen. "Wir sind weder von Futterneid beseelt, noch sind wir Paragrafenreiter. Wo es sinnvolle Ergänzungen gibt, sind wir bereit, mit anderen Spielern an einem Tisch zu sitzen."

Wagner trat Mutmaßungen entgegen, dass der Auftrag des Bundes immense Profite ermöglicht. "Wir verdienen uns da keine goldene Nase. Das wird überschätzt. Eine besonders positiv auffällige Gewinnspanne besteht nicht. Und gemessen an unserem Gesamtumsatz bewegt sich der Auftrag nur im Promillebereich." Dies erkläre sich aus der begrenzten Zahl der Fälle. "Da reichen die Finger von zwei Händen aus", sagte er. Er stellte klar, dass seine Gesellschaft vom Bund aus der Bürgschaftsprämie bezahlt werde, die das Unternehmen zu zahlen habe, das die Hilfe bekommt. Wagner: "Von der Prämie bleibt einiges beim Bund hängen. Er generiert da Mittel." Der Steuerzahler werde nicht belastet.

Wagner betonte, durch die Arbeit für den Bund werde auch den Kunden von Konkurrenten geholfen. Gleichzeitig hätten die Wettbewerber die Chance, Beratungsaufgaben rund um das Bürgschaftsverfahren zu übernehmen, die PwC verwehrt seien, um Interessenkollisionen zu vermeiden. Wagner: "Manchmal tut es schon weh zu sehen, welch' lukrative Mandate wir nicht annehmen können." Auf Konflikte werde genau geachtet.

Nur ein Risiko-Manager erhalte Einblick in alle Daten für einen "Kontroll-Check". "Mauscheleien" seien im Bürgschaftsverfahren nicht möglich. Dafür seien ohnehin zu viele Ausschüsse involviert. Es gebe keine Empfehlungen aus Gefälligkeit. Dies sei auch so gewesen bei der Bürgschaft für Heidelberger Druck, wo PwC Abschlussprüfer ist.

© SZ vom 02.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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