Produkttest:Topzins-Anlage der Commerzbank

Lesezeit: 2 min

"Ohne Risiko 4,0 Prozent Zinsen für ein Jahr garantiert", wirbt die Commerzbank für ihre "Topzins-Anlage". Doch in Wirklichkeit trägt der Anleger trägt das Verlustrisiko bis zum Totalausfall selbst.

Peter Lutzmann

"Ein Meisterwerk: Hohe Zinsen und trotzdem hohe Sicherheit" - so wirbt die Commerzbank für ihre neue "Topzins-Anlage". Ein exklusives Gemälde in Anlehnung an den spanischen Künstler Joan Miró mit einer bunten Vier und einem mehrfarbigen Prozentzeichen auf gelblichem Hintergrund ziert Werbeflyer, die überall in den Schalterhallen ausliegen.

Im Internet und in großen Anzeigen taucht das Kunstwerk ebenfalls auf. Geworben wird für eine Anlage, die dem Sparer nach den Angaben in einer Pressemitteilung der Bank "ohne Risiko und versteckte Kosten 4,0 Prozent Zinsen für ein Jahr garantiert". Das Angebot soll vorwiegend Neukunden locken, gilt aber auch für Guthaben von Bestandskunden, die noch nicht auf Konten der Commerzbank oder einer Tochtergesellschaft liegen.

Die Sparer können zwischen 1000 und 20000 Euro investieren. Das angelegte Kapital plus 4,0 Prozent Zinsen wird nach einem Jahr fällig. Wer früher ans Geld muss, bekommt es laut der Commerzbank jederzeit vollständig zurück - plus anteilige Zinsen.

Gut das Kleingedruckte lesen

Das Geldhaus meint deshalb: "Mit der neuen Topzins-Anlage können Sie einfach nichts falsch machen." Dass es sich bei dem Angebot um eine Inhaberschuldverschreibung handelt, steht allerdings nur im Kleingedruckten.

Bei der Geldanlage gibt es den Grundsatz: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Kauft ein Anleger die Inhaberschuldverschreibung "Topzins-Anlage", gibt er der Commerzbank einen Kredit. Am Ende der Laufzeit erhält er das eingezahlte Kapital plus Zinsen zurück - wenn alles glatt läuft. Und wenn etwas schief geht?

In dem Werbeflyer verschweigt die Commerzbank, dass es sich bei der Inhaberschuldverschreibung um eine nachrangige Anleihe handelt. Nachrangig bedeutet: Gerät die Commerzbank in Zahlungsschwierigkeiten oder geht sie gar Pleite, werden zuerst alle anderen Gläubiger vor dem Sparer der Topzins-Anlage entschädigt.

Der Anleger trägt also das Verlustrisiko bis zum Totalausfall selbst. Denn Inhaberschuldverschreibungen der Großbanken sind nicht durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) geschützt, wie etwa Einlagen auf Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten. Auch überprüft keine staatliche Stelle die Qualität des Angebots.

Deshalb sollte sich jeder Anleger folgende Frage selbst beantworten: Wie gut schätzt er die Schuldnerqualität der Commerzbank ein, und kann er damit ruhig schlafen?

Nicht ohne Risiko

Einen Hinweis auf die Bonität bekommen Sparer, wenn sie sich die Einschätzungen der großen Ratingagenturen ansehen. So beurteilt Moody´s das Schuldnerverhalten der Commerzbank für kurzfristige Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr mit einem P-1 (Prime-1, höchste Qualität). Das ist eine sehr gute Note, aber von einem Angebot "ohne Risiko" zu sprechen, ist problematisch.

Ob eine nachrangige Inhaberschuldverschreibung der Commerzbank der eigenen Definition von "hoher Sicherheit" entspricht und ob der Anleger für ein nur geringes Zinsplus ein höheres Risiko eingehen möchte, muss er letztlich selbst entscheiden. Eine höhere Sicherheit bieten zumeist Tagesgeldkonten oder Festgeld mit einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Beide Produktarten sind im Regelfall durch Einlagensicherungsfonds abgedeckt. Und die Verzinsung ist bei den Topangeboten nur wenige Zehntel-Prozentpunkte geringer.

© SZ vom 21.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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