Produkttest:Teurer Gewinn

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Das "Strategie-Sieger-Zertifikat" der Postbank: Die große Zahl an Komponenten schmälert die Rendite.

Peter Lutzmann

Für Siegertypen: 10 % Bonus und die Chance auf mehr!" So wirbt die Postbank für ihr Strategie-Sieger-Zertifikat, das sie noch bis Ende Juli anbieten möchte. Die Stückelung beträgt zehn Euro, der Mindestanlagebetrag 500 Euro zuzüglich drei Prozent Ausgabeaufschlag.

Der Anleger bekommt sein eingesetztes Kapital am Ende der sechsjährigen Laufzeit garantiert zurück. Er erhält mindestens einen Bonus in Höhe von zehn Prozent, zudem die Chance auf mehr: Der Anleger partizipiert im Nachhinein an dem besten von drei Fondskörben.

Die Postbank betrachtet halbjährlich, also an insgesamt zwölf Stichtagen, wie sich die Fondskorb-Strategien entwickelt haben und ermittelt die "durchschnittliche Wertsteigerung ... zum Beobachtungstag 03.08.2007". Für den Bonus am Laufzeitende wird dank einer Höchststands-Garantie der beste Durchschnittswert herangezogen. Das klingt überzeugend, der Anleger sollte aber einige Stellen im Flyer unbedingt genauer ansehen.

Hübscher Gemischtwarenladen

Auswahl der Fonds: Aus sieben Fonds (vier Aktien-, zwei Renten-, und einem Rohstofffonds) werden drei Strategien zusammengestellt: Die defensive mit 80 Prozent Rentenfonds, 15 Prozent Aktien und 5 Prozent Rohstoffen, die ausgewogene mit der Relation 50/45/5 und die dynamische mit 25/70/5. "Viele dieser Top-Fonds sind mit vier oder fünf Sternen der Rating-Agentur Standard & Poor's ausgezeichnet", steht im Flyer. Kurios ist das Wort "viele". Kleinkinder zählen: "eins, zwei, viele". Die Postbank zählt: "eins, viele". Denn nur zwei der sieben Fonds haben bisher vier oder fünf Sterne, drei haben sogar kein Rating.

Durchschnittsbildung und Höchststandsgarantie: Die Postbank berechnet die durchschnittliche Wertentwicklung der drei Körbe für jeden der zwölf halbjährlichen Stichtage und zahlt dann den höchsten der 36 Werte (Höchststandsgarantie) als Bonus aus. Die Durchschnittsbetrachtung bereinigt die Wertentwicklung um starke Kursausschläge. So geht dem Anleger ein Teil der Kursgewinne verloren, wenn der Anstieg gleichmäßig verläuft.

Beispiel: Die Postbank gibt in ihrer "Beispielrechnung" die höchste durchschnittliche Wertentwicklung mit 140Prozent nach fünf Jahren für die dynamische Strategie an. Diese Steigerung von 100 auf 140 Prozent entspricht dabei einem Wertzuwachs des Fondskorbs von 40 Prozent durchschnittlich, der letztlich als Bonus gezahlt würde.

Um auf diese durchschnittlichen 40 Prozent zu kommen, müsste das dynamische Fondskorb-Portfolio laut Zahlen der Postbank wegen der Betrachtung der durchschnittlichen Wertsteigerung um rund zwölf Prozent jährlich, beziehungsweise absolut vom Beobachtungstag um knapp 80 Prozent in fünf Jahren zulegen - ein ambitioniertes Szenario. Dagegen ist die Durchschnittsmethode für den Anleger vorteilhaft, wenn die Fonds zunächst steigen und kurz vor Ende der Laufzeit einbrechen. Gegen dieses Szenario ist der Käufer des Zertifikats aufgrund der eingebauten Höchststandssicherung aber ohnehin geschützt.

Depotentgelt und Ausgabeaufschlag: Pauschal berechnet die Postbank 4,71 Euro pro Quartal Depotentgelt, also knapp 19 Euro pro Jahr oder gut 113 Euro für die gesamte Laufzeit von sechs Jahren. Risikoscheue Sparer, die nur mit dem garantierten Bonus von zehn Prozent rechnen, müssen mindestens 1130 Euro investieren, damit sie zumindest die Depotkosten decken. Hinzu kommt der Ausgabeaufschlag von drei Prozent, im Beispiel rund 33 Euro. Da muss der Anleger rund 1163 Euro anlegen, um am Ende sicher bei null wieder herauszukommen.

Fazit: Das Strategie-Sieger-Zertifikat der Postbank ist ein auf den ersten Blick hübscher Gemischtwarenladen mit vielen - einzeln sicher wertvollen - Komponenten. Nur ist beispielsweise wirklich die Kapitalgarantie nötig, wenn Käufer des Zertifikats ohnehin am höchsten Durchschnittskurs von drei verschiedenen Fonds-Portfolios partizipieren? Generell dürfte gelten, was für Versicherungen schon eine Binsenweisheit ist: Je mehr die Bank absichert, desto teurer wird es in der Regel für den Kunden. Fraglich, ob ihn das zum Sieger macht.

© SZ vom 21.07.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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