Produkttest Sparbuch:Die angepriesenen 5 Prozent erhalten die wenigsten

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Die Postbank bietet "Quartal-Sparen" an. Normale Tagesgeld-Offerten sind jedoch meistens rentabler.

Udo Keßler

Die "5 Prozent"-Werbung der Postbank ist allgegenwärtig, ob in Tageszeitungen oder im Rundfunk. Nur: So viel Zinsen erhält kein Anleger auf ein ganzes Kalenderjahr gesehen. Höchstens 4,625 Prozent sind beim Quartal-Sparen drin. Und selbst diesen Zinssatz dürfte lediglich eine Minderheit der Kunden auf diesem besonderen Sparbuch mit seiner Grundverzinsung, dem Quartal- und dem Extra-Bonus bekommen, weil die Postbank erfolgreiches Quartal-Sparen an zahlreiche Bedingungen knüpft, die im Kleingedruckten versteckt sind.

So müssen Kunden mindestens 50.000 Euro noch in diesem Jahr einzahlen. Zudem sollten sie stets den Kalender im Auge haben und das Sparbuch clever auflösen. Anderenfalls drohen Zinsabschläge. Insgesamt beinhaltet das Quartal-Sparen viel zu viele Haken für zu wenig Zinsen.

Minizins mit Abzügen

Mit dem "völlig neuen Sparkonzept ... sind Sie weder an feste Laufzeiten noch an hohe Mindesteinlagen gebunden". So lockt die Postbank auf ihrer Internetseite. Und in einer Anzeigenkampagne ködert sie Kunden mit der Aussage: "Bis zu 5 %*". Groß herausgestellt wird die "5". Sie misst etwa 16 Zentimeter - der Zusatz "bis zu" gerade mal einen Zentimeter und das Sternchen einen halben. Solche Versprechungen sollten Anleger nicht allzu wörtlich nehmen.

Das Quartal-Sparen ist nur dann unabhängig von Laufzeit und Einlagenhöhe, wenn sich der Kunde mit einem variablen Basiszins von jetzt 0,5 Prozent begnügt und gegebenenfalls bereit ist, von dem Minizins auch noch Abzüge durch hohe Vorschusszinsen von einem Prozent pro Jahr für 90 Tage in Kauf zu nehmen, wenn er von heute auf morgen beispielsweise an einen fünfstelligen Betrag muss.

Denn beim Quartal-Sparen handelt es sich um ein normales Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist für Beträge von mehr als 2.000 Euro. Wer die fünf Prozent erzielen möchte, muss neben dem Basiszins von einem halben Prozent noch zusätzlich den variablen Quartal-Bonus in Höhe von bis zu 3,75 Prozent und den Extra-Spargeld-Bonus von 0,75 Prozent kassieren.

Zum Quartal-Bonus: 2,75 Prozent gab es bis Ende September 2007, und zwar unabhängig von der Höhe der Anlagesumme. Quasi über Nacht führte die Postbank einen gestaffelten, angeblich "noch besseren" Quartal-Bonus ein. Seit Anfang Oktober gilt: Wer mindestens einen Euro und weniger als 10000 Euro anlegt, bekommt nach wie vor lediglich 2,75 Prozent für Quartal-Guthaben. Von 10.000 Euro an gibt es glatte drei Prozent, von 25.000 Euro an winken 3,50 Prozent. Und wer gar 50.000 Euro auf ein Sparbuch packt, wird mit 3,75 Prozent bedacht.

Die Belohnung in Form eines Quartal-Bonus erhalten Sparer aber nur, wenn sie komplizierte Spielregeln beachten. So wird der Quartal-Bonus "rückwirkend für den Teil Ihres Guthabens gewährt, der ein ganzes Kalenderquartal auf Ihrem Sparkonto liegt".

Sparer erhalten anteiligen Quartalsbonus

Besondere Regeln gelten für das Einzahlungs- und Kontoauflösungsquartal. Sparer erhalten vom Tag der ersten Einzahlung bis zum Quartalsende den Quartal-Bonus anteilig. Bestraft werden Kunden, wenn sie die Sparbuch-Beziehung beenden. So gewährt die Postbank in dem Kontoauflösungs-Quartal generell keinen Quartal-Bonus. Mitunter lohnt es sich, einen kleineren Betrag auf dem Sparbuch einfach stehenzulassen.

Seit Mitte Oktober 2007 sattelt die Postbank nun noch einen weiteren Bonus obendrauf: den "Extra-Bonus für Extra-Spargeld", zunächst von einem halben und seit Anfang November 2007 von einem dreiviertel Prozentpunkt - macht 4,75 beziehungsweise 5,00 Prozent. Damit jene Kunden nicht schlechter gestellt werden, die zu früh - also schon im Oktober und in den ersten November-Tagen - Extra-Spargelder einzahlten, verspricht die Postbank nachträglich, alle Einzahlungen vom 15. Oktober 2007 an einheitlich mit 0,75 Prozent zu verzinsen.

Das Postbank-Sparen wird dadurch komplizierter, weil die Bedingungen dieses neuen Extra-Bonus den Grundsätzen des Quartal-Spar-Bonus widersprechen. Erstens gibt es den Extra-Bonus nur für Geld, das zwischen 15. Oktober und 15. Dezember 2007 angemeldet und spätestens bis Ende des laufenden Jahres eingezahlt wird. Sparer müssen zweitens auf einmal mindestens 1.000 Euro neues Spargeld mitbringen, während es den Quartal-Bonus schon vom ersten Euro an gibt.

Extra-Bonus mit Befristung

Dritte Besonderheit: Dieser Dreiviertel-Prozent-Extra-Bonus wird nur für sechs Monate gewährt - von Anfang Januar bis Ende Juni 2008. Somit erhalten Sparer, die beispielsweise 50.000 Euro vom 1. Dezember 2007 bis zum 30. November 2008 anlegen - also für ein Kalenderjahr - bei derzeitigen Konditionen bestenfalls 4,625 Prozent, weil die Postbank den Extra-Bonus nur für die Hälfte der Zeit gutschreibt.

Es gibt auch eine vierte Abweichung gegenüber dem Quartal-Bonus: Die neue Halbjahres-Regelung beim Extra-Bonus dürfte für viele Anleger zur Zinsfalle werden. Wer nämlich in diesen sechs Monaten Geld von seinem Sparbuch abhebt, bekommt vom Auszahltag an diesen Extra-Bonus komplett gestrichen. Dabei spielt die Höhe des abgehobenen Betrags keine Rolle - im Gegensatz zum Quartal-Spar-Bonus.

Fazit: Die Werbestrategie der Postbank dürfte wieder einmal aufgehen. Sie hat bestimmt schon viele neue Anleger-Millionen mit dieser Extra-Spargeld-Bonus-Aktion einsammeln können, da kaum ein Geldhaus derzeit mit den opulenten fünf Prozent der Postbank mithalten kann - zumindest werbemäßig nicht.

Dabei sind etliche Tagesgeldangebote der Konkurrenz mit bis zu 4,25 Prozent für Alt- und Neukunden erheblich attraktiver, denn die Mehrheit der Postbank-Quartal-Sparer dürfte deutlich weniger als die hochgejubelten fünf Prozent bekommen. Wenn es schlecht läuft, steht nicht mal eine Drei vor dem Komma.

© SZ vom 01./02.12.2007/sho/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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