Produkttest:Rabatte für Reisende

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Der ADAC wirbt mit den Guthabenzinsen für seine Kreditkarte. Das Angebot gilt jedoch nicht für jeden.

Horst Biallo

Die ADAC-Kreditkarte sei ab sofort auch zum Sparen da, verkündete kürzlich die Pressestelle des größten deutschen Automobilclubs. "Die Zinsstaffel für Guthaben . . . wurde kräftig angehoben und liegt jetzt bei bis zu 3,4 Prozent", hieß es.

Das klingt zunächst gut. Man muss jedoch auch bei dieser Offerte die Details beachten. Den Zinssatz erhalten nämlich nur die Mitglieder, die sich zum einen die Mobilkarte in Gold leisten und zudem einen Betrag zwischen 10.000 und 24.999,99 Euro auf das Kartenkonto einzahlen. Wer nicht so viel Geld zur Verfügung hat, hat das Nachsehen: Fällt die eingezahlte Summe kleiner aus, gibt es auch weniger Zinsen.

Hinzu kommt, dass die Goldkarte 79 Euro im Jahr als Einzelversion kostet. 89 Euro werden fällig, wenn man sich sowohl die Visa- als auch die Mastercard leistet. Wer sich hingegen nur die Einfachversion für 29 beziehungsweise 39 Euro im Doppelpack gönnt, bekommt 3,25 Prozent für den gleichen Anlagebetrag.

Und wer nur die Billigstversion der ADAC-Kreditkarte, die sogenannte "Starterkarte", für eine Jahresgebühr von zwölf Euro im Geldbeutel hat, der bekommt generell zwei Prozent für alle Beträge - egal welche Höhe - gut geschrieben. Das ist deutlich weniger als bei der Goldversion.

Deren Leistungen sollte man sich darum genauer anschauen. Nach den ADAC-Berechnungen bringt einem der Kauf des Gold-Doppels nach Abzug der Jahresgebühr von 89 Euro noch einen Sparvorteil von insgesamt 120 Euro und damit deutlich mehr als der finanzielle Vorteil von 31 Euro, den das einfache Karten-Doppel einbringen soll.

Beim Tanken sparen

Realistisch ist sicher die Ersparnis von 50 Euro pro Jahr durch den weltweit gültigen Tankrabatt von zwei Prozent bei maximal 2 500 Euro Tankstellen-Umsatz. Das gilt auch für 20 Euro, die man sich über die Auslandsreise-Krankenversicherung erspart, die im Preis enthalten ist - zumindest solange man mit seiner Familie jedes Jahr außerhalb Deutschlands Urlaub macht.

Zweifelhaft sind jedoch eher die beiden nächsten Posten. Weitere 20 Euro Ersparnis sollen sich dadurch ergeben, dass man entweder beim ADAC eine Reise bucht oder für mindestens fünf Tage bei "Holiday Autos" einen Ferienmietwagen bestellt. Das kann zutreffen, muss aber eben nicht.

Der größte Brocken - eine Ersparnis von 119 Euro im Jahr - wird sich allerdings nur für bestimmte Verbraucher ergeben. Denn dabei wird unterstellt, dass das ADAC-Mitglied jedes Jahr eine Reise im Wert zwischen 3000 und 6000 Euro bucht. Der Vorteil für die Karteninhaber: Sie müssen in diesem Fall die notwendige Reiserücktrittskosten-Versicherung nicht extra einkaufen. Ein Blick ins Kleingedruckte zeigt jedoch: Im Gegensatz zur Auslandskrankenpolice ist dieser Schutz an den Einsatz des Plastikgeldes gebunden.

Gold ist nicht immer besser

Wer regelmäßig teurere Reisen bucht und mit der Kreditkarte bezahlt, für den könnte die Goldversion durch Ersparnis des Kaufs einer separaten Rücktrittspolice tatsächlich mehr einbringen als sie kostet. Wer seine Urlaube hingegen nicht mit der Kreditkarte zahlt, fährt mit der etwas niedriger verzinsten und deutlich günstigeren Einfachversion besser.

Pfiffiger hat das Thema Reisen allerdings die Netbank - die Online-Tochter einiger Sparda-Banken - mit ihrer Platinkarte gelöst. Mit 100 Euro Jahresgebühr ist sie nur etwas teurer als die meisten Goldkarten. Im Vergleich zur ADAC-Goldversion beträgt der Preisunterschied elf Euro für das Gold-Doppel beziehungsweise 21 Euro im Vergleich zur einfachen Goldversion.

Dafür gehört zu der Netbank-Mastercard in der Platinversion ein vorbildliches Versicherungspaket. Ob Reiseunfall-, Reiserücktrittskosten-, Familien-Auslandsreise-Kranken- oder Reise-Privathaftpflichtversicherung - keine dieser Policen ist an den Einsatz der Karte gebunden. Eine Ausnahme gibt es dabei allerdings doch: Die Mietwagen-Vollkasko-Versicherung. Was wiederum unproblematisch sein sollte, denn bei Mietwagenunternehmen gehört der Einsatz von Kreditkarten eigentlich zur Tagesordnung.

© SZ vom 14.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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