Produkttest:Postbank: Sparen mit Fallstricken

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Das Institut wirbt derzeit mit 4,25 Prozent Zinsen für ein neues Spar-Produkt. Doch da steht einiges im Kleingedruckten.

Udo Keßler

Die Postbank wirbt derzeit groß mit einer Zahl: "4,25 %*", heißt es in Anzeigen des Geldinstituts. Und in einem roten Balken folgt das Versprechen: "Schon ab dem ersten Euro.*"

Nur wenige Sparer dürften von dem 4,25 Prozent Zinsversprechen der Postbank profitieren. (Foto: Foto: AP)

Diese "extragroßen Zinsen" soll es auf einem normalen Sparbuch mit dem Namen "Postbank Quartal-Sparen" geben. Wichtiger als die 4,25 Prozent sind jedoch die beiden Sternchen, die in einer Fußnote in Minischrift erklärt werden: "*Gesamtzins p.a.".

Dies erweckt beim Sparer den Eindruck, er bekäme für 100 Euro nach einem Jahr 4,25 Euro Zinsen. Doch das ist ein Trugschluss.

Zahlreiche Einschränkungen

Nur wer sich mühsam durch weitere drei Zeilen Kleingedrucktes kämpft, erkennt die Mogelpackung. Tatsächlich vergütet die Postbank ab dem ersten Euro in vielen Fällen deutlich weniger als die gepriesenen 4,25 Prozent.

So sind für dreistellige Anlagesummen maximal 3,25 Prozent drin. Gibt es doch einen der beiden Boni erst ab einem Betrag von 1000 Euro. Aber selbst jene, die glatte 1000 Euro zum Beispiel am 1. Februar 2007 anlegen, erhalten für ein Anlagejahr bis zum 31. Januar 2008 günstigstenfalls einen Effektivzins von 3,75 Prozent, wenn die aktuellen Konditionen unverändert bleiben.

Der Grund: Den mit einer Mindestanlage verknüpften Bonus von einem Prozent schreibt die Postbank maximal für die Hälfte der Zeit gut - also für sechs der zwölf Monate des Jahres 2007. Hinzu kommt: Nur wer eine Reihe weiterer Bedingungen erkennt und erfüllt, kann auf eine halbwegs vernünftige Verzinsung hoffen. Sparer, die hingegen zum falschen Zeitpunkt Geld abheben, erhalten lediglich einen Minizins von 0,5 Prozent pro Jahr.

Produkte mit äußerst kompliziertem Muster

Die Postbank strickt ihre Zinsangebote sehr häufig nach einem äußerst komplizierten Muster - mit vielen Sternchen. So auch beim Quartal-Sparen. Bei Letzterem gab es bis Ende 2006 definitiv keine Mindestanlagesumme. Jeder Einsatz ab 0,5 Euro wurde und wird voll verzinst.

Der Gesamtzins für das Quartal-Sparen setzte sich dabei aus zwei Zahlen zusammen: einer variablen Grundverzinsung von 0,5 Prozent plus einem Quartals-Bonus von variablen 2,75 Prozent. Dieser Bonus wird für Geldbeträge vergütet, die über das gesamte Quartal auf dem Sparkonto bleiben.

Wer etwa vom 30. September 2006 bis zum 2. Januar dieses Jahres 1000 Euro von seinen insgesamt 10000 Euro abhebt, erhält für die verbleibenden 9000 Euro den Quartals-Bonus von 2,75 Prozent. Dieser Quartals-Bonus wird auch im Einzahlungsquartal anteilig vergütet, und zwar ab dem Tag der ersten Einzahlung bis zum Quartalsende.

Extra-Bonus für die Vier vor dem Komma

Um das Quartal-Sparen mit einer "vier" vor dem Komma optisch aufpeppen zu können, sattelte die Postbank von 2007 an nun noch einen weiteren Bonus obendrauf. Den "Extra-Bonus für Extra-Spargeld" von einem Prozent gibt es jedoch nur für Geld, das zwischen dem 1. Januar und dem 31. März 2007 eingezahlt wird.

Sparer müssen bei diesem Bonus aber auf einmal mindestens 1000 Euro neues Spargeld mitbringen. Und bei neu kennt die Postbank wohl kein Pardon. Weist sie doch in ihrer Broschüre darauf hin, dass "Verfügungen von Ihren anderen Postbank Spar- und Tagesgeldkonten vom 01.01. bis 31.03.07 mit Ihrem Extra-Spargeld verrechnet werden".

Weitere Besonderheit: Der neue Ein-Prozent-Bonus wird erst von Anfang April an bis Ende September 2007 gewährt. Noch zwei Haken: Wer in diesen sechs Monaten Geld von seinem Quartal-Sparbuch abhebt, bekommt vom Auszahltag an den Extra-Bonus von einem Prozent komplett gestrichen. Die Höhe des abgehobenen Betrages spielt dabei keine Rolle.

Hohe Zinsen nur bei langer Bindung

Wer also beispielsweise 25.000 Euro auf seinem Quartal-Sparbuch hat und mal eben fünf Euro abheben würde, wird beim Extra-Bonus genauso behandelt, als würde er sein ganzes Guthaben auf einen Schlag abrufen.

Wie beim Sparbuch üblich gilt außerdem eine Kündigungsfrist von drei Monaten: Sparer können also nur bis zu 2000 Euro binnen einen Monats verfügen, ohne Vorschusszinsen entrichten zu müssen. Wer mehr Geld will, zahlt deutlich höhere Vorschusszinsen, exakt ein ganzes Prozent pro Jahr für 90 Tage.

Fazit: Die Postbank verspricht viel mehr Zinsen, als sie später in der Regel vergütet. Zudem hat das Institut in den Bedingungen zum Quartal-Sparbuch etliche Fallstricke eingebaut. Anleger sollten deshalb entweder gar keinen Euro in das Produkt investieren oder ihr Geld nach einer ausgeklügelten Strategie zinsoptimal anlegen. Clevere Sparer zahlen erst Ende März 2007 einige 1000 Euro ein, kassieren zwei verschiedene Boni, kündigen das Sparbuch rechtzeitig und holen ihr Geld erst Anfang Oktober 2007 wieder ab.

© SZ vom 27.01.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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