Produkttest:Nicht die allererste Wahl

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Das "Top-Girokonto" der Norisbank bietet zwar attraktive Konditionen. Doch die Dispozinsen sind hoch.

Horst Biallo

Seit einigen Tagen ist die durch die Deutsche Bank übernommene Norisbank mit neuen Produkten am Markt. Sie will als Filialbank mit Direktbank-Konditionen neue Kunden gewinnen. Eines der Kernprodukte ist das "Top-Girokonto", für das das Institut mit dem Slogan "Keine Sternchen, kein Kleingedrucktes" wirbt. Aber ist das Angebot wirklich eine Top-Offerte?

Auf den ersten Blick gibt es tatsächlich einige Pluspunkte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Filialbanken wird kein bestimmter monatlicher Geldeingang oder ein Durchschnittsguthaben für den Verzicht auf die monatliche Grundgebühr verlangt, egal ob der Kunde das Konto über eine der knapp 100 Filialen oder übers Internet führt. Die Anzahl der Geldautomaten ist mit gut 7000 beachtlich, da man sich auch bei Deutscher und Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Commerzbank und Postbank bedienen kann.

Als "Top-Produkt" muss es sich jedoch mit den Spitzenangeboten der Konkurrenz vergleichen lassen. Und da sind zumindest Online-Banker bei Deutscher Kreditbank (DKB) oder ING-Diba besser aufgehoben. Denn diese bieten zusätzlich eine kostenlose Bargeldversorgung - entweder weltweit (DKB) oder zumindest für den gesamten Euroraum (ING-Diba). Zudem liegen deren Soll- und Überziehungszinsen deutlich unter denen der Norisbank. Die DKB fordert 7,90 Prozent, die ING-Diba 9,00 Prozent nominal für den Dispokredit, beide jeweils 12,00 Prozent für die geduldete Überziehung. Die Norisbank verlangt 12,95 beziehungsweise satte 16,95 Prozent.

Platz drei für das "Top-Girokonto"

Sieht man sich die wirklichen Top-Offerten unter den Filialbanken genauer kann, kann die Norisbank nicht ganz mithalten. Die Konten der Mitglieder der PSD-Bankengruppe sind ebenfalls gebührenfrei, ohne einen bestimmten Geldeingang zu führen. Die Maestro- und Kreditkarte gibt es bei den meisten auch kostenlos dazu. Das Geldautomatennetz ist mit mehr als 17.000 Stück jedoch deutlich enger, und die Sollzinsen sind niedriger.

Zumindest nicht schlechter ist das "Willkommenskonto" der HypoVereinsbank, deren Tochter die Norisbank auch einmal war. Somit gebührt der Norisbank bei den Filialkonditionen der Platz drei - und auch bei den Direktbanken kann man die Bank frei nach dem Motto "Geht doch!" auf Rang drei einstufen. Schließlich haben alle genannten Konkurrenten eine wesentlich breitere Produktpalette als die Norisbank. Aber vielleicht bessert diese ja noch einmal nach.

© SZ vom 29./30.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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