Produkttest:Jetzt oder nie

Lesezeit: 2 min

Eine bessere Welt gibts obendrauf: Die Weltbank-Anleihe der Dekabank ist attraktiv für alle, die das Papier rasch kaufen und ein Jahr lang behalten möchten.

Udo Keßler

"Finanzielle Sicherheit verbunden mit einer attraktiven Rendite und verantwortungsvollem Handeln": So charakterisiert die Dekabank, der zentrale Fondsanbieter der Sparkassen-Finanzgruppe, eine neue Anleihe der Weltbank. Die Gelder dieser Anleihe, voraussichtlich 250 Millionen Euro, wird die Weltbank zielgerichtet für bestimmte Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern einsetzen, um Armut nachhaltig zu bekämpfen.

Die Dekabank hält, was sie verspricht. Doch nicht alle Sparkassenmitarbeiter sind mit dem Produkt gut vertraut. (Foto: Foto: dpa)

Die Konditionen der Weltbank-Anleihe: Laufzeit bis zum 7. November 2008, Nominalzins 3,85 Prozent. Noch voraussichtlich bis zum 2. November 2007 können Sparer diese Anleihe bei Sparkassen zu einem Emissionspreis von 100 Prozent zeichnen. Der Vorteil: Hierbei entfallen die üblichen Kaufgebühren. Somit beträgt die Netto-Rendite ebenfalls 3,85 Prozent.

Wer die Mindestsumme anlegt, muss mit zusätzlichen Kosten rechnen

Nach Ablauf der Zeichnungsfrist kann das Papier dagegen über alle Geldhäuser ge- und verkauft werden. Dann fallen jedoch die jeweils üblichen Provisionen an. Vor allem bei kurzlaufenden Anleihen reduzieren diese Gebühren von meist einem halben Prozent erheblich die Rendite.

Wegen der üblichen Mindestgebühren müssen jene Investoren, die nur die erforderliche Mindestsumme von 1000 Euro anlegen wollen, häufig mit zusätzlichen Kosten rechnen. Hinzu kommt, dass diese Anleihe an der Börse nicht gehandelt wird.

Also stellt nur die Dekabank den Banken und Sparkassen einen Tageskurs. Und dieser kann marktgerecht sein, muss aber nicht. Aus all diesen Gründen sollten Anleger die Weltbank-Anleihe am besten innerhalb der Zeichnungsfrist erwerben und möglichst bis zur Fälligkeit halten.

Bei der ein Jahr lang laufenden Weltbank-Anleihe mit 3,85 Prozent Rendite handelt es sich um ein absolut sicheres Papier - auf einer Stufe mit Bundestiteln. So haben Rating-Agenturen dem Emittenten Weltbank die bestmögliche Kreditwürdigkeit bescheinigt. Allerdings werfen andere Zinspapiere mit vergleichbarer Bonität wie der einjährige Finanzierungsschatz des Bundes, der ebenfalls gebührenfrei zu erwerben ist, mit 3,95 Prozent etwas mehr ab.

Stichproben in den Sparkassen

Ein weiterer Vergleich: Staatsanleihen der Euro-Länder mit höchster Kreditwürdigkeit und einer Restlaufzeit von rund einem Jahr bringen noch mehr Rendite - aber nur brutto. Nach Abzug anfallender Kaufgebühren schneiden sie kaum besser ab als die Weltbank-Anleihe.

Anders sieht es beim Zwölf-Monats-Festgeld aus. Hier winken dem Anleger für 5000 Euro im Schnitt 4,13 Prozent Rendite, in der Spitze sogar 4,55 Prozent. Sowohl beim Finanzierungsschatz als auch beim Festgeld kommt der Anleger allerdings erst nach einem Jahr wieder an sein Geld - im Gegensatz zu dem Dekabank-Papier.

Fazit: Alle drei Versprechen des Instituts wie "sichere Anlage", "attraktive Rendite" und "für eine bessere Welt" hält die Anleihe. Sie ist auch für weniger ethisch orientierte Anleger eine gute Alternative. Mitunter müssen Sparer aber viel Geduld und Zeit mitbringen, wenn sie in einer Sparkasse Näheres zur Anleihe wissen oder diese zeichnen wollen.

Das ergaben zwei Stichproben - eine in der Zentrale der Sparkasse einer Landeshauptstadt, die andere in der Hauptstelle einer Ruhrgebietsstadt. An beiden Orten lagen keine Informationen aus. Selbst die Anlageberater kennen, wie Anfragen zeigten, das Produkt nicht - trotz genauer Beschreibung.

Telefonisch um Rat gefragte, hausinterne Wertpapier-Spezialisten benötigten mitunter mehr als zehn Minuten, bis sie Informationen im Netz fanden. In der Landeshauptstadt wird die Anleihe sogar schlecht geredet: "3,85 Prozent pro Jahr - jede hauseigene Inhaberschuldverschreibung bringt da mehr." Und eine Beraterin im Ruhrgebiet erklärte lapidar, ihr "Hauptanliegen" gelte einem Deka-Aktienfonds. Schade eigentlich.

© SZ vom 20.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: