Produkttest:In festen Händen

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Die "Topzins-Anlage" der Commerzbank bietet hohe Rendite und Sicherheit - aber nur geringe Flexibilität. Anleger sollten ziemlich sicher sind, dass sie das Geld, das sie in das neue Meisterwerk stecken, nicht so schnell benötigen.

Peter Lutzmann

"Ein Meisterwerk: Hohe Zinsen und gleichzeitig volle Sicherheit!" So wirbt die Commerzbank in Zeitungsanzeigen und im Internet für ihre Topzins-Anlage mit einem Jahr Laufzeit. Mit Zeichnungen im Stil des spanischen Künstlers Joan Miró lockt der Zinssatz von 4,6 Prozent. Klingt gut. Doch wie viel bleibt, wenn man das Angebot mit dem magischen Dreieck Rendite, Sicherheit und Liquidität intensiv prüft? Gilt doch üblicherweise für Geldanlagen: Alle drei Dinge auf einmal geht nicht.

Das trifft im Prinzip auch für das Commerzbank-Angebot zu. Hat das Geldhaus doch schon vor gut einem Jahr mal ein "Meisterwerk" angeboten. Geworben wurde damals mit dem Slogan "Hohe Zinsen und trotzdem hohe Sicherheit". Es gab vergleichsweise stolze vier Prozent für eine Inhaberschuldverschreibung. Zusätzlich war das Produkt nach Angaben der Banker auch noch flexibel, weil der Kunde es jederzeit während der Laufzeit zurückgeben konnte. Da hatte die Werbung den Mund aber etwas zu voll genommen. Zwar bekamen Rendite und Flexibilität gute Noten. Bei der Sicherheit reichte es nur für ein "befriedigend". Handelte es sich doch um eine nachrangige Anleihe, bei der die Käufer im - wenn auch unwahrscheinlichen - Falle von Zahlungsschwierigkeiten der Commerzbank wohl leer ausgehen würden.

Die Commerzbank hat dazugelernt

Wie gut ist nun das neue Meisterwerk? Die Commerzbank hat erfreulicherweise dazugelernt. Bei der neuen Topzins-Anlage handelt es sich nicht mehr um eine nachrangige Inhaberschuldverschreibung, sondern um eine Termineinlage - ein Festgeld, bei dem bis zum 31.12.2007 mindestens 5000 Euro und maximal 100000 Euro einzuzahlen (allerdings nur für neue Kundengelder).

Diesmal stimmt auch der Werbespruch in Bezug auf die "volle Sicherheit". Denn Festgelder sind wie Sichteinlagen auf dem Girokonto, Tagesgelder oder auf Namen lautende Sparbriefe Teil des Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken, eines Zusammenschlusses von Geschäfts- und Privatbanken in Deutschland, um Kundengelder über einen Fonds zu sichern. Geht mal eine Mitgliedsbank pleite, springt der Fonds ein und zahlt den Kunden ihr Geld zurück. Die Einlagen der Commerzbank sind beispielsweise bis 3,8 Milliarden Euro pro Person abgesichert.

Wie steht es mit den versprochenen "hohen Zinsen"? Der Zinssatz der Commerzbank mit 4,6 Prozent für ein Jahr ist ebenfalls gut. Zwar gibt es eine Handvoll Festgeldanbieter, die für einen Anlagezeitraum von zwölf Monaten einige Zehntelprozentpunkte mehr zahlen. Aber hier müssen die Anleger in puncto Sicherheit achtgeben, da Einlagen vieler dieser Banken nur bis 20000 Euro gesichert sind. Höhere Anlagebeträge könnten im schlimmsten Fall gefährdet sein.

Schon verdächtig!

Die zwei in der Werbung versprochenen Punkte sind also erfüllt. Fehlt noch die Flexibilität, auch Verfügbarkeit oder Liquidität im Fachjargon genannt, der dritte Punkt des magischen Dreiecks? Schon verdächtig, weil dieser in der Werbung gar nicht erst erwähnt wird. Kommt der Kunde dennoch jederzeit bequem an sein Geld? Nein! Ein Festgeld, wie der Name andeutet, liegt fest. Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt sagt dazu: "Grundsätzlich ist eine vorzeitige Verfügungsmöglichkeit bei Termineinlagen nicht möglich, so dass kein Auflösungsanspruch besteht." Sie räumt aber ein, dass "in begründeten Notfällen, wie beispielsweise einer nachgewiesenen sozialen Notsituation, die Bank dem Auflösungswunsch zustimmen" könne. Für viele könnte das konkret heißen, dass sie, wenn sie aus anderen Gründen Geld brauchen, es sich wohl bei einem Geldhaus oder im privaten Umfeld leihen müssen.

Fazit: Das magische Dreieck hohe Rendite, volle Sicherheit und Liquidität ist zwar nur in den ersten zwei Punkten erfüllt. Die Topzins-Anlage der Commerzbank kann sich aber sehen lassen. Anleger, die ziemlich sicher sind, dass sie das Geld, das sie in das neue Meisterwerk stecken, die kommenden zwölf Monate definitiv nicht benötigen, finden in diesem Produkt derzeit ein solides Festgeld. Wer dagegen annimmt, dass die Sparzinsen künftig steigen, kann natürlich auch Geld in ein derzeit hoch verzinstes Tagesgeldangebot oder ein kürzer laufendes Festgeld anlegen, da gibt es derzeit unter Umständen sogar noch mehr Zinsen. Später, wenn die Annahme zutreffen sollte, parkt der Sparer sein Festgeld zu einem höheren Zins.

© SZ vom 8./9.12.2007/sma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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