Produkttest:Für Spender mit Gottvertrauen

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Die katholische Kirche will den Mainzer Dom erhalten - mit einem Wertpapier. Die fromme Geldanlage birgt allerdings erhebliche Risiken.

Wolfgang Klöters

"Mit dieser Anleihe ist die Chance auf eine attraktive Rendite gegeben", wirbt der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann in einem Werbeblatt für die Mainzer Dom-Anleihe.

Der Mainzer Dom, eine dreischiffige romanische Säulenbasilika mit gotischen und barocken Elementen. (Foto: Foto: dpa)

Der katholische Würdenträger äußert sich aus gutem Grund zu Geldanlage-Fragen. Denn mit Ausgabe des Wertpapiers kommt ein Aufgeld dem Erhalt der jahrhundertealten Bischofskirche zugute. Doch Vorsicht: Die Anleihe birgt Risiken. Anleger wetten bei Zeichnung des Titels auf die Entwicklung von Aktienkursen.

Beworben wird konkret: Erstens gebe es Chancen auf bis zu 50 Prozent Rendite, berechnet anhand des Nennbetrags einer Schuldverschreibung innerhalb eines Zeitraums von etwas mehr als fünf Jahren.

Zweitens bestünden Aussichten auf zehn Prozent Rendite, jeweils innerhalb mehrerer Zeiträume von jeweils einem Jahr.

Möglich machen soll das eine Anleihe, die von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) in einer Stückelung zu je 1000 Euro emittiert wird (Isin: DE000LBW3QT6).

Der Ausgabepreis beträgt 101 Prozent des Nennbetrages. Das Aufgeld von einem Prozentpunkt auf den Nennbetrag - je 1000 Euro also zehn Euro - wird nicht angelegt und fließt quasi als Spende direkt in die Kassen der "Stiftung Hoher Dom zu Mainz". Die noch im Aufbau befindliche Stiftung soll helfen, das Baudenkmal Mainzer Dom zu erhalten und zu fördern.

Renditechancen haben ihren Preis

Die Zeichnungsfrist der Anleihe endet an diesem Donnerstag, danach wird sie am geregelten Markt der Stuttgarter Wertpapierbörse gehandelt. Angesichts der Börsennotierung ist klar: Der Kurswert kann bis zum spätesten Endfälligkeitstag am 26. November 2012 sowohl unter als auch über 100 Prozent des Nennwertes liegen. Am Laufzeitende wird die Anleihe allerdings garantiert zu hundert Prozent des Nennwertes zurückgezahlt.

Die von Kardinal Lehmann versprochenen attraktiven Renditechancen haben allerdings ihren Preis: Laufzeit und Bonuszahlungen sind unsicher. Statt Zinsen - wie bei einer normalen Anleihe mit fester Laufzeit - erhalten Zeichner der Dom-Anleihe nur unter bestimmten Voraussetzungen Boni, die dann mit der sofortigen Rückzahlung der Anleihe verbunden sind.

Ob überhaupt Boni fließen, hängt davon ab, wie sich die Werte der Aktienindizes Dax und Divdax in maximal fünf Perioden entwickeln. Der Dax ist der Index der 30 großen Standardaktien in Deutschland, im DivDax sind jene 15 Dax-Mitglieder mit der höchsten Dividendenrendite enthalten. Die Dividenrendite ist die jeweilige Dividende in Relation zum Aktienkurs.

Das Bonus-System im Detail: Anleihe-Zeichner erhalten nach der ersten Periode von gut einem Jahr eine Bonuszahlung von zehn Prozent auf den Nennwert der Anleihe - wenn sich der DivDax am Stichtag 17. November 2008 gleich oder besser entwickelt hat als der Dax.

Ist das der Fall, wird die Anleihe am 24. November 2008 zurückgezahlt; andernfalls läuft sie ohne Bonuszahlung weiter. Im Jahresrhythmus werden erneut Wertvergleiche angestellt, wobei die möglichen Bonuszahlungen an jedem Stichtag um zehn Prozent steigen. Hat der DivDax am zweiten Stichtag nicht schlechter abgeschnitten als der Dax, wird die Anleihe am 24. November 2009 mit einem Bonus von 20 Prozent ausgezahlt; so geht es in den nächsten Perioden weiter.

Unterm Strich ist die Dom-Anleihe damit nichts anderes als eine Wette auf die Wertentwicklung des DivDax. Im besten Fall erhalten Anleger bei Endfälligkeit den Nennwert der Anleihe plus 50 Prozent Bonus, im schlechtesten Fall gibt es lediglich das investierte Kapital zurück. Das Aufgeld von einem Prozent des Nennwertes ist auf jeden Fall verloren, weil gespendet.

Für Anleger mit Mut zum Risiko

Die Chancen, mit der Dom-Anleihe viel Geld zu verdienen, sind begrenzt, wie die Emissionsbank selbst zugibt. Im Rückblick wäre die Anleihe plus Bonus in einem Betrachtungszeitraum vom 20. September 1999 bis 20. September 2007 in 91,6 Prozent aller untersuchten Fälle nach einem Jahr ausgezahlt worden, in den restlichen Fällen spätestens nach zwei Jahren. Allerdings: Eine Garantie für attraktive Renditen ist das nicht. "Die frühere Performance ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse" heißt es im Produkt-Flyer.

Fazit: Die Dom-Anleihe eignet sich ausschließlich für Anleger mit Mut zum Risiko, die gleichzeitig den Erhalt der Mainzer Bischofskirche unterstützen wollen. Wer dieses Risiko scheut, sollte besser in Festgeld-Anlagen investieren. Dann ist das Kapital - im Gegensatz zu Tagesgeld - zwar nicht frei verfügbar, doch kann jeder die Anlagedauer selbst bestimmen. Aus den sicheren Erträgen lässt sich dann immer noch eine Spende für das Gotteshaus abzweigen.

© SZ vom 27./28.10.2007/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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