Produkttest:Die "ZinsAss-Anleihe" als riskantes Pokerspiel

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Die "ZinsAss-Anleihe" der HypoVereinsbank verspricht sechs Prozent Zinsen und den kompletten Kapitalerhalt - trotzdem kann einiges schiefgehen.

Nadine Oberhuber

Jeder wünscht sich ab und zu, ein Ass im Ärmel zu haben. Das könnte bei der Wette auf fallende oder steigende Börsenkurse nicht schaden.

(Foto: SZ-Grafik)

Die HypoVereinsbank (HVB) lockt derzeit damit, einen Trumpf anzubieten, das andere aussticht und nennt ihn die "HVB 6% ZinsAss Anleihe". Vielversprechend fragt die Bank in ihrer Werbung: "Wünschen Sie sich auch Zinsen wie vor 15 Jahren und eine Rückzahlung zu 100 % am Laufzeitende? Dann sollten Sie sich die HVB 6 % ZinsAss Anleihe auf 25 renommierte Blue-Chip-Aktien näher anschauen!" Anlegern, die tatsächlich näher hinsehen, dürfte aber schnell auffallen, dass nicht alle Karten der HVB Asse sind.

Die Zeichnungsfrist für die zweite Tranche der strukturierten Anleihe läuft noch bis zum 23. März. Mit dem Zinssatz von sechs Prozent trumpft die sechsjährige Inhaberschuldverschreibung aber nur im ersten Jahr auf. Und auch nur vor Abzug der Kosten. Denn der Ausgabeaufschlag liegt bei zwei Prozent. In den fünf Folgejahren garantiert die HVB nur noch magere ein Prozent Zinsen.

Versprochene Zinsen nur nur einer Bedingung

Zwar hat der Anleger die Chance, mehr Zinsen zu kassieren, aber im Prinzip nur unter einer Bedingung: Keines der 25 Unternehmen darf sich einen größeren Ausschlag nach unten erlauben, wenn ein Zinsgewinn herausspringen soll, der über den vier Prozent für zehnjährige Bundesanleihen liegt. Das ist selbst für Standardwerte (Blue Chips) eine Herausforderung.

Basiswerte für die Zinsass-Anleihe sind Aktien von 25 international bekannten Unternehmen, wie Axa, Coca-Cola oder Toyota. Darunter sind aber auch an der Börse derzeit weniger überzeugende Titel wie Mitsubishi Financial. An ihrem Kursverlauf bemisst sich die Verzinsung ab dem zweiten Laufzeitjahr.

Entscheidend sind jeweils die drei Aktien mit der schwächsten Leistungskurve. Ihre Abweichung vom Börsenkurs des Vorjahresstichtags wird jedes Jahr im Februar festgestellt und dann die Durchschnittsentwicklung für alle drei ermittelt. Anschließend wird dieser Wert mit 0,4 multipliziert und zum Zinssatz von sechs Prozent hinzuaddiert - beziehungsweise davon abgezogen, wenn er negativ ist.

Der Negativ-Fall

Folge: Das Ergebnis am Ende muss nicht über einem Prozent liegen. Ein Beispiel: Notieren die drei schlechtesten Aktien jeweils um 16 bis 30 Prozent unterhalb ihres Vorjahreswerts - wie es im Februar 2007 der Fall gewesen wäre -, geht ein Durchschnittskurs von minus 20 Prozent in die Berechnung ein. Heraus käme so ein Zinssatz von minus zwei Prozent, den die HVB dann auf den Mindestzins von einem Prozent aufstockt.

Nur wenn sich alle 25 Werte positiv entwickeln und selbst die Schlechtesten im Schnitt ein Prozent zulegen, bekommt der Anleger auch in einem Folgejahr rund sechs Prozent Zinsen oder sogar mehr gutgeschrieben - in diesem Fall 6,4 Prozent. Der Vorteil dabei: Der einmal erreichte Zinssatz wird festgeschrieben. Die 6,4 Prozent hätte der Kunde auch in den Folgejahren sicher. Spätere Kursabstürze selbst auf breiter Front treffen ihn nicht. Außerdem können die Papiere über die Jahre besser werden.

Jede dritte Investition wird nur minimal verzinst

Die Statistiker der HVB sagen: Würde man die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre in die Zukunft übertragen, hätte der Kupon in 54 Prozent der Fälle mindestens zehn Prozent Zinsen abgeworfen. Bei fast jeder dritten Investition wäre jedoch nur der Mindestzins ausgezahlt worden.

Fazit: Das Produkt ist wie ein Pokerspiel. Die Gefahr, einige Jahre nur den Mindestzins ausgezahlt zu bekommen, ist angesichts des derzeit relativ hohen Niveaus der Aktienmärkte groß. Selbst bei weiter steigenden Kursen können einzelne Unternehmen immer abfallen. Im schlimmsten Fall läge die Gesamtverzinsung nach Kosten dann bei 1,83 Prozent pro Jahr. Das gleicht gerade mal die Inflationsrate aus. Ein Grund, nostalgisch zu werden, ist das nicht unbedingt.

© SZ vom 24.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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