Produkttest:Die "x-cite-Card" der Royal Bank of Scotland

Lesezeit: 2 min

Null Prozent Zinsen zahlen für die ersten sechs Monate, verspricht die RBS. Doch nach den sechs Monaten wird's teurer.

Horst Biallo

Mit Macht drängen ausländische Banken nach Deutschland. Die niederländische ING-Group bemächtigt sich der Diba. Der US-Konzern General Electric schluckt die Allbank und macht aus ihr die GE Money Bank.

(Foto: Grafik: sueddeutsche.de)

Die italienische UniCredit verleibt sich die HypoVereinsbank ein. Und die Nummer zwei Europas, die britische Royal Bank of Scotland (RBS), mischt mit unkonventionellen Methoden den deutschen Kreditmarkt auf.

Nachdem die Schotten in Zusammenarbeit mit dem Kaffee-Röster Tchibo einen günstigen Internet-Kredit auf den Markt geworfen haben, gibt es nun einen Kredit über maximal 5000 Euro (fast) kostenlos.

So bietet die RBS ihre Kreditkarte mit Namen "x-ite-card" über das Internet feil. Entsprechende Bonität vorausgesetzt, die durch eine Schufa-Anfrage überprüft wird, überweisen die Schotten diesen Maximalbetrag auf das Gehaltskonto.

Null Prozent Zinsen

Der Zinssatz hierfür beträgt in den ersten sechs Monaten null Prozent. Danach wird dem Kunden ein Effektivzins von derzeit 12,85 Prozent in Rechnung gestellt. Als Mindesttilgung verlangt die Bank monatlich fünf Prozent des Kreditbetrages, mindestens jedoch zehn Euro, die dem Kreditkonto belastet werden. Das klingt gut, aber enthält das Angebot keine Fallen?

Zunächst fällt ins Gewicht, dass die RBS eine Jahresgebühr von 28,50 Euro erhebt. Zum Vergleich: Die Mastercard der KarstadtQuelle Bank gibt es zum Beispiel kostenlos. Andererseits erstatten die Schotten diesen Betrag, setzt der Kunde im Jahr mindestens 5000 Euro mit der Kreditkarte um.

Wer jedoch rechnet und die zur Verfügung gestellten 5000 Euro gleich für ein halbes Jahr bei einer anderen Bank anlegt, erzielt damit maximal 99 Euro an Zinsen. Denn die Amsterdam Trade Bank offeriert vier Prozent für ihr Online-Tagesgeld.

Wem das täglich fällige Geld zu unsicher ist, entscheidet sich für ein sechsmonatiges Festgeld der Finansbank Holland (3,75 Prozent) und erhält 93 Euro Zinsen.

Noch mehr sparen natürlich all die Leute, die mit dem zinslosen Kredit eine bereits bestehende Kreditlinie ablösen. Gemeint ist hier die Überziehung des Gehaltskontos, für die Dispozinsen zwischen 7,90 und 14,98 Prozent oder Überziehungszinsen zwischen 11,74 und 18,75 Prozent fällig werden.

Rein rechnerisch bringt das eine Zinsersparnis von 221,50 Euro (250 Euro minus Jahresgebühr), unterstellt man nur einen Zins von zehn Prozent über die sechs Monate.

Die Rechnung der Schotten sieht natürlich anders aus. Sie hoffen darauf, dass die meisten Kunden die Warnung der Verbraucherschützer in den Wind schreiben, wonach eine neue Kreditlinie oft nicht zur Ablösung von alten Darlehen genutzt wird, sondern in eine Verschuldungsspirale führt.

Was zudem auf den ersten Blick so nicht auffällt: Die "x-ite-card§ ist eine echte Kreditkarte, wie man sie vornehmlich in den englisch-sprachigen Ländern kennt und keine "charge card", wie sie bei uns üblich ist und bei der nach der Abrechnungsperiode automatisch der fällige Monatsbetrag vom Gehaltskonto abgebucht wird.

Unterschied zur gewöhnlichen Kreditkarte

Bei einer Kreditkarte muss man von sich aus aktiv werden und den Gesamtbetrag oder einen Teil davon überweisen. Bei der RBS sind das die oben erwähnten fünf Prozent des zur Verfügung gestellten Darlehens.

Die Bank kalkuliert natürlich damit, dass man die Kreditkarte nicht nach dem halben Jahr zurückgibt und den Saldo von 5000 Euro einfach wieder ausgleicht. Sie hofft, dann die erwähnten 12,85 Prozent in Rechnung stellen zu können. Hinzu kommt: Wer sich mit dieser Plastik-Karte Bargeld besorgt, wird jedes Mal mit mindestens 5,25 Euro zur Kasse gebeten.

Viele Banken geben heute deutlich mehr als 100 Euro an Marketing-Aufwand aus, um einen neuen Kunden zu gewinnen. Da fallen Kreditzinsen für 5000 Euro bei sechs Monaten Laufzeit in der heutigen Niedrigzins-Phase kaum ins Gewicht.

Übrigens: Dieses Angebot ist nicht auf der offiziellen Internet-Seite der RBS zu finden, wohl aber unter www.null-zinsen.de.

© SZ vom 02.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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