Produkttest:Der 1,95-Prozent-Darlehenszins von Schwäbisch Hall

Lesezeit: 3 min

Der Bauspartarif ist für das Schaufenster - denn er taugt nur zum Modernisieren und Umbauen.

Udo Keßler

"Wir drücken den Bauspardarlehenszins auf winzige 1,95 %*" - so wirbt derzeit die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Ein echter Hingucker für potentielle Bauherren.

Die Bausparkasse Schwäbisch-Hall lockt Häuslebauer mit einem Zinssatz von 1,95 Prozent. (Foto: Foto: ddp)

Auch wenn der mit Sternchen im Kleingedruckten ausgewiesene effektive Jahreszins von "ab 2,34 %" die Zwei-Prozent-Hürde deutlich reißt, liegt der plakatierte Zins immer noch um mehr als zwei Prozentpunkte unter dem, was Banken und Sparkassen zur Zeit für langfristige Baukredite verlangen. Neben der Nummer eins locken auch Bausparkassen wie LBS, Wüstenrot und BHW mit einem Darlehenszins von nominal unter zwei Prozent.

Hierbei werden allerdings schnell Äpfel mit Birnen verglichen. Denn das billige Bauspardarlehen ist keineswegs mit einem klassischen Hypothekenkredit gleichzusetzen.

So gibt es bei Schwäbisch Hall und Co. billiges Baugeld nämlich nicht sofort auf Antragstellung wie bei einer Bankhypothek, sondern nur als Bauspardarlehen aus einem im Tarif "Fuchs-Spezial" abgeschlossenen Bausparvertrag. Das heißt: Bevor das Darlehen zum Dumpingzins zugeteilt wird, muss erst einmal die Hälfte der Vertragssumme eingezahlt sein. Und das dauert.

Langes Warten auf Baugeld

Selbst wer viel Geld auf der hohen Kante hat und das volle Mindestguthaben sofort bei Vertragsabschluss überweist, muss beim schwäbischen Baufinanzierer rund 44 Monate warten, bis das günstige Baugeld fließt. Wird hingegen normal angespart, also die monatlich vorgesehene Regelsparrate von 0,5 Prozent der Bausparsumme pünktlich überwiesen, vergehen im "chs-Spezial""-Tarif derzeit rund achteinhalb Jahre bis zur Zuteilung.

Die Zeit der Ansparphase kostet den Bausparer aber jede Menge Geld. Genauer sind es entgangene Anlagezinsen in einer meist vierstelligen Summe. Denn im Guthaben-Zinsvergleich schneidet Schwäbisch Hall schlecht ab. Sie vergütet für das angesparte Geld im "Fuchs-Spezialtarif" lediglich ein mageres Prozent pro Jahr, kassiert aber zuvor eine Abschlussgebühr von einem Prozent der Bausparsumme.

Günstige Tagesgeldkonten werfen dagegen derzeit das Dreifache an Zinsen ab. Diese Zinsdifferenz von zwei Prozentpunkten und die Abschlussgebühr erhöhen letztlich den Preis des Bauspardarlehens erheblich. Wie hoch diese Einbußen tatsächlich sind, dazu ein Beispiel: Wer Monat für Monat 250 Euro einzahlt, verbucht als Bausparer nach einer siebenjährigen Ansparzeit Zinseinnahmen von 758 Euro. Davon bleibt nach Abzug der Abschlussgebühr in Höhe von 420 Euro (Bausparsumme 42.000 Euro) weniger als die Hälfte übrig, vereinfacht gerechnet 338 Euro.

Tagesgeldkunden erhalten dagegen satte 2361 Euro gut geschrieben. Bausparer müssen folglich ein um 2023 Euro höheres Darlehen aufnehmen als clevere Zinsjäger. Dafür fehlt den Tagesgeldkunden jedoch die Zinssicherheit für ein späteres Baudarlehen.

Jeder Vorteil hat seinen Preis

Auch wer mit Blick auf den sicheren Baugeldzins auf die Steine von Schwäbisch Hall bauen möchte, sollte nicht blind auf den Schaufenster-Tarif "Fuchs-Spezial" setzen. Denn innerhalb des Bausparsystems hat jeder Vorteil seinen Preis.

Um das Baugeld für den Mini-Zins von 1,95 Prozent zu bekommen, müssen Bausparer an anderer Stelle Abstriche machen - zum Beispiel bei der Höhe des Bauspardarlehens: Werden 83 Monate lang 250 Euro in den Vertrag einzahlt, gewährt die Kasse für ein Ansparguthaben von 21.127 Euro im Tarif "Fuchs-Spezial" nach heutigem Stand in sieben Jahren und vier Monaten ein Darlehen von lediglich 20.872 Euro.

Fließen die gleichen Raten dagegen beispielsweise in die Tarifvariante "Fuchs-Mindestguthaben 40 %", eine der fünf anderen angebotenen Vertragsspielarten, winkt nach sieben Jahren und zwei Monaten ein Bausparkredit von stolzen 31015 Euro, allerdings zum teureren Effektivzins von jährlich 3,78 Prozent. Während die Bausparkasse hier also je angespartem Euro 1,47 Euro Darlehen bereitstellt, gibt es für Fuchs-Spezial-Sparer nur 98,8 Cent Kredit.

Hohe monatliche Belastung

Weiterer Nachteil des Spezial-Tarifs: Der Kunde muss den Kredit auch noch wesentlich schneller tilgen. Können sich Bauherren in der Variante "Mindestguthaben 40 %" bei 312 Euro Monatsrate mit der Rückzahlung der 31.015 Euro neun Jahre und zehn Monate Zeit lassen, will die Kasse ihr billigstes Baugeld von 20.872 Euro bereits nach fünfeinhalb Jahren komplett wiedersehen. Relativ hoch fällt mit monatlich 336 Euro die Belastung aus.

Fazit: Wegen der hohen Tilgungsbelastung werden größere Finanzierungen für Bauherren mit dem "Fuchs-Spezial"-Tarif kaum zu stemmen sein. Auch die Bausparkasse räumt dies ein - wenn auch ziemlich versteckt. So empfehlen die Schwäbisch Haller im Rahmen ihres Online-Bauspar-Rechners den Tarif nur für jene Hauseigentümer, die renovieren oder umbauen und den Kredit schnell tilgen wollen. In der Werbung suchen Häuslebauer solch wichtige Zusatzinformationen leider vergebens.

© SZ vom 03.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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