Produkttest:Das kostenlose Girokonto der Commerzbank

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Zwar ist es nicht so einmalig, wie die Commerzbank posaunt, doch trotzdem ein gutes Angebot: das kostenlose Girokonto. Aber es geht noch besser.

Horst Biallo

"Als erste große Filialbank", so teilt die Commerzbank mit, biete sie "ab 8. Dezember 2006 ein kostenloses Girokonto künftig als Basisprodukt an".

Das hört sich gut an, stimmt aber so nicht. Richtig hätte es heißen müssen: Als "vorletzte" große Filialbank biete sie nun das an, was Postbank, Dresdner Bank und HypoVereinsbank (HVB) ihren Kunden schon lange offerieren, von den meisten kleineren Filialbanken ganz zu schweigen.

Nur die Deutsche Bank - als letzte große Filialbank - stellt ihren Kunden noch eine monatliche Grundgebühr für das Girokonto in Rechnung.

Gute Nachrichten für Commerzbank-Kunden

Für die Stammkunden der Commerzbank ist das Angebot zunächst einmal eine gute Nachricht: Sie können jetzt einfach auf das gebührenfreie Girokonto umsteigen und ersparen sich dadurch Grundgebühren von 4,90 beziehungsweise 7,90 Euro im Monat. Das ist nicht selbstverständlich. Die HVB beispielsweise bietet ihre attraktivste Girokonten-Variante, das kostenlose "Willkommenskonto", nur der neuen Klientel an.

Commerzbank-Kunden können allerdings nur dann auf die gebührenfreie Version umsteigen, wenn sie über einen monatlichen Geldeingang von 1200 Euro verfügen. In diesem Fall entfällt auch die Gebühr von 0,89 Euro, die sonst für beleghafte Überweisungen bei der kostengünstigeren Kontenvariante (4,90 Euro/Monat) jedes Mal fällig geworden wäre.

Solche Kosten stellen einem die meisten Banken bei ihren gebührenfreien Konten fast immer in Rechnung. Doch die Frankfurter Großbank hat mit ihrer neuen Offerte ehrgeizigere Ziele, als nur Stammkunden zu halten. Mit dem kostenlosen Girokonto, so Vorstandsmitglied Achim Kassow, "wollen wir noch mehr Kunden von der Commerzbank überzeugen." Damit der Umstieg leichter fällt, lobt sie ein Startguthaben von 50 Euro aus.

Es geht noch besser

Für welche Verbraucher, die bisher mit ihren alten Bank unzufrieden waren, könnte nun dieses Produkt interessant sein? Wer oft Bargeld benötigt und für das Abheben keine Gebühren zahlen will, ist mit den gut 7000 Geldautomaten der Cash-Gruppe, zu der auch die Commerzbank gehört, gut bedient.

Innerhalb der Cash-Gruppe ist das Angebot der HVB jedoch attraktiver: Die Münchner Großbank bietet genauso wie die Commerzbank eine persönliche Beratung in den Filialen. Obendrauf gewährt die HVB aber einen Guthabenzins von 3,0 Prozent bis zum Betrag von 1500 Euro, während die Commerzbank überhaupt keine Zinsen zahlt.

Hinzu kommen zwei weitere Vorteile: Bei den Münchnern muss der Neukunde zwar Gehaltsempfänger sein, auf einen konkreten Monatsbetrag wie die Commerzbank hat sich die HVB jedoch nicht festgelegt. Außerdem gibt's noch eine kostenlose Mastercard zur obligatorischen EC-Karte.

Bei der Commerzbank entfällt hingegen die jährliche Grundgebühr von 19,90 Euro erst dann, wenn man mit der Kreditkarte mindestens 5900 Euro im Jahr umsetzt.

Alternative Online-Banking

Für Kunden, die keine Beratung wollen und das Online-Banking bevorzugen, ist die Offerte der Commerzbank-Tochter Comdirect die bessere Alternative. Wer über einen Geldeingang von 1250 statt 1200 Euro so wie bei der Commerzbank verfügt, zahlt bei dem Discount-Broker keine Grundgebühr und bekommt jeden Monat noch einen Euro geschenkt.

Die Kreditkarte ist für den Inhaber und seinen Partner ohne jede Bedingung kostenlos. Zudem bietet einem die Direktbank-Tochter ein Tagesgeld-Konto mit einem Zinssatz von momentan 3,10 Prozent. So etwas kann deren Mutter nicht bieten.

© SZ vom 16.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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