Produkttest:Alles oder nichts

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Ratenkredit von C&A: Die Konditionen sind sehr günstig - aber wer nicht passt, wird abgelehnt.

Horst Biallo

Girokonten und Tagesgeld-Offerten vom Kaffeeröster Tchibo, Versicherungen bei Penny - und nun gibt es auch Ratenkredite beim Modehaus C&A. Besser gesagt von deren Bank-Tochter, der C&A Money Bank GmbH, die seit kurzem eine Vollbank-Lizenz besitzt. Autoversicherungen bietet das Düsseldorfer Unternehmen bereits seit vergangenem Herbst an.

"Preise gut, alles gut" oder "alles oder nichts"? (Foto: Foto: ddp)

Den Kredit kann man entweder in einer der 380 Filialen oder im Internet unter www.cunda.de beantragen. "Mit diesem ersten Bankprodukt möchten wir unseren Kunden deutlich machen, worum es uns bei C&A geht: transparente Dienstleistung zu fairen Konditionen," sagt Oliver Prill, der das Bankgeschäft leitet. Wie "fair und transparent" ist denn nun dieses Angebot?

Offeriert werden Kredite zwischen 2500 und 75000 Euro. Die Zinssätze schwanken zwischen 4,30 und 6,44 Prozent - je nach Kredithöhe und Laufzeit. Wie bei vielen anderen Banken auch steigt der Zinssatz mit zunehmender Anlagedauer und Kredithöhe. Wer in der Lage ist, das Darlehen innerhalb eines Jahres zurückzuzahlen, bekommt den günstigsten Zins. Wer mehr als 15000 Euro benötigt und sich mit dem Abstottern mehr als vier Jahre Zeit lässt, zahlt 6,44 Prozent.

4,30 Prozent momentan der günstigste Zinssatz in Deutschland

Momentan sind die genannten 4,30 Prozent der günstigste Zinssatz in der bundesdeutschen Finanzbranche. Und bei den längeren Laufzeiten sind nur einige wenige Banken billiger als der Modehändler ( siehe auch www.sueddeutsche.de/sparmeister).

Im Gegensatz zu vielen Banken, die die Höhe des Zinses ihrer Ratenkredite nach der individuellen Bonität des Kunden festlegen, lautet bei C&A das Motto: Entweder der Kunde erhält den Kredit zum festen Zinssatz, oder eben nicht. Zudem bekommen hier nicht nur Festangestellte Geld geliehen, sondern auch Freiberufler. Das ist bei den meisten günstigen Anbietern ausgeschlossen.

Der Grund: Den Billigheimern ist die Bonitätsprüfung eines Selbständigen viel zu aufwendig. Bei Angestellten lässt man sich meist die drei letzten Gehaltsabrechnungen und Kontoauszüge vorlegen. Das ist rasch erledigt. Die Beurteilung einer Einnahme-Überschuss-Rechnung eines Freiberuflers erfordert hingegen Spezialkenntnisse, die es bei vielen Kreditfabriken heute kaum noch gibt.

Die Probe aufs Exempel bringt allerdings ein enttäuschendes Ergebnis: Unser Proband, Single und Freiberufler mit Nettoeinkünften von 2300 Euro und einer Warmmiete von 400 Euro, wurde von C&A im Internet als Kunde abgelehnt. Zum Vergleich: Die Netbank etwa - sie gehört zu den wenigen Internet-Anbietern, die auch diese Zielgruppe nicht von vornherein ausschließt - hätte den gewünschten Kredit über 5.000 Euro bei einer Laufzeit von 24 Monaten zum Effektivzins von 5,75 Prozent gewährt.

© SZ vom 28.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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