Produkttest:Allein mit dem Depotkonto

Lesezeit: 2 min

Der Onlinebroker DAB-Bank lockt Neukunden mit kostenlosem Depotkonto und hoher Verzinsung. Bei diesen Konditionen sind Anleger allerdings mit ihren Entscheidungen auf sich alleine gestellt: Auf den Berater muss man verzichten.

Peter Lutzmann

"Sie glauben, bei Ihrer Hausbank gut beraten zu sein?", fragt die DAB-Bank auf ihrer Internetseite. "Gerade im Wertpapiergeschäft können Ihre Chancen aber durch hohe Depotgebühren erheblich geschmälert werden." Der Rat des Online-Brokers: "Retten Sie Ihre Erträge! Wechseln Sie in den Grünen Bereich - mit einem kostenlosen Depotkonto bei der DAB Bank."

Wer dieses kostenlose Depot bis zum 30. Juni eröffnet, bekommt zusätzlich eine variable Guthabenverzinsung von vier Prozent pro Jahr bis zu einem Anlagebetrag von 20.000 Euro plus 50 Euro Startguthaben sowie einen Tankgutschein über 25 Euro. Voraussetzung: Der Neukunde hatte noch nie ein Konto bei der DAB und überträgt Geld oder Wertpapiere im Wert von mindestens 1.000 Euro auf das DAB-Depot.

Ein auf den ersten Blick tolles Angebot: Doch bevor Anleger ihr Depot auf die DAB übertragen, sollten sie überlegen, ob ein Onlinebroker überhaupt das Richtige für sie ist. Onlinebroker bieten zwar vergleichsweise günstige Konditionen. Jedoch ist der Anleger bei jeder Entscheidung auf sich allein gestellt. Wer sich bisher von seiner Bank gut beraten fühlt, sollte das berücksichtigen. Denn eine falsche Entscheidung an der Börse kann teurer werden als vergleichsweise hohe Depotgebühren bei guter Beratung. Nur wer die Verantwortung für seine Anlageentscheidungen ohne Bankberater tragen kann und will, sollte über einen Wechsel nachdenken.

Danach ist zu beachten: Onlinebroker wie die DAB, Cortal Consors, ING-Diba und Comdirect sollten so ausgewählt werden, dass sie zu den Bedürfnissen des Anlegers passen. Das heißt, dass neben niedrigen Depot- und Handelsgebühren auch Kriterien wie das Gesamtangebot der Fonds sowie die Anzahl jener Fonds mit Rabatt auf den Ausgabeaufschlag (Kaufgebühr) eine wichtigere Rolle spielen als verlockende Neukundenangebote.

Der Altkunde von morgen

Denn eins ist gewiss: Der Neukunde von heute ist der Altkunde von morgen, wie das Beispiel der DAB-Bank zeigt. Jenen, die im ersten Quartal 2007 ein Konto eröffneten, zahlt die Bank nur 3,6 Prozent Zinsen bis 10.000 Euro plus Startguthaben von 50 Euro und Tankgutschein. Diese Konditionen wurden natürlich nicht nachträglich auf vier Prozent angepasst. Und steinalt sehen die echten Altkunden der DAB aus. Wer treu seit Jahren sein Depot bei der Bank führt, bekommt nur 0,1 Prozent Zinsen, kein Treueguthaben und auch keinen Tankgutschein.

Fazit: Das DAB-Angebot lohnt sich am ehesten für echte und autonome Depot-Neueinsteiger, die in Zukunft beispielsweise regelmäßig mit Wertpapieren für das Alter vorsorgen wollen. Oder für jene Kunden, die bei der Hausbank hohe Depotgebühren und Orderkosten zahlen, die Anlageberatung aber nicht brauchen. Wer dagegen nur ein hoch verzinstes Tagesgeldkonto für eine kurze Zeit sucht, sollte auch Neukundenangebote von anderen Anbietern wie Cortal Consors berücksichtigen. Die bieten zurzeit ein Tagesgeldkonto mit garantierten 4,5 Prozent für sechs Monate kostenlos für Beträge zwischen 2500 und 20000 Euro. Wer hier zwischen 15001 und 20000 Euro anlegt, erhält dank des Zinsvorteils von 0,5 Prozentpunkten brutto mehr Zinsen, als die vier Prozent plus Startguthaben und Tankgutschein der DAB bringen.

© SZ vom 09-06.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: