Potentielle Gefahr für Finanzsystem:Hedge-Fonds sollen unter Kontrolle

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Die amerikanische Börsenaufsicht arbeitet an neuen Vorschlägen für eine stärkere Kontrolle von Hedge-Fonds.

Andreas Oldag

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung geht es bei den Vorschlägen vor allem um eine umfassendere Registrierungspflicht, aber auch um einen Verhaltenskodex.

Verschärfte Bedingungen drohen den Hedge Fonds an der Wall Street. (Foto: Foto: AP)

Christopher Cox, Chef der Securities and Exchange Commission (SEC), will am 13. Dezember ein Paket von Maßnahmen vorstellen. Wie stark die Aufseher in die Geschäftstätigkeit der Fonds eingreifen will, ist aber offenbar unter den fünf Kommissaren in der SEC-Führung noch umstritten.

Zumindest scheint sicher, dass die Fonds künftig regelmäßig der Finanzaufsicht über ihre Geschäftstätigkeit berichten sollen. Auch an ein Verhaltenskodex ist gedacht. Nach dem Sieg der Demokraten bei den amerikanischen Kongresswahlen haben sich die Chancen für gesetzliche Regelungen vergrößert.

Demokraten für härteren Kurs

Wie es in Washington heißt, seien führende Demokraten ohnehin für einen härteren Kurs bei der Finanzmarkt-Regulierung. Der demokratische Kongressabgeordnete Barney Frank, der wahrscheinlich den Vorsitz im mächtigen Finanzausschuss übernehmen wird und sich bislang gegen eine stärkere Kontrolle ausgesprochen hat, sei inzwischen auf die Linie der Regulierer eingeschwenkt. "Der Zug fährt in Richtung Verschärfung der Aufsicht. Das ist gar nicht mehr aufzuhalten", sagt ein Wall-Street-Banker.

Die SEC hatte jedoch bei ihren Bemühungen, die Fonds zu beaufsichtigen, vor kurzem einen Rückschlag erlitten. Ein Cox Vorschlag, für Fonds mit einem Anlagevolumen von mindestens 25 Millionen Dollar eine Registrierungspflicht einzuführen, scheiterte vor Gericht.

Allerdings ließen die Richter die Möglichkeit offen, dass Regierung und Kongress der Finanzaufsicht durch geänderte Gesetze mehr Einfluss auf die Fonds gewähren.

Eine zentrale Rolle als Vermittler zwischen Regierung und Kongress sowie mit der SEC kommt dem amerikanischen Finanzminister Henry Paulson zu. Der ehemalige Chef der Investmentbank Goldman Sachs soll zwischen Washington und den mächtigen Lobby-Interessen der Wall Street vermitteln. Er hat zudem gute Drähte zu führenden Demokraten im Kongress.

Anlegersicherheit vs. geschwächte Kapitalmärkte

In einer Rede vor Wirtschaftsvertretern Anfang dieser Woche in New York sprach Paulson von möglichen Risiken der hochspekulativen Fonds. Gleichzeitig warnte er davor, dass ausländische Investoren durch bürokratische Regeln und ein unternehmerfeindliches Rechtssystem von den amerikanischen Kapitalmärkten abgeschreckt werden könnten.

Hedge-Fonds kaufen mit Anlegergeld und hohen Krediten Unternehmensanteile und lassen sich Geld ausschütten oder geben sie mit Gewinn weiter. So zwangen angelsächsische Hedge-Fonds zum Beispiel die Deutsche Börse, einen Übernahmeplan für die Londoner Börse aufzugeben und das dafür bereitgelegte Geld an sie auszuschütten. Mit ihren hochspekulativen Anlagestrategien haben sie dabei immer stärkeren Einfluss auf die Kapitalmärkte.

Weltweit verwalten fast 9000 Hedge-Fonds ein Anlagevolumen von 1,2 Billionen Dollar. 1990 hatte das erst 38,9 Milliarden Dollar betragen, also nur ein Dreißigstel. Hegde-Fonds waren ursprünglich nur für sehr reiche Investoren geöffnet. Seit einigen Jahren sammeln sie aber zunehmend Geld bei Privatanlegern ein. Auch Pensionskassen und Stiftungen investieren in die Fonds.

Potentielle Gefährdung für Welt-Finanzsystem

Bei Notenbanken und Finanzaufsehern wächst nun die Sorge, die Anlageklasse könnte bei einer Krise das gesamte Welt-Finanzsystem gefährden. Die Europäische Zentralbank hat vor kurzem die Banken in der Europäischen Union vor wachsenden Risiken bei Geschäften mit Hedge-Fonds und privaten Beteiligungsgesellschaften gewarnt.

Auch die Bundesregierung fordert mehr Transparenz von den weltweit agierenden Fonds. Sie will das Thema im nächsten Jahr beim G-8-Treffen der großen Industriestaaten im Juni im Ostseebad Heiligendamm auf die Tagesordnung setzen. Verbindliche Schritte werden allerdings kaum erwartet: Amerikaner und Europäer sind sich in Fragen der Kapitalmarktaufsicht nicht einig.

Der amerikanische Hedge-Fonds Amaranth Advisors, der im September fünf Milliarden Dollar bei Erdgaspreis-Spekulationen verlor, hat unterdessen sein verbliebenes Energiehandels-Portfolio an die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan und den Hedge-Fonds Citadel Investment Group verkauft.

Vermutlich wurde durch die Transaktion eine Erschütterung der gesamten Branche vermieden. Amaranth ist in der griechischen Mythologie zwar ein Symbol für Unsterblichkeit, US-Medienberichten zufolge steht der Fonds aber vor der Schließung.

Weitere Pleite-Fonds

Schon in der Vergangenheit hatte es immer wieder Zusammenbrüche von Hedge-Fonds gegeben. So investierten Anleger 440 Millionen Dollar in den Fonds Bayou Management, der seinen Sitz in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut hatte. Vor einem Jahr brach er nach jahrelangen Verlusten zusammen.

Eine der größten Pleiten verursachte der Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM), der 1998 mit Investitionen in Staatsanleihen vier Milliarden Dollar verlor. Damals startete die amerikanische Notenbank Fed eine Hilfsaktion, um einen Zusammenbruch des globalen Finanzsystems zu verhindern.

Angesichts der Skandale in der Branche fordert der weltgrößte Fonds Man Group eine stärkere Kontrolle. "Wir halten Regulierung und Registrierung für gut", sagte Man-Group-Chef Stanley Fink vor kurzem in einem Interview. Die meisten Betrugsfälle gehen seiner Meinung nach von Hedge-Fonds aus, die ihren Firmensitz in Nordamerika haben.

© SZ vom 24.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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