Peking erhöht die Aktiensteuer:Chinas Kurssturz lässt Anleger kalt

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Der starke Kursrutsch an Schanghais Börse hat am Mittwoch nur kurzzeitig die Anleger in aller Welt verunsichert. Zuvor hatte die Regierung in Peking angekündigt, die Steuer auf Aktiengeschäfte zu verdreifachen.

Daniela Kuhr

Es war eine Reaktion auf die geradezu beängstigende Börseneuphorie der Chinesen: Die Steuer auf Aktiengeschäfte solle von 0,1 Prozent auf 0,3 Prozent erhöht werden, hatte Chinas Regierung mitgeteilt.

Mit der Maßnahme sollen die Spekulationen an der Börse eingedämmt und der heißgelaufene Handel abgekühlt werden.

Zumindest am Mittwoch gelang das der Regierung auch: Der Leitindex der Börse in Schanghai, der SSE Composite, brach nach der Ankündigung um 6,50 Prozent auf 4053 Punkte ein.

Stärkster Abschwung seit Ende Februar

Es war der stärkste Abschwung seit Ende Februar, als die Börse an einem Tag um fast neun Prozent abgesackt war. Damals hatte der Schanghaier Kurssturz die Aktienmärkte weltweit stark unter Druck gesetzt.

Am Mittwoch dagegen fielen die Kursrückgänge an den anderen großen Handelsplätzen nicht gerade dramatisch aus. In Frankfurt sank der Dax bis zum Nachmittag um 1,06 Prozent auf 7699 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor 0,81 Prozent, und die Börsen in New York lagen ebenfalls nur leicht im Minus.

Analysten zeigten sich denn auch nicht beunruhigt: Eine Korrektur des Dax sei "angesichts der deutlichen Kursgewinne seit Mitte März eigentlich überfällig'', sagte Marktstratege Carsten Klude von MM Warburg.

Keine "signifikanten Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte"

Der Kursrutsch in China sei möglicherweise nur ein willkommener Anlass für Gewinnmitnahmen. Auch aus dem Ausland kamen optimistische Stimmen: "Es ist unwahrscheinlich, dass die Steuererhöhung signifikante Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte hat'', sagte Ökonom Derek Halpenny von der Bank of Tokyo-Mitsubishi in London.

Schließlich sei die Steuer auch nach der Anhebung immer noch niedrig. "Betrachtet man die unglaublichen Gewinne der chinesischen Anleger, dürfte die Erhöhung daher nur begrenzte Auswirkungen haben'', sagte Halpenny.

Fondsmanager Winson Fong, der in Hongkong bei Société Générale Asset Management arbeitet, äußerte sich ebenfalls gelassen: "Man muss den chinesischen Markt auf lange Sicht betrachten. Es gibt noch keine Blase, denn das Wachstum der Unternehmensgewinne ist unverändert stark'', sagte er.

Ähnlich zuversichtlich zeigte sich die Weltbank, die am Mittwoch ihre Prognose für die chinesische Wirtschaft erhöhte. Das Wachstum werde 10,4 Prozent betragen und nicht 9,6 Prozent, wie bisher vorhergesagt, teilte das Institut in Washington mit.

Die Regierung in Peking hatte lediglich ein Wachstumsziel von rund acht Prozent verkündet, zumal die überhitzte Konjunktur zunehmend Anlass zur Sorge gibt.

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden schon vier Mal die Zinssätze erhöht, um den Boom zu bremsen - zwei Mal allein seit März, nachdem die Wachstumsquote im ersten Quartal dieses Jahres 11,1 Prozent betragen hatte. 2006 hatte die chinesische Wirtschaft um 10,7 Prozent zugelegt. Es war das vierte zweistellige Wachstum in Folge.

China müsse den Konsum stärken

Bei der Weltbank ist man dennoch der Ansicht, dass die chinesische Wirtschaft aus makroökonomischer Sicht derzeit nicht überhitzt sei, da sich die Nachfrage und das Angebot in etwa die Waage hielten.

Insgesamt seien die Wachstumsaussichten gut. Größte Herausforderung sei es, die Wirtschaft auszubalancieren. China müsse den Konsum stärken und die Exportabhängigkeit verringern.

Doch die Weltbank mahnte auch zur Vorsicht: Eine scharfe Korrektur an der chinesischen Börse könnte das gerade entdeckte Vertrauen an diesem Kapitalmarkt beschädigen.

Erst vergangene Woche hatte der frühere Präsident der amerikanischen Notenbank, Alan Greenspan, von einer bevorstehenden dramatischen Korrektur an der chinesischen Börse gesprochen.

Die jüngsten Kursanstiege seien nicht nachhaltig, hatte Greenspan gewarnt. Die Investmentbank Morgan Stanley sieht dagegen keinen Grund zur Sorge: Nur etwa 20 Prozent des privaten Finanzvermögens seien in China in Aktien angelegt - insgesamt etwa 680 Milliarden Dollar.

Nach ihren Berechnungen würde daher auch ein 30-prozentiger Kursrutsch das Wirtschaftswachstum nur um 0,2 Prozentpunkte schmälern - und damit angesichts des zweistelligen Wachstums kaum ins Gewicht fallen.

© SZ vom 31.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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