Opfer der Finanzkrise:ING mit Horrorverlust

Lesezeit: 2 min

Schock in Amsterdam: Der niederländische Finanzriese ING weist einen unerwarteten Milliardenverlust aus und braucht neue Staatshilfen. ING-Chef Tilmant wirft hin.

Die weltweite Wirtschaftskrise hat den niederländischen Banken- und Versicherungskonzern ING Group voll erwischt und zu einem drastischen Sparprogramm samt Stellenabbau gezwungen.

ING-Zentrale in Amsterdam: Ein drastisches Sparprogramm erzwingt den Abbau von 7000 Arbeitsplätzen. (Foto: Foto: dpa)

Für das vierte Quartal 2008 erwartet der Konzern einen Verlust in Milliardenhöhe und will rund 7000 Arbeitsplätze streichen. Zudem nimmt Vorstandschef Michel Tilmant seinen Hut, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Außerdem einigte sich die Bank mit der niederländischen Regierung auf eine Art Bürgschaft für einen Großteil riskanter Papiere, die ein Volumen von 27,7 Milliarden Dollar haben.

Von dem Stellenabbau, der rund fünf Prozent der gesamten Stellenzahl umfasst, ist die deutsche Tochter ING Diba nach Angaben von Pressesprecher Ulrich Ott nicht betroffen.

Aktie im Aufwind

In seiner Mitteilung schätzte der Mutterkonzern den Nettoverlust für das vierte Quartal 2008 auf etwa 3,3 Milliarden Euro. Die Bilanz soll am 18. Februar vorgestellt werden. In den letzten drei Monaten des Jahres hätten sich die Marktbedingungen weiter stark verschlechtert, so dass das vierte Quartal das schlechteste für die Kreditmärkte seit mehr als einem halben Jahrhundert gewesen sei.

Details zum Abschneiden der Versicherungssparte wurden nicht genannt. Die Ankündigung der staatlichen Hilfe ließ die ING-Group-Aktien im frühen Handel steigen. Das Papier legte an der Amsterdamer Börse zwischenzeitlich um 13 Prozent auf 5,96 Euro zu.

Der rasche Abtritt von Vorstandschef Tilmant sei im Licht der Entwicklungen der vergangenen Monate und seiner persönlichen Verfassung zu sehen, betonte der Konzern. Der 56-Jährige wird den Angaben zufolge bis zum 1. August als Berater bei der ING Group bleiben. Nachfolger soll Verwaltungsratschef Jan Hommen werden.

Seine Wahl sollen die Aktionäre am 27. April auf der Hauptversammlung bestätigen. Bis dahin wird Vorstand Eric Boyer die Aufgaben Tilmants übernehmen. Die ING Diba ist die deutsche Tochter der ING Group.

Von dem geplanten Abbau der 7000 Arbeitsplätze ist die ING Diba nach eigenen Angaben nicht betroffen. Trotz eines schwierigen Marktumfelds habe man 2008 einen Gewinn von 412 Millionen Euro erzielen können, teilte die ING Diba weiter mit.

Die Kundeneinlagen seien im vergangenen Jahr um rund zwei Milliarden Euro auf mehr als 64 Milliarden Euro gestiegen. Zugleich sei die Zahl der Girokonten um 200.000 auf jetzt 522.000 gewachsen.

Die Kernkapitalquote lag zum 31. Dezember unverändert bei 10,7 Prozent. Die Zahl gibt an, zu welchem Anteil das Kreditvolumen durch Eigenmittel gedeckt ist. Eine Quote von unter sechs Prozent gilt Experten zufolge als bedenklich.

© sueddeutsche.de/AP/pak/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: