Opec:Gipfel der Aggressionen

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Der venezolanische Präsident Hugo Chávez warnt vor einer Verdopplung des Ölpreises und beleidigt den saudischen König. Irans Ministerpräsident betont, dass Öl noch viel zu billig sei.

"Wenn die USA so verrückt wären, Iran anzugreifen oder erneut Venezuela zu attackieren, könnte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl 150 oder sogar 200 Dollar erreichen", sagte Chávez, der als Gastgeber des Opec-Gipfels in Caracas im Jahr 2000 am Samstag das Treffen in der saudiarabischen Hauptstadt Riad eröffnen durfte.

(Foto: Foto: dpa)

"Aktiver gepolitischer Agent"

"Öl ist die Quelle aller Aggressionen" in der Welt, sagte Chávez und fügte hinzu, Erdöl sei der "unterschwellige Grund" für den Krieg im Irak und die Drohungen gegen Iran.

Die Opec solle sich daher zu einem "aktiven geopolitischen Agenten" entwickeln.

Dem widersprach der saudische König Abdullah. Die Opec habe zwei Hauptziele: sie solle die Mitgliedsländer und die Weltwirtschaft schützen und "unerwarteten Störungen des Ölpreises" entgegenwirken.

Chávez ist in der Opec derzeit isoliert. In Venezuela praktiziert er eine Art "Öl-Sozialismus": Teile der Öl-Einnahmen fließen in soziale Projekte.

Auch beim Opec-Gipfel missachtete Chávez gleich mehrere Verbote: Vor König Abdullah von Saudi-Arabien, dem Hüter der heiligsten Stätten des Islam, bekeuzigte sich Chávez, als er zur Eröffnungsrede anhob.

Im Verlauf der 25-minütigen Rede, mit der er über das angekündigte Zeitmaß weit hinaus ging, nahm Chavez sodann zwei Mal explizit auf Christus Bezug, was nach den saudischen Gesetzen nicht zulässig ist.

"Wir wissen, dass der einzige Weg des Friedens, wie es Christus gesagt hat, in der Gerechtigkeit liegt", sagte er.

Ein Vertreter der Regierung ließ das Verhalten Chávez' jedoch durchgehen. Er verwies darauf, dass zu Beginn der Veranstaltung Koran-Verse verlesen worden seien.

Unter den Teilnehmern des Gipfels ist auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Er betonte wiederum, dass fossile Brennstoffe wie Erdöl trotz des jüngsten Ölpreisanstiegs immer noch zu billig seien. Der Preis dafür "ist niedriger als ihr wahrer Preis".

Klimaschutz-Initiative fällt durch

Unterdessen ist Saudi-Arabien beim Opec-Gipfel mit einer Initiative gescheitert, Millionensummen für den Klimaschutz bereitzustellen. Algerien, Indonesien und Nigeria lehnten es am Wochenende ab, sich an der Finanzierung des Vorhabens zu beteiligen.

Auch im Entwurf der Abschlusserklärung des zweitägigen Treffens der Staats- und Regierungschefs der Organisation Erdöl exportierender Länder wurde der Vorschlag nicht erwähnt. Saudi-Arabien hatte am Samstag 300 Millionen Dollar für einen Klima-Topf bereitgestellt.

"Wir sagen nichts zu, und soviel ich weiß, hat auch kein anderes Land Zusagen gemacht", sagte Algeriens Energieminister Chakib Khelil am Rande der Konferenz in Riad. Sein indonesischer Kollege Purnomo Yusgiantoro bestätigte dies auch für sein Land.

"Das war eine saudische Initiative", sagte Nigerias Ölminister Odein Ajumogobia. "Wir haben dazu keinen Standpunkt." Saudi-Arabien hatte für seine Initiative in den Gesprächen zur Vorbereitung des Gipfeltreffens geworben. Der größte Erdölproduzent will Forschungsarbeiten unterstützen, in denen nach Möglichkeiten für eine Reduzierung der Treibhausgase beim Einsatz von fossilen Brennstoffen gesucht wird.

Das erderwärmende Gas Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Erdgas und Kohle.

Opec-Generalsekretär Abdullah al-Badri hatte im Vorfeld des Gipfels erklärt, die Ölproduzenten seien bereit, einen Klima-Beitrag zu leisten und die Entwicklung einer Technologie zu unterstützen, mit der CO2 in tiefen Erdschichten gespeichert werden kann.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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