Neue Materialien fürs Dach:Ziegel als Katalysator

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Dächer prägen als die "fünfte Fassade" das Aussehen eines Hauses. Daher sollte das Material dem Stil des Gebäudes angepasst sein.

Traditionelle Tondachziegel herrschen in Deutschland noch immer vor, doch es gibt zahlreiche Alternativen.

Die neuen roten Dachziegel auf dem äußerlich wiederhergestellten Residenzschloss in Dresden leuchten zwischen den kleinen Türmchen auf der Dachkonstruktion. (Foto: Foto: dpa)

Auch Betonsteine, Holz und im Norden Reet sind häufig zu sehen. Seit dem Herbst 2007 sind zudem neu entwickelte Dachsteine mit Katalysator-Wirkung auf dem Markt, die einen Beitrag zum Umweltschutz leisten sollen.

"Rein äußerlich können Bauherren Betondachsteine und Tondachziegel kaum unterscheiden", sagt Martin Roth, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach in Bonn. Es gibt jedoch zahlreiche Unterschiede bei der Materialzusammensetzung und der Art, sie zu verarbeiten.

Alte und junge Geschichte

Tondachziegeldächer hat es schon im alten Rom gegeben. Sie bestehen auch heute noch vor allem aus gebranntem Ton. Naturbelassen haben sie in Deutschland in der Regel eine ziegelrote Farbe, im Mittelmeerraum sind sie durch eine andere Zusammensetzung oft gelblich, wie Roth erläutert. Andere Farben erhalten Tonziegel durch Glasuren, die vor dem Brennen aufgetragen werden.

Dachsteine haben eine wesentlich kürzere Geschichte. Erfunden wurden sie Mitte des 19. Jahrhunderts. Durchgesetzt haben sich die frostbeständigen Betondachsteine aber erst wesentlich später: Ihr Durchbruch kam 1953, als mit der Frankfurter und der Finkenberger Pfanne die ersten industriell erzeugten Beton-Pfannen auf den Markt kamen.

Dachsteine bestehen aus quarzhaltigem Sand und Zement. "Sie werden nicht gebrannt, sondern bei 60 Grad getrocknet und anschließend 28 Tage gelagert", sagt Uwe Diefenbach vom Hersteller Braas in Oberursel in Hessen.

Neu auf dem Markt sind seit kurzem Dachsteine mit Titandioxid in der Oberfläche. Damit wollen die Hersteller dem Problem der Belastung der Luft durch Stickoxide (NOX), Benzole und Aldehyde in Ballungsgebieten begegnen. "Das Titandioxid in der Oberfläche des neuen Dachsteins wirkt als Katalysator, die Umwandlung der Schadstoffe erfolgt also immer wieder neu", erklärt Peter Linten vom Unternehmen HeidelbergCement, das den Baustoff entwickelt hat.

Die Wirksamkeit der sogenannten Photokatalyse zur Verringerung der Stickoxide in der Luft wird in Japan bereits seit fast 20 Jahren angewandt, heißt es beim Dachstein-Produzenten Nelskamp aus Schermbeck in Nordrhein-Westfalen.

Der Prozess wird durch die ultravioletten Strahlen des Sonnenlichts ausgelöst, daher läuft die Reaktion auch bei diffusem Licht ab. Als Reaktionsprodukt entsteht in sehr kleinen Mengen wasserlösliches Nitrat, das vom Regen abgespült wird. Im natürlichen Stoffkreislauf steht es Pflanzen als Nährstoff zur Verfügung, wenn nicht vorher eine Kläranlage den Stoff ausfiltert.

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Moos und Flechten machen dem Dach nichts aus

Auf jedem Dach bilden sich durch Umwelteinflüsse im Laufe der Jahre Moos, Algen und Flechten. "Sie beeinträchtigen die Funktion und Lebensdauer der Dachdeckung allerdings nicht", sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Ihr Wachstum auf dem Dach sei vielmehr ein Zeichen für gute Umweltbedingungen. Flechten beispielsweise wachsen nicht in schadstoffbelasteter Luft.

Die Verbraucherzentrale rät von einer Reinigung mit Hochdruck und einer nachträglichen Beschichtung des Daches ab.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Reinigung und Beschichtung von reisenden Dachreinigungsfirmen als Haustürgeschäft angeboten werden.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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