Neue Dämmstoffe:Schlanke Strukturen

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Der Heizwärmebedarf von Neubauten ist in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden. Es müssen aber nicht mehr meterdicke Wände dafür herhalten.

Der Heizwärmebedarf soll durch die verschärften Energieeinsparverordnungen EnEV 2009 und 2012 nun noch einmal um jeweils 30 Prozent gesenkt werden.

Gut ein halbes Jahr muss in Deutschland die Heizung in Betrieb sein, um wohnliche Temperaturen zu schaffen. Da bleibt zur Wärmedämmung keine Alternative. (Foto: Foto: ddp)

Die Folge: Moderne Energiesparhäuser haben als Wärmeschutz extrem dicke Außenmauern - was unter optischen Gesichtspunkten oft ungünstig wirkt. "In Skandinavien wird bereits über Dämmschichten an Außenwänden von mehr als 50 Zentimetern nachgedacht", sagt Ulrich Heinemann vom Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) in Würzburg. Solche Außenmauern - dick wie bei einer Burg - brauchen viel Platz und stören den architektonischen Eindruck etwa durch Fenster, die durch die enorme Wandstärke "Schießscharten"-Wirkung hätten.

Neue Baustoffe

Um besser bauen zu können, arbeiten Hersteller und Wissenschaftler an einer Verbesserung der Dämmeigenschaften konventioneller Dämmstoffe und an innovativen Systemen: Als Fortentwicklung des Styropors wurde zum Beispiel bei der BASF in Ludwigshafen Neopor entwickelt. Das schwarze Kunststoffgranulat auf Basis von Polystyrol werde zu silbergrauen Dämmplatten aufgeschäumt, heißt es bei BASF.

Platten aus dem neuen Material könnten bis zu 20 Prozent dünner sein und dämmten trotzdem genauso gut wie bisher verwendete Platten. Denn das weiterentwickelte Granulat enthält spezielle Graphit-Teilchen: Diese reflektieren wie ein Spiegel die Wärmestrahlung und verringern so den Wärmeverlust im Haus.

Besonders in Norddeutschland ist zweischaliges Mauerwerk weit verbreitet. "Speziell für diese Art der Dämmung ist die neue Dämmplatte 'Kernrock' entwickelt worden", sagt Wolfgang Schreiber vom Unternehmen Rockwool in Gladbeck. Die Kerndämmplatten seien durch ein neues Verfahren auch unkaschiert wasserabweisend. Weder Regenwasser noch Nebelnässe könnten in den Dämmstoffquerschnitt eintreten.

Um Energie einzusparen, braucht ein gut isoliertes Haus künftig auch nicht mehr kompliziert aufgebaute Wandsysteme. Denn einige Ziegelhersteller bieten mit Dämmstoffen gefüllte Bausteine an. Mit ihnen können hochgedämmte Außenwände einschalig - im Fachbegriff monolithisch genannt - hergestellt werden.

Als Weiterentwicklung hat etwa der Ziegelhersteller Schlagmann Poroton aus Berlin den - nach eigenen Angaben - "wärmedämmendsten Ziegel der Welt" auf den Markt gebracht. Mit dem weiterentwickelten Ziegel können Außenwände erstellt werden, die sogar monolithisch gebaute Passivhäuser problemlos ermöglichen.

Wie ein Kaffeepaket

In zweijähriger Forschung habe man zusammen mit renommierten Hochschulen die Naturprodukte Ton und Vulkangestein (Perlit) so optimiert, dass ein rein mineralischer Baustoff entstanden ist, so Manfred Bauer, Laborleiter bei Schlagmann. Aufgrund seiner Kombination biete der Stein nicht nur verbesserten Wärmeschutz, sondern decke auch alle anderen bauphysikalischen Aspekte ab.

"Schlanke Mauern lassen sich auch mit Vakuum-Isolations-Paneelen (VIP) bauen, die mittlerweile von vier Herstellern angeboten werden und auch eine bauliche Zulassung haben", erläutert Ulrich Heinemann. "VIPs bestehen aus einem mikroporösen Kernmaterial, das in eine gasdichte Hülle - vergleichbar mit einem Kaffeepaket - eingeschweißt ist", erklärt der Experte.

Der Luftdruck im Paneel sei so tief, dass keinerlei Kälte- oder Wärmeleitung über die Luft mehr gegeben sei. Aus diesem Grund sei die Dämmleistung von VIPs fünf bis zehn Mal besser als bei herkömmlichen Dämmmaterialien wie etwa Polystyrol, Polyurethan, Glas- oder Mineralwolle. Bei gleicher Dämmwirkung könne die Dämmschicht mit VIPs daher besonders dünn ausgeführt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/als - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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