Nervöse Börsen:"Crash ist das falsche Wort"

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Wegen der Kreditkrise hat der deutsche Leitindex Dax in nur einem Monat fast 1.000 Punkte verloren. Wie geht es weiter? Was professionelle Kurvendeuter sagen.

Ansgar Siemens

Noch im Juli schwelgten Börsianer in Rekordlaune: Der Dax kletterte auf mehr als 8150 Punkte - einen höheren Stand hatte er nie zuvor erreicht. Immer größere Milliardendeals heizten die Kursrally an.

An der Börsen ist der Trubel derzeit groß. (Foto: Foto: dpa)

Doch in die Euphorie platzte die US-Immobilienkrise. Sie erfasste die Finanzmärkte und drückte die Börsen weltweit nach unten. Auch der Dax musste im Abwärtssog kräftig Federn lassen. Binnen eines Monats gab der deutsche Aktienindex mehr als 1.000 Punkte ab. Nun ist die Marke von 7000 Punkten nicht mehr fern - sie könnte schneller als erwartet durchbrochen werden. Panik? Crash?

Achim Matzke, technischer Analyst der Commerzbank, spricht von einer Korrektur beim Dax. "Panik und Crash sind die falschen Wörter." Chartisten wie Matzke analysieren Kursgrafiken - und ziehen daraus Schlüsse für künftige Kursverläufe.

Der Commerzbanker sieht beim Dax eine Unterstützungszone zwischen 7000 und 7100 Punkten. Diese Zone bildet den Boden für den beschleunigten Aufwärtstrend, der im Juni 2006 begann. Damals erhöhte der Dax das Tempo und startete bei 5240 Punkten durch.

Idealer Bereich

Eine Unterstützungszone gilt Charttechnikern als idealer Bereich, Aktien zu kaufen. Aus der Vergangenheit wissen sie, dass diese Zone lange als Widerstand fungierte. So kostete es den Dax in diesem Jahr einige Mühe, die 7000er-Marke zu überwinden.

Wenn der Dax in eine solche Zone wieder zurückfällt, animiert das manche Investoren, zu kaufen. Am Freitag zu Handelsbeginn etwa verlor der Dax zunächst, drehte aber nach vermehrten Aktienkäufen ins Plus.

Die Unterstützungszone wird normalerweise schwerer nach unten durchbrochen als andere Kurskorridore. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass der Dax tiefer fällt - unter die Marke von 7000 Punkten. "Derzeit ist die Nervosität an der Börse hoch", warnt Holger Frey, Chartanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg.

"Solange nicht die Kursmarke von 6800 Punkten gerissen wird, bleibt der langfristige Dax-Aufwärtstrend intakt", sagt Frey - und stemmt sich gegen allzu laute Kassandrarufe an der Börse. Neue Höchststände seien in absehbarer Zeit indes nicht zu erwarten.

Auch Commerzbanker Matzke glaubt nicht, dass der Dax bald wieder neue Gipfel anpeilt. "Wir etablieren gerade einen Korrekturtrend - eine Erholung ist noch nicht absehbar."

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