Nach der ABN-Amro-Übernahme:Und der Chef tobt

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Fred Goodwin, der Vorstandsvorsitzende der Royal Bank of Scotland, fühlt sich hintergangen: Zu gern hätte er die ABN Amro Bank selbst übernommen - doch die hat ihn elegant ausgebootet.

Sonja Sydow

Fred Goodwin soll am Montagmorgen in seinem Büro in Edinburgh getobt haben, als er von dem Verkauf der LaSalle-Bank an die Bank of America gehört hatte, berichtet die Financial Times. Denn das war das Filetstück der ABN Amro Bank gewesen, an dem er besonders interessiert war.

Die ABN Amro Bank hatte am Montag nach mehr als einem Monat intensiver Verhandlungen die größte Bankenfusion aller Zeiten bekannt gegeben. Barclays will das Amsterdamer Bankhaus für 67 Milliarden Euro übernehmen. Bereits am Wochenende verkaufte ABN Amro ihre US-Tochter LaSalle für 15,5 Milliarden Euro in bar an die Bank of America.

Ein Konsortium mit der Royal Bank of Scotland an der Spitze neben der belgisch-niederländischen Finanzgruppe Fortis und der spanischen Bank Santander wollte das niederländische Bankhaus ebenfalls erwerben. Doch der Vorab-Verkauf der LaSalle-Bank, der keiner Zustimmung der Aktionäre bedurfte, macht für die Wettbewerber den Deal weitgehend uninteressant. Die Vorstandschefs sagten deswegen ein für Montag geplantes Gespräch mit den Niederländern ab, obwohl sie bereits teilweise nach Amsterdam gereist waren.

LaSalle-Bank führend in Chicago

Neben Barclays, die mit der Übernahme zur fünftgrößten Bank der Welt aufsteigen wird, ist der Hauptgewinner die Bank of America: Diese ergatterte das Filetstück der ABN Amro Bank, die LaSalle-Bank mit Sitz in Chicago.

Das Geldinstitut ist im Raum Chicago, dem drittwichtigsten Finanzmarkt der USA, neben der JP Morgan Chase führend. Sie verfügt über Aktiva von 124,6 Milliarden US-Dollar. Die Bank of America wird mit dem Kauf von LaSalle ihre Position am US-Markt erheblich stärken.

Traum-Hochzeit: ABN Amro und Barclays

ABN-Amro-Chef Rijkman Groenink hatte bei Bekanntgabe der Fusionspläne am Montag zwar Bereitschaft signalisiert, mit den drei weiteren Interessenten zu sprechen. Doch er machte auch deutlich, dass er Barclays in jedem Fall für den besseren Partner halte.

Barclays-Vorstandschef John Varley und ABN-Amro-Chef Rijkman Groenink betonten wiederholt, wie gut sich die Geschäfte beider Banken ergänzten. Sie rechnen mit Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro bis 2010. Dafür werden 12.800 Arbeitsplätze völlig wegfallen, und 10.800 werden in Billiglohnländer ausgelagert.

"Wir sind besorgt, dass der im Vorfeld vereinbarte Verkauf der LaSalle-Bank das von RBS geführte Konsortium auf unfaire Weise behindert", erklärte der Finanzinvestor TCI. Der Hedge-Fonds, der an der niederländischen Bank beteiligt ist, hatte die Fusionsgespräche zwischen ABN und Barclays ursprünglich angestoßen. Jetzt fordert er weitere Informationen, wie das Geschäft zustande kommen konnte.

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