Münchner Straßen:Sternstraße

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In der Sternstraße sieht es aus wie in einem Pariser Arrondissement: Der schönste Jugendstil, leider fehlt der Lautstärkenregler.

Stefan Siegfried

Klirrrrrrr! Die Sternsträßler kennen das Geräusch, wenn der Seitenspiegel eines geparkten Autos in zig Scherben auf dem Asphalt zerplatzt. Das passiert dort nämlich in aller Regelmäßigkeit, die Autofahrer preschen mit 70 Sachen und mehr durch die enge Straße im Lehel Richtung Süden auf dem Weg zum Mittleren Ring und zu den Autobahnen. Das Überqueren der Straße gestaltet sich tagsüber mitunter lebensgefährlich.

Ein Blick, den man nicht vergisst. Zum Glück haben die Jugendstilfassaden Denkmalschutz. (Foto: Foto: sueddeustche.de)

Dabei liegt die Sternstraße, die die Münchner Museumsmeile Prinzregentenstraße mit der Maximilianstraße parallel zur Isar verbindet, eigentlich in einem Biotop. Ja, so darf man das Lehel (sprich: Lechl) ruhig bezeichnen, weil sich die älteste unter den Münchner Vorstädten (Erstnennung: 1525 "auf den lehen": abgeleitet von den städtischen Gewerken, die an die Handwerke als Lehen vergeben waren) trotz ihrer unmittelbarer Nähe zur Innenstadt eine gewisse Beschaulichkeit, ja Abgeschiedenheit, und vor allem eine architektonische Geschlossenheit bewahrt hat. Die für das Viertel so charakteristischen Jugendstilfassaden, die unter Denkmalschutz stehen, prägen auch das Bild der Sternstraße und werden nur gestört von der modernen Großstadtarchitektur des Gebäudekomplexes der Versicherungskammer Bayern zur Maximilianstraße hin.

Die längsten Schlangen Münchens

Wer durch das malerische Viertel zwischen Innenstadt und Isar, das seit Beginn der 90-er zum Stadtbezirk Altstadt-Lehel gehört, spaziert, dem wird schnell klar: Hier gibt es all das, was das Herz des Wohnungssuchenden begehrt, nämlich großzügige Altbauwohnungen mit Parkettböden und hohen, stuckverzierten Decken - allerdings zu den gewohnt deftigen Münchnern Quadratmeterpreisen.

Bei Wohnungsbesichtigungen im Lehel gibt es denn auch die längsten Schlangen von suchenden - meist gut gekleideten Menschen mit dicken Brieftaschen.

Laute Straße

Die Sternstraße, die vermutlich um 1810 nach einer Gastwirtschaft "Zum Stern", benannt wurde, ist dabei die einzig "laute" Straße in dem nördlicheren Teil des Lehels. Wohlgemerkt im nördlichen, denn weiter südlich um die Thiersch- und die vollkommen überlastete Zweibrückenstraße zwischen Isartor und Deutschem Museum steigt der Lautstärkepegel wieder stark an.

Geld ausgeben

Edle Kosmetik-, Schmuck- und Stoffläden in der Sternstraße weisen daraufhin, dass man sich in einer der teureren Gegenden Münchens befindet. Nachteulen aus der Münchner Schickeria kennen sie ohnehin, denn hier liegt das "Barfly", das bis heute als typisches "Vor-P1-Lokal" gilt. Wenn abends in dem Stars-und-Sternchen-Schuppen am Haus der Kunst in der Prinzregentenstraße was los ist, dann vorher im Barfly in der Sternstraße auch.

Direkt umgeben ist die Straße von der Liebig-, der Tattenbach- und der Gewürzmühlstraße, in denen Galerien, Restaurants und Bäckereien liegen. Das Viertel hat seinen Preis: In den Geschäften und Supermärkten hier wird manches für ein paar Cent oder gar Euro teurer feilgeboten als anderswo.

Paris in München

Mit seinen gut erhaltenen Gründerzeitbauten erinnert das verwinkelte Lehel fast ein bisschen an die wohlhabenden Pariser Arrondissements. Wer hier wohnt, kann doppelt glücklich sein, denn er hat beides: Die Nähe zum Zentrum der Großstadt und die Abgeschiedenheit eines Dorfes, ist mittendrin und doch abgeschottet vom Trubel der Innenstadt. Selbst Touristen verirren sich kaum hierher, da die Sehenswürdigkeiten im Viertel rar sind - sieht man einmal von der Pfarr- und der Klosterkirche St. Anna ab. Im ruhigen Lehel wäre die Sternstraße eine wunderschöne Wohnstraße - gäbe es in ihr irgendwo einen Lautstärkeregler.

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