München:Plötzlich ... ein Denkmal: Das Schwarze Haus

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"Skandalös": Münchens OB Ude hat kein Verständnis dafür, den Verwaltungsbau des Süddeutschen Verlags auf die Denkmalliste zu setzen. Dann, wenn schon alles zu spät ist.

Alfred Dürr

Zwischen der Stadt und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist es zu einer massiven Verstimmung gekommen. Ursache dafür ist der Beschluss des Landesamts, das Verwaltungsgebäude des Süddeutschen Verlags am Färbergraben (Schwarzes Haus) mitten im Genehmigungsverfahren für die Umnutzung des SV-Areals unter Denkmalschutz zu stellen. Dennoch ist für die Stadt klar, dass die Erhaltung des Baus zum jetzigen Zeitpunkt rechtlich nicht mehr gefordert werden könne. Dies teilte Stadtbaurätin Elisabeth Merk jetzt dem Planungsausschuss des Stadtrats mit.

Ärgerlich, ausgesprochen ärgerlich

Das SV-Verwaltungsgebäude, das aus den 60er Jahren stammt und von den Architekten Detlef Schreiber, Herbert Groethuysen und Gernot Sachsse entworfen wurde, soll im Zuge der Neugestaltung des Areals abgerissen werden. OB Christian Ude bezeichnete im Stadtrat das Verhalten des Landesamts als ausgesprochen ärgerlich.

Es sei skandalös, das Gebäude ausgerechnet dann auf die Denkmalliste zu setzen, wenn bereits alle Entscheidungen gefallen seien: "Wie soll sich so Denkmalschutz in Bayern als erfolgreich erweisen?" Das Amt wolle nur seine Hände in Unschuld waschen.

Generalkonservator Egon Johannes Greipl hatte der Süddeutschen Zeitung erklärt, unter anderem seien die aktuellen Erörterungen über den Bebauungsplan für das neue SZ-Areal und die teilweise heftig geführten Diskussionen in Fachkreisen über die Erhaltung des Schwarzen Hauses der Grund für eine neuerliche Denkmalprüfung gewesen. Außerdem hatte sich der Landesdenkmalrat einstimmig für die Denkmaleigenschaft des Baus ausgesprochen.

"Befremdlich"

Dennoch äußert auch die städtische Planungsbehörde deutliche Kritik am Landesamt. Die Denkmal-Entscheidung komme für alle Beteiligten völlig überraschend und erscheine im Ergebnis äußerst befremdlich, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat. Das Landesamt sei in alle Verfahrensschritte zur Neugestaltung des SV-Areals eingebunden gewesen und habe die Planungen unterstützt. Es seien nie Hinweise gekommen, dass das Schwarze Haus womöglich erhalten werden müsse.

Es gebe nun keine Möglichkeit mehr, den Bau nachträglich zu sichern, sagte der Chef der Baugenehmigungs-Behörde, Cornelius Mager. Da es sich um einen sensiblen innerstädtischen Bereich handle, komme dem Thema besonderes Gewicht zu. Das Schwarze Haus habe viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten, deswegen informiere man auch den Stadtrat über die aktuelle Lage.

Widerspruch kam im Gremium nicht auf. CSU-Planungsexperte Walter Zöller empfahl, man solle die ganze Angelegenheit etwas tiefer hängen, zumal da das Landesamt eingeräumt habe, dass sich die Investoren für das SV-Gelände auf einen Vertrauensschutz im Hinblick auf den Abriss berufen könnten.

Einwände gibt es bei der Genehmigungsbehörde allerdings an den Plänen für die Wohnungen entlang der Hotterstraße. Bisher sind Gebäude mit sechs Stockwerken vorgesehen. Sie müssten niedriger werden und sich besser in den städtebaulichen Maßstab einfügen.

© SZ vom 18.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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