München:Ein Denkmal, das verschwinden wird

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Das Landesamt für Denkmalpflege stellt das Gebäude des Süddeutschen Verlags unter Schutz - doch sein Abriss ist beschlossene Sache.

Von Alfred Dürr

Das Verwaltungsgebäude des Süddeutschen Verlags am Färbergraben ("Schwarzes Haus"), das abgerissen werden soll, ist jetzt ein Denkmal. Diese Mitteilung des Landesamts für Denkmalpflege platzt mitten in das Baugenehmigungsverfahren für das Gelände des Süddeutschen Verlags im Umfeld der Sendlinger Straße. Es soll sich bekanntlich in ein modernes Areal mit Wohnungen, Büros, Einzelhandel und Gastronomie wandeln. Dass nun das gesamte Konzept der Neugestaltung hinfällig wird, ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Denn die Feststellung der Denkmaleigenschaft bedeutet nicht automatisch, dass das Gebäude auch erhalten werden muss.

In der Fachwelt gilt das "Schwarze Haus" als eines der wichtigsten Beispiele für die Nachkriegs-Architektur in München. (Foto: Foto: Heddergott/A)

Der Eckdatenbeschluss zum Areal, den der Stadtrat verabschiedet hat, beinhaltet auch den Abbruch des Schwarzen Hauses. Die Pläne der Investoren LBBW, Stuttgart und FOM, Heidelberg, sehen einen Neubau an der Stelle vor. Der sechsgeschossige Stahlbeton-Skelett-Komplex mit seiner schwarzen Aluminium-Glas-Fassade stammt aus der Mitte der sechziger Jahre und wurde von Detlef Schreiber zusammen mit Herbert Groethuysen und Gernot Sachsse nach dem Vorbild der Bauten des großen Architekten Mies van der Rohe entworfen. In der Fachwelt gilt das Gebäude als eines der besten Beispiele für die Nachkriegs-Architektur in München. Auf die Denkmalliste kam es aber nicht, weil es zunächst den formalen Kriterien des Gesetzes (das Gebäude muss aus einer abgeschlossenen Epoche stammen) nicht entsprach.

Inzwischen seien die Voraussetzungen aber erfüllt, heißt es im Landesamt. Zudem hätten die Debatten um den Bebauungsplan für das SZ-Areal und damit auch der Streit um die Zukunft des Verwaltungshauses das Landesamt für Denkmalpflege zu ausführlichen Prüfungen veranlasst, sagt der Chef des Amts, Generalkonservator Egon Johannes Greipl. Fachlich gesehen gebe es keinerlei Zweifel an der Denkmaleigenschaft. Allerdings akzeptiere man auch, dass sich die Investoren auf den Stadtratsbeschluss über das Areal berufen könnten.

Gehören auch zu Münchens moderner Architekturgeschichte: das Siemens-Hochhaus in Obersendling (im Bild links) und das Europäische Patentamt. (Foto: Foto: ahed/A)

Das Gutachten, das die besondere Bedeutung des Schwarzen Hauses unterstreicht, wurde auch dem Landesdenkmalrat vorgelegt. Dieses Gremium, dem Vertreter der politischen Parteien und Repräsentanten der Interessengruppen angehören, die unmittelbar mit Denkmalschutzbelangen befasst sind, berät die Staatsregierung in Fachfragen. Vorsitzender ist der Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle (CSU). Das Gremium sei einstimmig dafür gewesen, dass das Schwarze Haus Denkmalcharakter habe. Spaenle: "Es handelt sich um ein herausragendes Bauwerk."

Nun ist die Stadt am Zug. Im Planungsreferat spricht man von gewissen Irritationen, die der Denkmal-Beschluss des Landesamts auslöse. Der bisherige Eckdaten-Beschluss werde aber nicht umgestoßen. Investor Stephan Hüssen von FOM Real Estate ist gelassen: "Dass der Beschluss des Landesamts jetzt kommt, überrascht uns, aber wir werden an den Plänen für das Gelände festhalten." Daran gebe es keinen Zweifel, zumal man schon seit eineinhalb Jahren zusammen mit der Stadt auf dieser Basis arbeite.

© SZ vom 10.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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