München:Der Riese gehört jetzt Singapur

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Der 146 Meter hohe Turm Uptown, Bayerns höchstes Bürogebäude: Lange stand er leer, dann war er schlagartig vermietet und nun ist er auch schon wieder verkauft für 300 Millionen Euro.

Alfred Dürr

Die GIC Real Estate aus Singapur hat das 38-geschossige Bauwerk und eines der vier jeweils siebengeschossigen Basisgebäude für 300 Millionen Euro erworben.

Büroturm Uptown München: verkauft für 300 Millionen Euro. (Foto: Foto: dpa)

Das höchste Bürogebäude Bayerns, Deutschlands größter Vermietungs-Deal nach langem Leerstand und jetzt noch ein spektakulärer Vertragsabschluss über den Verkauf - ohne Superlative scheint es bei dem Hochhaus Uptown München im Norden der Stadt nicht zu gehen. Anfang des Jahres sorgte der Telefonkonzern O2 für Schlagzeilen, als er bekannt gab, er werde das gesamte Hochhaus beziehen. Es handelt sich dabei um rund 50.000 Quadratmeter Bürofläche, die nun für 15 Jahre angemietet sind. O2 hat seine Münchner Zentrale schräg gegenüber des Uptown-Komplexes und belegt außerdem schon drei der vier Basisgebäude am Fuß des Hochhauses. Für die internationale Investorenszene ist das ein dicker Fisch.

Die Government of Singapore Investment Corporation (GIC) Real Estate, die Immobilienabteilung der Investmentgesellschaft des asiatischen Stadtstaates, konnte ihn jetzt an Land ziehen. Für 300 Millionen Euro hat sie das Hochhaus und eines der Basisgebäude vom Projektentwickler, der texanischen Firmengruppe Hines, gekauft. Die drei anderen Basisgebäude sind bereits früher an verschiedene Unternehmen veräußert worden. Zu Summen, die jeweils zwischen 30 und 32 Millionen Euro liegen sollen. Hines hat in das Gesamtprojekt (inklusive einem Wohnhaus) weit über 300 Millionen Euro investiert.

Wie hoch der Gewinn ist? Das unterliegt strengster Diskretion. Allenfalls so viel erfährt man: Zumindest der lange Leerstand im Hochhaus sei durch den Verkauf kompensiert worden.

Laut Hines waren für die GIC die Lage und die Vermietungssituation attraktiv. Die Investition in München passe genau in das globale Portfolio. Die GIC ist für die Verwaltung von gewerblichen Spitzenobjekten in verschiedenen Weltstädten zuständig. In München setzt man auf eine positive Entwicklung des Büromarktes, der momentan noch von niedrigen Mieten gekennzeichnet sei. Vor dem Hintergrund aufstrebender Märkte in Deutschland wolle man weiterhin nach passenden Immobilien Ausschau halten. Seit Anfang 2006 ist Hines wieder Projektentwickler in München: Für das Bürogebäude Karolinen Karee an der Karlstraße ist morgen die Grundsteinlegung.

Mit dem Aushub der Baugrube hatten im August 2001 die Arbeiten für das Uptown-Projekt am nördlichen Mittleren Ring begonnen. Schon in den 80er Jahren war im Stadtrat über verschiedene Hochhaus-Varianten an diesem damals noch sehr unwirtlichen Gewerbe-Ort debattiert worden. Keines der Projekte kam ins Stadium der Realisierung. Erst mit dem Erwerb des Grundstücks von der HypoVereinsbank durch die Hines-Gruppe begannen die konkreten Planungen. Die ursprünglichen Entwürfe des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhofen sahen Höhen bis zu 175 Metern vor. Die Stadt akzeptierte die 175 Meter, allerdings hätten dann die Bauten an der Basis deutlich reduziert werden müssen. Darauf ließ sich der Investor nicht ein. Es blieb am Ende bei 146 Metern.

Das ist dem früheren Oberbürgermeister Georg Kronawitter immer noch zu wuchtig. Für ihn stellt Uptown München, den er abschätzig als "Vierkantbolzen" bezeichnet, ein Paradebeispiel für die Verschandelung des Stadtbildes dar. Das Bauwerk war mit ein Grund für das Anti-Hochhaus-Bürgerbegehren, das Kronawitter 2004 initiierte. Diese Aktion und die angespannte Büromarkt-Situation hätten Uptown München nicht geschadet, sagt Alexander Möll, der örtliche Hines-Chef. Hochklassige Immobilien könnten immer vermarktet werden.

© SZ vom 3.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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