Mittelstands-Investoren:Genügsame Heuschrecke

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Mittelständler suchen Finanzinvestoren oft bei öffentlichen Banken. Diese haben einen großen Vorteil: Sie sind bereit, sich langfristig zu engagieren.

Angelika Buchholz

Jürgen Mangold fürchtet sich nicht vor Heuschrecken, denn in seinem Fall brachte der Finanzinvestor Gefühl fürs Geschäft mit. Der 54-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter der Werkzeugbau Laichingen GmbH, sie stellt Werkzeuge zur Produktion von Karosserieteilen her.

Ohne die Hilfe der BayernLB Private Equity wäre aus Mangold nie ein Unternehmer geworden. Sie beteiligte sich im April 2005 im Zuge eines Management-Buy-outs mit 85 Prozent an der Firma.

Der damalige Firmeninhaber Guido Geyer hatte keinen Nachfolger. Mangold, technischer Leiter und schon mehr als 25 Jahre in der Firma, und ein externer Manager übernahmen 15 Prozent, mittlerweile liegt dieser Anteil ganz bei Mangold.

Der Einstieg der BayernLB Private Equity habe dem "Unternehmen wieder einen positiven Touch nach vorne gegeben", sagt er. Das Unternehmen habe sich sehr gut weiterentwickelt, arbeite mit Gewinn und setzt mit 120 Mitarbeitern etwa 16 Millionen Euro um.

Anfang 2007 übernahm Mangold ein Unternehmen in Leipzig. Durch die Beteiligung eines Finanzinvestors "können wir jetzt auch große Projekte stemmen", sagt Mangold. Dies sei in der Branche gut angekommen - "keine Spur von Heuschrecken-Charakter".

Die BayernLB Private Equity ist eine von mehr als 70 Beteiligungsgesellschaften der Sparkassen-Finanzgruppe, die mit 1,2 Milliarden Euro in mehr als 1200 Firmen engagiert sind. Da schreckt der Name Private Equity, den viele mit der Bezeichnung Heuschrecken und der Vorstellung von Renditejägern verbinden, nicht.

Keine "unethischen Investments"

"Wir sind sehr mittelstandsaffin", berichtet Geschäftsführer Klaus-Michael Höltershinken. Sogenannte "quick flips", also kurzzeitige Engagements, lehne die BayernLB Private Equity ab. "Unser Planungshorizont ist etwas länger." In der Regel werde die Beteiligung drei bis sieben Jahren gehalten, der Ausstiegsweg steht von Anfang an fest.

Außerdem kämen "unethische Investments", also Anlagen in Unternehmen, die etwa mit Waffen, Prostitution, Drogen oder Glücksspielen ihr Geld verdienen, für eine Beteiligung nicht in Frage. Zudem empfinde die BayernLB Private Equity, wenn sie sich beteilige, "Verantwortung für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Arbeitsplätze", sagt Höltershinken: "Und wir leveragen nicht so hoch."

Damit ist gemeint, dass das Verhältnis von Schulden und Eigenkapital nicht 80 zu 20 Prozent beträgt, was bei anderen Finanzinvestoren öfter der Fall ist, sondern mindestens 40 bis 50 Prozent Eigenkapital vorhanden sein sollen.

Dies liegt deutlich über der durchschnittlichen Eigenkapitalausstattung deutscher mittelständischer Firmen. Alles in allem "spiegelt unser Verhalten wider, dass wir zu einer Organisation gehören, die sich auch dem Interesse ihrer Gesellschafter, das sind Kommunen und Länder, verpflichtet fühlt", sagt Höltershinken.

Eine Umfrage des Unternehmernetzwerks TEC International ergab, dass Mittelständler sich zwar zunächst bei verschiedenen Finanzinvestoren informierten, es sich dabei aber offenbar um reine Sondierungsgespräche handele. "Wenn es um das konkrete Geschäft geht, landen sie in vielen Fällen bei Private-Equity-Angeboten deutscher öffentlicher Banken", sagt Peter Sperl, Mitglied der Geschäftsführung von TEC International Germany.

Menschen am wichtigsten

Die BayernLB Private Equity, die 1969 als Tochter der Bayerischen Landesbank gegründet wurde und zunächst BayernLB Kapitalbeteiligungsgesellschaft hieß, beteiligt sich nach Auskunft Höltershinkens an mittelständischen Unternehmen ab einer Umsatzhöhe von 15 Millionen Euro.

Bisher war sie an 40 Firmen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 190 Millionen Euro beteiligt. Sie geht Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen ein, übernimmt aber nie die Anteile zu 100 Prozent. Die Eigenkapitalinvestitionen betragen jeweils zwei bis zehn Millionen Euro.

Grund für den Einstieg können Gesellschafterwechsel, Nachfolgeregelungen, die Abspaltung von Konzernteilen, Wachstumsfinanzierungen oder Börsenvorbereitungen sein. Die Finanzierung von Frühphasen eines Unternehmens oder die Beteiligung an Sanierungsfällen gehören nicht zum Programm der Münchner.

Zwar hat sich die BayernLB Private Equity nicht auf bestimmte Branchen spezialisiert. "Aber wir beteiligen uns nicht in einer Branche, von der wir nichts verstehen, wie zum Beispiel Biotechnologie", erläutert Höltershinken. Ihr "natürlicher" Investitionsschwerpunkt sei Bayern.

Bei der Beteiligung mehrerer Investoren legt sie Wert darauf, der Hauptinvestor zu sein. Bei der Entscheidung, ob eine Beteiligung eingegangen werden soll oder nicht, spielen mehrere Kriterien eine Rolle. Bei einer Nachfolgeregelung beispielsweise sollte das Unternehmen profitabel sein, was sich wiederum im Cash-flow niederschlagen sollte, sagt Höltershinken.

Geht es um eine Wachstumsfinanzierung, dann sollten Wachstumsmöglichkeiten und Ertragsstärke vorhanden sein. Beide Unternehmenstypen sollten außerdem über gute Produkte und eine bedeutende Marktstellung verfügen.

"Aber das absolut wichtigste Kriterium sind die drei Ms: Menschen, Menschen, Menschen", betont Höltershinken. Der Plural sei wichtig, weil es um Managementteams geht, sagt er: "Wir glauben nicht an Einzelkämpfer."

© SZ vom 29.11.2007/bpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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