Milliardenbetrüger Madoff:Kein Haus, kein Auto, kein Geld

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Das "Modell Ehefrau" funktioniert nicht: Die US-Justiz greift im Rahmen des Verfahrens auch auf das Eigentum von Madoffs Gattin Ruth zurück.

Die US-Regierung will mehr als 100 Millionen Dollar aus dem Vermögen des geständigen Milliardenbetrügers Bernard Madoff beschlagnahmen lassen. Auf einer 18-Punkte-Liste, welche die Behörden am Montag einem New Yorker Distriktgericht vorlegten, finden sich Luxusimmobilien, Yachten, Bargeld, Aktien und ein Steinway-Flügel. Mehrere der aufgeführten Werte zählen zum Besitz von Madoffs Frau Ruth, die nicht angeklagt ist.

Milliardenbetrug mit dem Schneeballsystem - wandert Madoff für 150 Jahre in den Knast? (Foto: Foto: AFP)

Hat Madoff vor seiner Festnahme noch Vermögen auf seine Frau übertragen? Darüber wurde in den USA bereits vor Wochen spekuliert. Schon im Februar wurde bekannt, dass Madoffs Ehefrau kurz vor dem Zusammenbruch des Unternehmens mehr als 15 Millionen Dollar von einem Firmenkonto abgehoben haben soll. Wollte sie Geld in Sicherheit bringen, ehe die Justiz zugreift?

Villa zum Schnäppchenpreis

Madoff wäre nicht der Erste, der seine Ehefrau einspannt, um zu retten was noch zu retten ist. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Chef der pleitegegangenen US-Investmentbank Lehman Brothers, Richard Fuld, seiner Ehefrau Kathleen im November und damit wenige Wochen nach dem Zusammenbruch seines Instituts ein 13 Millionen Dollar teures Villenanwesen verkauft hatte - für den symbolischen Wert von 100 Dollar.

Dem Gericht zufolge wird allein der Wert von Madoffs Immobilien auf 22 Millionen Dollar geschätzt. Zu den Sachwerten, deren Beschlagnahmung die Behörden fordern, zählt Madoffs Penthouse-Wohnung in New York. Dort hatte Madoff bis zu seiner Festnahme am Donnerstag seinen Hausarrest verbüßt, seine Frau wohnt immer noch dort. Daneben stehen eine Villa in Südfrankreich und ein Anwesen in Florida auf der Liste.

Die Behörden fordern außerdem ein Wertpapierdepot im Umfang von etwa 45 Millionen Dollar, das auf den Namen von Ruth Madoff läuft. Außerdem wollen sie 17 Millionen Dollar in bar beschlagnahmen, vier Autos und ein Silberservice.

Dass auch Vermögenswerte von Frau Madoff beschlagnahmt werden sollen, heiße nicht unbedingt, dass sie für schuldig gehalten werde, sagte ein Ermittler der Börsenaufsicht SEC. Allerdings gehe die Behörde davon aus, dass "all diese Vermögenswerte das Ergebnis kriminellen Handelns" seien.

Madoff und seine Frau haben ihr Vermögen laut Gerichtsakten auf über 823 Millionen Dollar beziffert.

Madoff hatte sich am Donnerstag in dem mutmaßlich größten Betrugsfalls der Wirtschaftsgeschichte des Diebstahls, der Geldwäsche und Urkundenfälschung schuldig bekannt und war daraufhin in Haft genommen worden.

Seine Frau und seine Söhne waren Mitarbeiter seiner Firma, wurden bislang aber nicht angeklagt. Madoff hatte vor Gericht ausgesagt, die Verantwortung für sein betrügerisches Schneeballsystem liege allein bei ihm.

Das Gericht will sein Urteil am 16. Juni verkünden. Madoff droht eine Strafe von bis zu insgesamt 150 Jahren Gefängnis.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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