Milliardenbetrüger Madoff:Für 150 Jahre in den Knast?

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Der mutmaßliche Milliardenbetrüger Madoff muss möglicherweise den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Er will sich zwar schuldig bekennen - dennoch drohen bis zu 150 Jahre Haft.

Der mutmaßliche Milliardenbetrüger Bernard Madoff muss mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft legte am Dienstag die Anklage vor, für die elf Punkte droht insgesamt eine Haftstrafe von bis zu 150 Jahren. Der 70-jährige Madoff will sich nach Angaben seines Anwalts schuldig bekennen. Einen Deal für ein geringeres Strafmaß wollen die Ermittler nicht eingehen.

Bernard Madoff lebt derzeit im Luxus-Arrest. (Foto: Foto: AFP)

Für Madoffs erwartetes Geständnis gebe es keine strafmildernde Vereinbarung mit der Verteidigung, teilte Staatsanwalt Marc Litt mit. Seit Wochen wird spekuliert, dass Anklage und Verteidigung hinter den Kulissen an einem Deal arbeiten, der einen langwierigen Prozess vermeidet und bei einem Geständnis ein strafmilderndes Urteil vorsehen könnte.

Der größte Betrug der Wirtschaftsgeschichte

Unter den Anklagepunkten sind Wertpapierbetrug, Geldwäsche und Meineid. Madoffs Wall-Street-Investmentfirma habe Ende November 4800 Kunden gehabt und eine Bilanzsumme von rund 64,8 Milliarden Dollar ausgewiesen, hieß es. In Wirklichkeit sei nur ein Bruchteil dieses Betrags vorhanden gewesen. Die Behörden kündigten an, Madoffs Vermögen bis zu einer Summe von 170 Milliarden Dollar beschlagnahmen zu wollen. Der Betrag ergibt sich aus dem angerichteten Schaden und dürfte nicht annähernd zu holen sein: Nach Angaben des Finanzjongleurs vom Dezember waren nur noch einige hundert Millionen Dollar vorhanden.

Madoff selbst hatte den Schaden vor der Festnahme im Dezember auf 50 Milliarden Dollar beziffert. Es ist mit Abstand der größte Betrug der Wirtschaftsgeschichte. Der einstige Verwaltungsratschef der Technologiebörse Nasdaq hatte das Schneeball-System seit den 80er Jahren betrieben. Bei einem solchen System werden die Gewinne früher Investoren mit dem Geld immer neuer Anleger bezahlt. Madoffs Betrugsmaschine soll zusammengebrochen sein, da unter dem Druck der Finanzkrise immer mehr Kunden ihr Geld zurückforderten. Die Ausfälle trafen Anleger weltweit, auch in Europa. In den USA zählen auch einige Prominente wie Hollywood-Regisseur Steven Spielberg zu Madoffs Opfern.

Madoff steht seit Dezember gegen eine Kaution von zehn Millionen Dollar unter Hausarrest in einer Luxus-Wohnung in Manhattan. Die Wohnung ist Eigentum seiner Frau. Während Madoff behauptet, im Alleingang gehandelt zu haben, soll die Staatsanwaltschaft davon überzeugt sein, dass er Komplizen hatte.

Börsenaufsicht in der Kritik

Medienberichten zufolge fand sie zwei Mitarbeiter, die für ihn Belege gefälscht haben sollen. Madoff erschien vor Gericht zu einer Anhörung, bei der es ursprünglich darum gehen sollte, ob sein Anwalt Ira Sorkin ihn weiter vertreten kann. Die Staatsanwaltschaft warf Sorkin Interessenkonflikte vor, die jedoch nach ihren eigenen Angaben nicht gravierend waren. Im Ergebnis darf Madoff seinen Anwalt behalten. Sorkin vertritt auch Madoffs Ehefrau.

Die Börsenaufsicht SEC steht in dem mutmaßlichen Betrugsfall ebenfalls in der Kritik: Bereits Anfang 2006 kamen ihre Kontrolleure einem Medienbericht zufolge fragwürdigen Machenschaften Madoffs auf die Spur. Sie hätten ihre Ermittlungen dann aber wieder eingestellt, weil sie die Unregelmäßigkeiten als nicht schwerwiegend genug gewertet hätten.

25 der Opfer von Madoff haben bereits angekündigt, sich am Donnerstag vor Gericht äußern zu wollen. Chin rief sie im Vorhinein zur Zurückhaltung auf. Es wird erwartet, dass das Gericht auch darüber entscheidet, ob Madoff zunächst weiter in seinem Luxus-Apartment bleiben darf. Ein Urteil wird nach Angaben von Richter Chin erst in einigen Monaten fallen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP/Reuters/vw/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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