Mietpreise in München:13 statt 10,50 Euro pro Quadratmeter

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Die Prognose des Haus- und Grundbesitzerverein sieht schlecht aus für Münchner Mieter: Der Quadratmeterpreis wird um drei Euro teurer, die Heizkosten werden explodieren.

Christian Rost

Der Haus- und Grundbesitzerverein München verzeichnet eine stärkere Nachfrage bei Mietwohnungen und rechnet deutlich steigenden Mieten in den nächsten Jahren. Als Gründe dafür nannte der Vorsitzende Rudolf Stürzer den Trend zu immer größeren Wohnungen während der Mietwohnungsbau in der Stadt seit Jahren stagniere. Zusätzlich müssten Mieter nach dem langen und kalten Winter mit hohen Nebenkosten-Nachzahlungen rechnen.

Die Nachfrage steigt: Seit Jahresbeginn melden sich wieder mehr Interessenten auf Mietangebote. (Foto: Foto: dpa)

"Es kommt Bewegung in den Markt, nach Jahren rückläufiger Mieten scheint sich das Blatt zu wenden", sagte Stürzer vor der Jahresversammlung des Haus- und Grundbesitzervereins, dessen 22.000 Mitglieder rund 400.000 Wohnungen in der Stadt besitzen. "Auf Inserate melden sich seit Jahresbeginn wieder mehr Interessenten."

Die Entwicklung sei zunächst in Gräfelfing, Gauting oder auch Planegg zu spüren gewesen und greife nun auf die Stadt über. Die Folge ist, so prognostiziert der Verein, dass sich die Durchschnittkaltmiete von 10,50 Euro pro Quadratmeter in den nächsten Jahren bis zu einem Mietpreis von 13 Euro entwickeln wird. Dies entspräche dann dem Niveau der Boomzeiten Anfang der 90er Jahre und zu Beginn des Jahrtausends.

Verantwortlich für die steigende Nachfrage sei aber weder die Zuwanderung noch die Geburtenrate, so Stürzer. "In München leben wie schon zur Zeit der Olympischen Spiele etwa 1,3 Millionen Menschen." Vielmehr setze sich der Trend fort, in wirtschaftlich besseren Zeiten mehr Wohnraum zu mieten. Selbst Studenten können offenbar nicht mehr mit Appartements gelockt werden. "Unter zwei Zimmern geht nichts mehr", so Stürzer. "Wo früher 30 Quadratmeter reichten, müssen es jetzt 50 sein."

Der zusätzliche Flächenbedarf werde aber nicht durch neue Wohnungprojekte ausgeglichen, bemängelt der Verein. In den vergangenen 35 Jahren seien lediglich 200.000 neue Mietwohnungen entstanden. Heute sind es insgesamt 700.000 in München. Und während in den 80er Jahren der Anteil an Mietwohnungs-Projekten an den Bauvorhaben noch bei rund 70 Prozent gelegen habe, seien es heute nur noch zehn Prozent. "Bei diesen zehn Prozent handelt es sich vor allem um sozialen Wohnungsbau der Stadt", sagt Stürzer.

Der Haus- und Grundbesitzerverein lässt keinen Zweifel daran, dass höhere Mieten auch tatsächlich durchgesetzt werden. Denn für die Eigentümer hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert. So sei die Abschreibungsmöglichkeit für Abnutzung (AfA) zu Beginn des Jahres quasi abgeschafft worden.

Die Renditeaussichten bei vermieteten Objekten bezifferte der Vereinsvorsitzende "auf jetzt nur noch fünf Prozent". Es seien einmal sieben bis acht Prozent gewesen. "Um die gleiche Rendite wie 2005 zu erzielen, müsste der Investor eine um zirka drei Euro pro Quadratmeter höhere Monatsmiete verlangen", rechnet Stürzer vor.

Noch vor einer Mieterhöhung müssen Mieter aber mit hohen Nachzahlungen für Nebenkosten rechnen. Laut Stürzer werden derzeit die Heizkostenabrechnungen verschickt. Als Folge des harten Winters seien in diesem Jahr durchschnittlich 200 bis 300, für größere Wohnungen 500 Euro Nachzahlung fällig.

Für die Nebenkosten-Explosion machen die Haus- und Grundbesitzer neben der Witterung auch die Stadtwerke München als Schuldigen aus. Während die Nettomieten in den vergangenen zehn Jahren um maximal 27 Prozent gestiegen seien, habe sich der Gaspreis um 140 Prozent auf 50 Cent pro Kubikmeter erhöht.

"Die Begründung der laufenden Erhöhung mit der nicht mehr zeitgemäßen Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis dürfte nur die halbe Wahrheit sein", so Stürzer. "Tatsache ist auch, dass die Stadtwerke mit den Gebührenzahlungen ihrer Kunden Überschüsse in Millionenhöhe erwirtschaften, mit denen sie dann - neben millionenschweren Ausschüttungen an die Stadt - auch das Defizit bei den Schwimmbädern und den Verkehrsbetrieben ausgleichen."

Als ein weiteres Beispiel, wie Eigentümern und Mietern das Geld aus der Tasche gezogen werde, führte der Verein die Gebühr für Straßenreinigung an. Hier habe die Stadt laut Kommunalem Prüfverband seit dem Jahr 2000 elf Millionen Euro zu viel kassiert. Zu Beginn des Jahres mussten die Gebühren wieder um 43 Prozent gesenkt werden.

© SZ vom 9.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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