Mehr Rendite und mehr Risiko:Sicherheit mit einem kleinen Kick

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Viele Institutionen geben festverzinsliche Papiere heraus, die etwas aufregender sind als Bundesanleihen.

Jochen Hägele

Mit 4,6 Prozent jährlich rentieren sich Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit derzeit nahe dem höchsten Stand seit 2002. Und auch die Leitzinsen im Euroraum ziehen nach.

(Foto: Foto: ddp)

Erstmals seit langem erscheinen Zinsanlagen wieder attraktiv. Anleger, die noch höhere Renditen erzielen möchten, kauften in der Vergangenheit oft Unternehmensanleihen - doch damit sind je nach Bonität auch Ausfallrisiken verbunden. Doch es gibt auch Papiere, die viel Sicherheit bieten und zugleich mehr Zinsen abwerfen als die Papiere des Bundesfinanzministers. Besonders beliebt sind bei konservativen Anlegern Pfandbriefe, Anleihen von Bundesländern und von Kreditinstituten mit quasi staatlicher Garantie.

In 225 Jahren keine Pleite

Bundesländer-Anleihen: Genau wie der Bund besorgen sich auch die Bundesländer das im Haushalt fehlende Kapital teilweise am Anleihenmarkt. Ihr Kapitalhunger ist groß. Am Bondmarkt zirkulieren Länderanleihen im Gesamtvolumen von mehr als 200 Milliarden Euro.

In den vergangenen Jahren gingen die Zinsaufschläge der Papiere deutlich zurück. Gerade in den Jahren geringer Zinsniveaus nutzten Anleger jede Möglichkeit, ihr Kapital etwas höher verzinst zu investieren. Das drückte die Zinsprämien. "Länderanleihen bringen je nach Land und Emission etwa 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte mehr Rendite gegenüber Bundesanleihen", sagt Rentenanalyst Glenn Marci von der DZ Bank. Doch dafür gelten die Länderbonds zugleich als sichere Anlage, wie die hervorragenden Beurteilungen durch Rating-Agenturen zeigen (Tabelle).

Pfandbriefe: Lange galten Pfandbriefe als heimliche Riesen am Rentenmarkt. Derzeit beträgt das ausgegebene Volumen nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken knapp eine Billion Euro. Seit der erste Pfandbrief 1782 in Preußen auf den Markt kam, gab es keinen einzigen Zahlungsausfall. Anfangs noch oft auf Schweinehaut gedruckt, haben sie den Sprung in die Moderne erfolgreich bewältigt. 2005 wurde das Pfandbriefgesetz überarbeitet und mehrere Einzelgesetze zusammengefasst. Pfandbriefe zählen zu der Familie der Covered Bonds, also Anleihen, die durch einen Deckungsstock besichert sind. Die Bezeichnung Pfandbriefe dürfen aber nur deutsche Emittenten ihren Papieren verleihen. In den vergangenen Jahren haben jedoch auch zahlreiche andere Länder Gesetzgebungen ähnlich dem deutschen Pfandbriefgesetz auf den Weg gebracht, vor allem die Bedeutung der spanischen Cedulas steigt rasch an.

Bei Pfandbriefen unterscheidet man zwischen den öffentlichen Pfandbriefen und Hypotheken-Pfandbriefen. Die öffentlichen Briefe sind durch staatliche Schuldtitel wie Schuldscheindarlehen, Länderanleihen oder Staatsanleihen aus dem Euroraum gesichert. Hinter Hypotheken-Pfandbriefen steht eine Deckungsmasse an Hypothekendarlehen. Die Sicherungsmasse der Pfandbriefe bleibt im Insolvenzfall des Emittenten von dessen übrigen Vermögen getrennt. Wie sicher die Papiere sind, zeigt sich am minimalen Bewertungsunterschied zu Bundesanleihen. Man sei schon "aufgeregt", wenn sich der Zinsaufschlag mal um 0,02 Prozentpunkte verändere, berichtet ein Pfandbrief-Spezialist. Selbst die Zinsaufschläge auf Pfandbriefe des Emittenten AHBR stiegen nur geringfügig an, als das Institut 2005 in eine tiefe Krise schlitterte.

Besonders viele Umsätze gibt es mit den sogenannten Jumbo-Pfandbriefen. Diese Emissionen müssen besonderen Anforderungen genügen. So beträgt das Mindestvolumen 500 Millionen Euro, und es müssen mindestens drei Banken fortlaufend Preise stellen. So wird ein stetiger Handel gewährleistet.

Sonderinstitute und Staatsbanken: Eine weitere Gruppe höchst renommierter Anleihenemittenten bilden Kreditinstitute wie die Weltbank oder bundeseigene Förderbanken wie die KfW. Die KfW ist in erster Linie Förderbank des Bundes und vergibt Kredite - beispielsweise an Studenten, den Mittelstand und auch Entwicklungsländer. Sie refinanziert sich am Rentenmarkt, wo derzeit Papiere im Volumen von 246 Milliarden Euro ausstehen. Über das KfW-Gesetz existiert hier sogar eine explizite Garantie des Bundes. Neben den Euro-Papieren begibt die KfW auch Anleihen in anderen Währungen, darunter auch Exotenwährungen wie südafrikanischer Rand oder brasilianischer Real. Hier besteht für Anleger trotz AAA-Ratings jedoch ein Wechselkursrisiko.

Von der Weltbank stehen etwa 100 Anleihen in verschiedensten Währungen aus. Auch die Europäische Investitionsbank, quasi die Hausbank der EU, hat eine Reihe von Titeln emittiert. Ob Länderanleihe, Pfandbrief oder KfW-Bond - gehandelt werden die Papiere wie Bundesanleihen an den meisten deutschen Börsen. Für Anleger, die eine Alternative zu Bundesanleihen suchen, sind all diese Papiere gleichermaßen geeignet. Bei allen Papieren sind steuerliche Aspekte zu beachten.

© SZ vom 21.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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