Megadeal in der Finanzbranche:Commerzbank kauft die Dresdner Bank

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Die Frankfurter erwerben zunächst 60 Prozent. 9000 Stellen fallen weg, bis 2011 soll es aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Martin Hesse

In Deutschland entsteht eine neue Großbank. Für etwa neun Milliarden Euro übernimmt die Frankfurter Commerzbank in zwei Schritten den Konkurrenten Dresdner Bank. Er gehörte seit 2001 dem Versicherungskonzern Allianz. Im Zuge der Übernahme sollen etwa 9000 Arbeitsplätze wegfallen. Darauf verständigten sich am Sonntag die Spitzen der Allianz und der Commerzbank.

Eine neue deutsche Großbank: Commerzbank kauft die Dresdner Bank. (Foto: Foto: AP)

Am Sonntag stimmten erst die Vorstände und am Abend auch die Aufsichtsräte der beteiligten Konzerne dem Geschäft zu. Die Commerzbank setzt sich damit gegen die China Development Bank durch, eine staatliche chinesische Förderbank, die bis zuletzt mitgeboten hatte.

Durch den Zusammenschluss entsteht ein Kreditinstitut mit 67000 Mitarbeitern. In Deutschland wird die neue Commerzbank elf Millionen Privatkunden und 100000 Firmenkunden bedienen.

"Ein Meilenstein"

Insoweit überflügelt das Kreditinstitut die Deutsche Bank. Gemessen an Bilanzsumme und Börsenwert allerdings bleibt die Deutsche Bank die Nummer eins in Deutschland. Privatbanken haben in den vergangenen Jahren mehrmals über Fusionen verhandelt, um sich gegen Übernahmen zu schützen und besser mit den Sparkassen konkurrieren zu können.

"Dies ist ein Meilenstein in der deutschen Bankenkonsolidierung", sagte Allianz-Chef Michael Diekmann. Der Zusammenschluss soll in den kommenden Jahren zusätzliche Erträge und Kosteneinsparungen in Höhe von fünf Milliarden Euro bringen.

Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für 24,5 Milliarden Euro gekauft. Während der jüngsten Kreditkrise schrieb die Bank jedoch rote Zahlen und ist heute weniger als die Hälfte wert. Im März erklärte die Allianz, einen Käufer für die Bank zu suchen. Die Commerzbank übernimmt die Dresdner Bank in zwei Schritten. Zunächst erwirbt sie 60,2 Prozent der Anteile. Sie bezahlt zum Teil bar, zum Teil mit eigenen Aktien.

Außerdem bringt die Bank große Teile der Fondsgesellschaft Cominvest in die Allianz ein. Im Februar 2009 sollen die Aktionäre der Commerzbank bei einer Hauptversammlung die Verschmelzung der beiden Kreditinstitute beschließen. Danach gehört die Dresdner Bank dem neuen Eigentümer komplett; an der neuen Commerzbank ist die Allianz dann mit knapp 30 Prozent beteiligt.

9000 Stellen fallen weg

Die Übernahme kostet die Commerzbank 9,8 Milliarden Euro, allerdings übernimmt die Allianz Verlustrisiken bis zu 975 Millionen Euro. An der Spitze der neuen Bank wird der 45 Jahre alte Commerzbank-Chef Martin Blessing stehen.

Durch den Zusammenschluss sollen 9000 Stellen wegfallen, davon 2500 im Ausland. Vor allem die Zentrale, also Verwaltung und Informatik, sowie das Investmentbanking sind betroffen. Dagegen sollen im Filialnetz nur wenige Arbeitsplätze wegfallen, obwohl die Commerzbank die Zahl der Filialen von 1542 auf 1200 reduzieren will.

Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2011 ausgeschlossen. Verdi-Vorstandsmitglied Uwe Foullong, der auch im Commerzbank-Aufsichtsrat sitzt, bezeichnete die Zusagen als unzureichend. "Wir haben immer vor Großfusionen gewarnt", sagte Foullong. "Das Mindeste, was wir jetzt vom Commerzbank-Vorstand erwarten, ist eine mehrjährige, umfangreiche sozialverträgliche Gestaltung".

Die Dresdner Bank ist binnen zwei Monaten das dritte deutsche Kreditinstitut, das verkauft wird. Vor zehn Tagen hat der Finanzinvestor Lone Star den Zuschlag für die Mittelstandsbank IKB erhalten. Die Citibank ging an die französische Crédit Mutuel. Einen Verkauf ihrer Banktochter prüft auch die Deutsche Post.

© SZ vom 01.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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