Marktl am Inn:Eigentümerin weicht Papst-Pilgern

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Über hundert Touristen kommen täglich und wollen das Geburtshaus von Benedikt XVI. sehen - am liebsten von innen. Das hält die Bewohnerin nicht mehr aus und verkauft das Haus.

Das Geburtshaus von Papst Benedikt XVI. Im oberbayerischen Marktl am Inn wird wegen des großen Pilgeransturms verkauft. Eigentümerin Claudia Dandl will das denkmalgeschützte Gebäude den Gläubigen zugänglich machen, wie sie über eine Presseagentur mitteilen ließ. Wegen der vielen Besucher sei kein Privatleben mehr in dem Haus möglich, wo Joseph Ratzinger am 16. April 1927 geboren wurde. Ein Preis steht noch nicht fest. Die Gemeinde Marktl hat ein Vorkaufsrecht.

Das Geburtshaus des Papstes ist die Attraktion in Marktl - zum Leidwesen der Bewohner. (Foto: Foto: dpa)

"Der Wunsch der Gläubigen, das Geburtshaus Papst Benedikts XVI. Zu besichtigen, ist sehr groß", berichtete Dandl, die das Haus 1999 gekauft hatte und dort mit ihren zwei Kindern lebt. Seit der Wahl Ratzingers zum Papst am 19. April kommen den Angaben zufolge täglich bis zu mehrere hundert Pilger in die 2700-Seelen-Gemeinde nahe dem Wallfahrtsort Altötting. Das Geburtshaus am Marktplatz, an dem eine Gedenktafel angebracht ist, gilt als Attraktion.

Viele Besucher klingelten, drückten die Türklinke und ließen sich auch mit dem Hinweis auf private Wohnräume nur schwer abwimmeln, sagte Dandls Pressesprecherin. Die meisten versuchten, durch die niedrigen Fenster des 1745 erbauten Hauses einen Blick ins Innere zu erhaschen. Ein normaler Alltag für die Eigentümerin und ihre acht und zehn Jahre alten Kinder sei nicht mehr möglich.

Die Gemeinde Marktl, die ein Papstmuseum errichten will und derzeit an einem Papst-Tourismus-Konzept arbeitet, ist an der historischen Immobilie interessiert. "Die Öffnung des Geburtshauses wäre eine große Bereicherung, sowohl für Marktl am Inn als auch für seine Besucher", sagte Bürgermeister Hubert Gschwendtner. Die Marktgemeinde erwartet sich von der Öffnung eine starke Zunahme des Pilgerstroms.

Das Geburtshaus des Papstes wurde 1745 als Mauthaus erbaut. 1920 wurde das Gebäude zur Polizeistation umfunktioniert; in der Dienstwohnung kam Ratzinger als Sohn des örtlichen Gendarmeriekommandanten zur Welt. 1999 kaufte Dandl das denkmalgeschützte Haus und sanierte es.

Die Eigentümerin will das Haus im Rahmen eines Bieterverfahrens verkaufen. Die Angebotsfrist läuft bis zum 22. August 2005.

Interessenten müssen den Angaben zufolge außer einem Preisangebot auch ein Konzept vorlegen, wie das Haus künftig den Gläubigen zugänglich gemacht werden soll. Es gehe nicht um einen Höchstpreis, betonte die Pressesprecherin, sondern um "eine würdige Nutzung gemäß der kulturellen und religiösen Bedeutung".

Anfang Mai war ein sechs Jahre alter Golf, der einmal Papst Benedikt gehört hatte, im Internet für fast 190.000 Euro versteigert worden.

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