Märkte & Trends:Der Drache spuckt weiter Feuer

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Chinas Wirtschaft läuft wie geschmiert. Trotz steigender Inflationszahlen und einer restriktiveren Politik der Notenbank wird für 2008 erneut eine zweistellige Zuwachsrate des Bruttoinlandproduktes erwartet.

Die chinesische Wirtschaft wächst seit fünf Jahren mit einer zweistelligen Zuwachsrate. Für 2007 lag der Wert bei 11,5 Prozent. Viele Faktoren haben zu dieser sehr positiven Entwicklung beigetragen. So hatten die zunehmende Urbanisierung, eine verstärkte Industrialisierung, die Globalisierung sowie die marktwirtschaftliche Öffnung einen nachhaltigen ökonomischen und sozialen Fortschritt zur Folge.

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Nun da die 1,3 Billionen zählende Bevölkerung höhere Einkommen erzielt als je zuvor, ist der inländische chinesische Markt gross genug, um nicht nur im Export zu brillieren, sondern auch mit der Inlandsnachfrage nachzuziehen. Unterstützt wird das Vorhaben durch eine hohe Sparrate, grosse Zuflüsse an internationalem Kapital sowie gigantischen Devisenreserven von 1,4 Billionen US-Dollar. Weitere Bausteine, die für eine Fortsetzung der Wirtschaftsdynamik sprechen, sind die günstigen und gut ausgebildeten Arbeitskräfte sowie erhebliche Verbesserungen in der Produktivität und im internationalen Wettbewerb. In der Summe sprechen diese Faktoren dafür, dass Chinas Wirtschaft auch mittel- bis langfristig zu den stärksten Wirtschaftsmächten mit einem hohen Wachstum gehören wird.

Regierung steuert gegen Überhitzung Allerdings bringt der Wirtschaftsboom im Land des Lächelns kurzfristig neben den positiven auch negative Entwicklungen mit sich. So ist es der chinesischen Notenbank mit einer vorsichtigen Fiskal- und einer restriktiven Geldpolitik bislang trotz mehrmaliger Zinserhöhungen nicht gelungen, das Wachstum zu bändigen. Die heiss laufende Konjunktur sowie die starke Anlehnung des Yuan an den US-Dollar haben die Inflation jüngst stark nach oben getrieben. Chinas Jahresteuerung war im Februar auf 8,7 Prozent gestiegen und erreichte damit das höchste Niveau seit Mai 1996.

Zu schaffen machen den Chinesen in erster Linie die steigenden Agrarpreise, die rund 34 Prozent des Warenkorbes ausmachen. Klimatische Bedingungen sowie die zunehmende Verwendung von Agrargütern wie Mais für die Erzeugung von Biokraftstoffen halten den Druck auf diesen Sektor hoch. Belastend wirkt sich der in den vergangenen Jahren erfolgte leichte Rückgang des anbaufähigen Landes aus. So hat China einen Anteil von 22 Prozent an der globalen Population, verfügt aber nur über sieben Prozent des weltweit nutzbaren Bodens. Davon sind zudem grosse Teile durch Schwermetallrückstände belastet oder unterliegen einer starken Erosion.

Rohstoffe spielen eine zentrale Rolle Die steigende Abhängigkeit Chinas von Rohstoffen zeigt sich auch beim zentralen Energieträger Erdöl. Zur Deckung des zunehmenden Bedarfs muss im laufenden Jahr bereits nahezu 50 Prozent des geschätzten Verbrauchs importiert werden. Ein Trend, der sich angesichts des im internationalen Vergleich noch äußerst niedrigen Pro-Kopf-Verbrauchs fortsetzen wird. Schwierigkeiten offenbaren auch Versäumnisse in der Umweltpolitik. Diese beengen mehr und mehr das Ausschöpfen des Wachstumspotenzials. Das hat allerdings die Regierung erkannt und stellt daher im aktuellen Fünfjahresplan erhebliche Mittel zur Verfügung, um die angestrebte Steigerung der Energieeffizienz und die Verringerung des Schadstoffausstosses zu erreichen. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch in China eine immer größere Rolle und bietet enorme Chancen.

Keine Anzeichen einer wirtschaftlichen Verlangsamung Ungeachtet dieser belastenden Momente bleibt das wirtschaftliche Wachstum in China auch 2008 auf hohem Niveau. Im laufenden Jahr dürfte China erstmals Deutschland als Exportweltmeister ablösen. Bis in zehn Jahren könnte das bevölkerungsreichste Land der Erde die USA überholen und gemessen an der Kaufkraft das absolut grösste Bruttoinlandsprodukt erwirtschaften, vorausgesetzt es erleidet auf dem Weg dahin keine grossen Rückschläge.

Für eine starke Entwicklung des asiatischen Riesens sprechen auch die Anlagen chinesischer Staatsfonds auf den internationalen Kapitalmärkten. So eilten die Chinesen Bear Stearns und Morgan Stanley zur Hilfe, als diese durch die Subprime-Krise arg in Bedrängnis gerieten. Die Folge: Für fünf Milliarden US-Dollar erhielten die Chinesen einen Anteil von 9,9 Prozent an Morgan Stanley und damit erheblichen Einfluss bei dem amerikanischen Schwergewicht. Und auch in den kommenden Jahren wird mit China als finanzkräftigen Investor zu rechnen sein. Ein Umstand der vor einigen Jahren fast undenkbar war.

Aufstieg ist nachhaltig Die im Sommer 2008 anstehenden olympischen Spiele werden den vollzogenen Aufstieg zur Supermacht wohl eindrücklich demonstrieren. Gemäss dem chinesischen Horoskop ist das im Februar begonnne Jahr der Ratte ein Jahr der Fülle, das günstige Gelegenheiten und gute Aussichten bringt. Auch vom Horoskop her stehen also die Ampeln für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte weiter auf grün. Einzig die Politik kann die positive Entwicklung Chinas bremsen. Der Umgang Pekings mit Tibet hat dieses Problem in den vergangenen Wochen offen gelegt. Mittel- bis langfristig werden diese Probleme allerdings an der enormen wirtschaftlichen Kraft Chinas nichts ändern. Dafür brennt das Feuer des Drachen bereits zu stark.

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