Lotto:"Ein Jackpot - auch für uns"

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43 Millionen im Jackpot: Private Glücksspielvermittler profitieren vom derzeitigen Lottoboom - den Anbieter Fluxx rettet er sogar vor negativen Zahlen.

Tobias Dorfer

Manchmal braucht selbst der Finanzvorstand eines Lottoanbieters ein wenig Glück. Noch vor wenigen Wochen plante Stefan Hänel, seinem Vorstandsvorsitzenden ein Minus für das Geschäftsjahr 2007 zu melden. Immerhin hatten sich bei dem privaten Lottoanbieter Fluxx die Verluste bis Oktober auf vier Millionen Euro summiert.

Plötzlich und ganz unverhofft sieht die Lage für Finanzvorstand Hänel wieder rosiger aus. Weil derzeit so viele Deutsche nach den Lottomillionen gieren, prasselt ein warmer Geldregen in die Unternehmenskasse. Ein Fluxx-Sprecher sagte, dies könne bedeuten, dass die Firma in diesem Jahr doch keine negativen Zahlen schreibt. Die Aktien von Fluxx stiegen am Dienstag zeitweise um mehr als vier Prozent. Seit Mitte Oktober haben sich die Papiere bereits um etwa 25 Prozent verteuert.

Warteschlangen vor den Annahmestellen

Wer in diesen Tagen seinen Tippschein abgeben will, braucht Geduld. Vor vielen Annahmestellen bilden sich nicht selten lange Menschenschlangen. Der deutsche Lottoblock, der die Ziehungen koordiniert, hatte für seine Veranstaltung am 10. Oktober noch 25 Millionen Euro eingesammelt, diesen Mittwoch rechnet man dagegen mit einem bundesweiten Gesamteinsatz von 100 Millionen Euro.

Von diesem Kuchen wollen auch die privaten Anbieter ein Stück abhaben. Ihr Geschäftsmodell ist simpel: Sie stellen im Internet die Tipp-Plattform zur Verfügung, vermitteln so die Teilnahme an der staatlichen Ziehung und kassieren dafür Provisionen - wie jede Toto-Lotto-Annahmestelle auch. Anbieter wie Fluxx, Tipp24 und Faber werben damit, dass der Tipp per Klick schneller und unkomplizierter sei, als der Gang in den Kiosk. Das überzeugt die Lottogemeinde scheinbar.

Tipp24 hat auf seiner Internetseite bereits "einige Funktionen heruntergefahren", um den zusätzlichen Kunden Herr zu werden. Zeitgleich bis zu 50.000 Zugriffe habe man registriert, sagt eine Tipp24-Sprecherin. Der Ansturm sei so groß, dass selbst Mitarbeiter aus Marketing und Buchhaltung in der Kundenbetreuung aushelfen müssten.

Der Lottoboom wird sich bei dem Hamburger Unternehmen, genauso wie bei Fluxx, positiv auswirken. "Das ist ein Jackpot - auch für uns", so die Sprecherin. In den vergangenen Wochen hat sich die Zahl der registrierten Kunden bei Tipp24 um mehr als 100.000 auf mehr als zwei Millionen erhöht. Mit einem Gewinnanstieg von 20 Prozent rechnete der Konzern noch vor kurzem.

Diese Prognose kann wohl bald nach oben korrigiert werden. Genaue Zahlen will Marketingchefin Petra von Strombeck nicht nennen. Aber auf die nächsten Quartalszahlen freut sie sich schon jetzt: "Die werden uns alle aus den Schuhen hauen."

Fest auf dem Boden bleibt dagegen Norman Faber. Seit Oktober bietet auch der Bochumer Lotto-Vermittler an, Lottoscheine über das Internet ausfüllen. Faber hat nach eigenen Angaben derzeit eine Kundenzahl im zweistelligen Millionenbereich - deutlich weniger als die Platzhirsche Fluxx und Tipp24. Doch auch bei den Bochumern bemerkt man einen "extremen Ansturm". Seit November habe sich die Kundenzahl jede Woche verdreifacht.

Online-Lotto ist für Faber jedoch nur ein Nebengeschäft. Das meiste Geld verdient er mit Tippgemeinschaften, die über Prospekte und eine Kooperation mit der Deutschen Post vermittelt werden. Auf sie hat das Lottofieber keine Auswirkungen.

Um in Gemeinschaft zu spielen, muss man sich einen Monat zuvor anmelden. Glücksritter, die sich im aktuellen Lotto-Rausch für eine Tippgemeinschaft entscheiden, spielen also erst im Januar. Und bis dahin ist der Jackpot längst wieder geschrumpft. Denn spätestens nach 15 Ziehungen muss ein Jackpot zwangsausgeschüttet werden. Am 12. Dezember ist das Lottofieber in jedem Fall fürs Erste vorbei.

© SZ vom 5.12.2007/sho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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