Liechtenstein-Skandal:Steueraffäre weitet sich aus

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Der Steuerskandal um Schwarzgeldkonten in Liechtenstein geht weiter: Einem Zeitungsbericht zufolge verfügen die Richter über knapp 2000 bislang unbekannte Kontenbelege.

In der Affäre um Schwarzgeldkonten in Liechtenstein liegen der Justiz nach einem Zeitungsbericht jetzt Belege für rund 1850 bisher unbekannte Konten deutscher Steuersünder vor. Am Freitag hätten die Anwältinnen eines in Rostock Angeklagten dem dortigen Landgericht eine Tüte mit einem Stapel kopierter Kontobelege vorgelegt, berichtet die Frankfurter Rundschau. Dem Spiegel zufolge soll es sich um rund 1600 Geheimkonten handeln.

"Auf den Konten befinden sich überwiegend Millionenbeträge" - neue Spuren im Liechtenstein-Steuerskandal. (Foto: Foto: ddp)

Vor dem Landgericht Rostock müssen sich seit April vier Männer verantworten. Sie sollen die Liechtensteinische Landesbank LLB mit rund 2300 Kontodaten erpresst haben. Im Juli 2005 sollen sie 13 Millionen Euro in drei Raten von der LLB gefordert haben. Um einen Imageschaden zu verhindern, zahlte die Bank laut Staatsanwaltschaft für die ersten Daten umgerechnet rund neun Millionen Euro in zwei Raten. Die restlichen Unterlagen fehlten - bis am Freitag die Anwältinnen des Angeklagten Michael F. dem Gericht eine Tüte mit einem Stapel kopierter Kontobelege vorlegten.

"Auf den Konten befinden sich überwiegend Millionenbeträge", sagte Verteidigerin Leonore Gottschalck-Solger der FR. Der Hauptangeklagte wollte nach eigener Aussage nicht die Bank mit den Daten erpressen, sondern sie in einem legalen Geschäft an den Meistbietenden versteigern. Dazu seien sie auch den Finanzbehörden angeboten worden.

Für weitere vier Millionen habe die Bank auch die übrigen Dossiers von dem Rostocker Hauptangeklagten kaufen wollen, schrieb der Spiegel. Das Geschäft kam nicht zustande. Stattdessen soll laut Anklage mit der LLB vereinbart worden sein, dass im Austausch gegen die Belege 13 Millionen Euro in drei Raten gezahlt werden. Dazu sei es allerdings nicht mehr gekommen, weil der mehrfach vorbestrafte Hauptverdächtige Michael F. Im September mit 452.000 Euro im Gepäck vor seinem Abflug nach Thailand verhaftet wurde.

Dennoch sei die Übergabe der restlichen Daten an das Gericht eine Überraschung: Noch vor kurzem habe die LBB dem Landgericht erklärt, mittlerweile über den kompletten Datensatz zu verfügen, schrieb der Spiegel.

Laut Landesgericht sollen die Daten in den nächsten Wochen Daten geprüft und später den Steuerbehörden übergeben werden. Die LLB lehnte dem Blatt zufolge eine Stellungnahme ab.

Der Skandal um Schwarzgelder deutscher Steuersünder in Liechtenstein war im Februar 2008 durch eine Hausdurchsuchung bei Ex-Postchef Klaus Zumwinkel ins Rollen gekommen. Ein Mitarbeiter der LGT-Bank in Liechtenstein hatte 2002 in großem Umfang Kundendaten entwendet und sie später dem Bundesnachrichtendienst verkauft. Bei der Staatsanwaltschaft Bochum laufen derzeit insgesamt 350 Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche deutsche Steuersünder. Die Einleitung weiterer Verfahren gegen weitere 420 Verdächtige wird noch geprüft.

© dpa/AP//AFP/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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