Lebensunterhalt deutlich teurer:Höchste Inflationsrate seit zwei Jahren

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Die Deutschen müssen für ihren Lebensunterhalt deutlich mehr Geld ausgeben als in früheren Jahren. Vor allem die Steigerungen bei Energie- und Lebensmittelpreisen sind dafür verantwortlich.

Gerhard Hennemann

Im September erreichten die Verbraucherpreise mit einem Plus von 2,4 Prozent gegenüber 2006 ihren höchsten Stand seit zwei Jahren. Vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise treiben die Inflationsrate. Die Ernährungsbranche kündigte eine weitere Verteuerung an.

Öl-, Gas- und Strompreise haben in den vergangenen Monaten maßgeblich zur Beschleunigung der Verbraucherpreisentwicklung in Deutschland beigetragen, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit.

Dabei sind weitere Erhöhungen noch nicht berücksichtigt. Am Vortag hatte die Ankündigung des Eon-Konzerns Aufsehen erregt, seine Strompreise zu Jahresbeginn 2008 um bis zu zehn Prozent anheben zu wollen; auch der Konkurrent RWE hat Tarifsteigerungen zum Jahreswechsel angekündigt.

Strompreiserhöhungen in hunderten von Fällen

Das Branchenportal Verivox rechnete am Dienstag damit, dass "insgesamt 300 Versorger die Strompreise erhöhen werden".

Laut dem Statistischen Bundesamts überschritten die Konsumentenpreise im vergangenen Monat die Grenze von zwei Prozent, jenseits der die Währungshüter von inflationären Tendenzen und nicht mehr von Preisstabilität sprechen.

Indes halten Fachleute eine baldige Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) als Reaktion darauf für unwahrscheinlich, weil der vorwiegend energiebedingte Preisauftrieb nach ihrer Einschätzung dadurch nicht gedämpft werden kann.

Energiepreiserhöhung besonders belastend

Für die Wiesbadener Statistiker gilt es als erwiesen, dass sich die Verteuerung von Benzin und Diesel um knapp neun Prozent und bei Heizöl um gut drei Prozent in den vergangenen neun Monaten besonders stark im Anstieg der Lebenshaltungskosten niedergeschlagen hat.

Da die Energiepreise im Frühherbst 2006 zurückgingen, falle nun ein Anstieg der Preise entsprechend stärker ins Gewicht. Dieser Effekt werde bewirken, dass die allgemeine Inflationsrate noch bis ins späte Frühjahr 2008 hinein über der Zwei-Prozent-Marke liegen werde.

Bei den Mineralölprodukten zeichnen sich schon wieder neue Preisrekorde ab. So erreichte Dieselkraftstoff am zentralen europäischen Handelsplatz Rotterdam einen neuen Höchststand von 762 Dollar pro Tonne.

Autofahrern drohen neue Preissteigerungen

Auch der in Europa maßgebliche Preis für die Nordsee-Ölsorte Brent erreichte zeitweise einen neuen Höchstwert von 83,96 Dollar pro Barrel (159 Liter). Damit drohen den Autofahrern neue Preissteigerungen. Den Anfang machte bereits am Montagabend Aral mit Aufschlägen von einem Cent bei Super und drei Cent bei Diesel.

Die geplanten Preiserhöhungen der Energiekonzerne riefen weiter Kritik hervor. Eine Sprecherin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung warf Eon und deren Wettbewerbern vor, sie wollten sich nun das von ihren Kunden zurück holen, was ihnen die Bundesnetzagentur in jüngster Vergangenheit an Durchleitungsentgelten gestrichen habe.

Auf der Kölner Ernährungsmesse Anuga sind die Preissteigerungen bei Lebensmittel das Thema Nummer eins. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stimmten die Spitzenverbände des Einzelhandels, der Ernährungsindustrie und der Landwirtschaft darin überein, dass sich der Preisanstieg bei Lebensmitteln bei etwa zwei Prozent einpendeln werde.

Scharfer Wettbewerb

Trotz spektakulärer Sonderentwicklungen bei einzelnen Produkten (so wurde etwa Butter binnen Jahresfrist um fast 50 Prozent teurer) werde der unverändert scharfe Wettbewerb allerdings bewirken, dass die Lebensmittelpreise in Deutschland deutlich niedriger blieben als anderswo in Europa.

Eine "Panikstimmung" sei deshalb nicht gerechtfertigt, sagte ein Vertreter der Deutschen Ernährungsindustrie.

© SZ vom 17.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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