Leasing als Wirtschaftsfaktor:Investor Nummer eins

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Hand aufs Herz: Wenn Sie sich überlegen, welche Faktoren für die deutsche Wirtschaftsentwicklung wesentlich sind, würde Ihnen dann "Leasing" einfallen? Dabei würde ohne Leasing hierzulande fast gar nichts laufen.

Matthias Autenrieth und Bernhard Wild

Tatsache ist: Leasing gehört zu wesentlichen Faktoren, die die Wirtschaft am Laufen halten. Immerhin werden hierzulande knapp 20 Prozent aller gesamtwirtschaftlichen Investitionen im Rahmen von Leasing-Geschäften getätigt. Anders ausgedrückt fließt fast jeder fünfte Euro, der in Deutschland investiert wird, im Rahmen eines Leasing-Vertrags.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Allein im vergangenen Jahr belief sich der Gesamtwert des Leasing-Neugeschäftes dabei auf 54,1 Mrd. Euro, was die Branche nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) zum größten Investor der Republik machte.

Dass viele Deutsche die Bedeutung des Leasing unterschätzen, hat einen einfachen Grund: Privatpersonen schließen in Deutschland lediglich rund zehn Prozent aller Leasingverträge ab - und diese betreffen fast ausschließlich Fahrzeuge.

Automobil-Leasing am beliebtesten

Die breite Öffentlichkeit verbindet Leasing deshalb in erster Linie mit dem Thema "Kfz-Finanzierung". Rund 90 Prozent aller Leasingnehmer sind dagegen Geschäftskunden, also Unternehmen und Freiberufler.

Bei diesen spielt das Kfz-Leasing zwar auch die Hauptrolle, allerdings ist es weit weniger dominant als im Privatkundengeschäft. So entfielen im Jahr 2006 insgesamt 54,1 Prozent des gesamten Leasing-Neuvolumens auf den Kfz-Bereich. Es hatte damit einen Wert von 29,2 Mrd. Euro.

Weitere bedeutende Leasing-Geschäftsfelder waren Produktionsmaschinen mit einem Volumen von 6,2 Mrd. Euro und einem Marktanteil von 11,5 Prozent, Büromaschinen (4,7 Mrd. Euro, 8,7 Prozent) und Gewerbeimmobilien (4,3 Mrd. Euro, 7,9 Prozent).

Generell aber gilt: Es gibt heutzutage so gut wie gar nichts, was nicht geleast werden kann. Deshalb hat so gut wie jeder indirekt fast jeden Tag mit Leasingprodukten zu tun:

- Der Zug, mit dem Sie morgens zur Arbeit fahren? Geleast! - Die Maschine, an der Sie arbeiten? Geleast! - Das Bürogebäude ums Eck? Geleast! - Der Kaffeautomat in der Kantine? Geleast!

Lesen Sie auf Seite 2, wie sich Leasing und Miete voneinander unterscheiden!

Die Aufzählung könnte ewig weitergehen. Von der Miete unterscheidet sich Leasing vor allem dadurch, dass Pflichten, die bei einem Mietvertrag dem Vermieter obliegen, in die Zuständigkeit des Leasingnehmers fallen.

Dazu gehören zum Beispiel Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. Der Leasingnehmer trägt also mehr Verantwortung und ist selbstständiger als der Mieter.

Er hat neben diesen Pflichten aber auch steuer- und bilanzrechtliche Vorteile. Da letztere aber für Privatpersonen ohne Belang sind, wählen diese meist eine andere Finanzierungsform. Geschäftskunden können dagegen die gesamten Vorteile von Leasing ausschöpfen und nutzen Leasing zunehmend als Finanzierungsform.

Güter im Wert von 200 Milliarden Euro verleast

Insgesamt sind in Deutschland laut BDL zur Zeit Wirtschaftsgüter im Wert von weit über 200 Milliarden Euro verleast. In Europa, 2006 mit einem Neugeschäft von 298 Milliarden Euro der weltgrößte Leasing-Markt, lag Deutschland mit den 54,1 Milliarden Euro Neugeschäftsvolumen im übrigen auf dem zweiten Platz. Nur in Großbritannien wurden noch mehr Güter geleast.

Und Leasing ist weiter auf dem Vormarsch. Von einem Einbruch im Jahr 2003 abgesehen, stieg das jährliche Investitionsvolumen in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich an, in den Jahre 2005 und 2006 jeweils um über sieben Prozent.

Sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht verschlechtern, prognostiziert Friedhelm Westebbe, Hauptgeschäftsführer des BDL, für 2007 ein Wachstum von über zehn Prozent. Dass die Branche dabei auch als Barometer für den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung taugt, lässt sich am überdurchschnittlich hohen Plus beim Leasing-Geschäft mit Produktionsmaschinen ablesen. Das wuchs im ersten Halbjahr 2007 allein um 22 Prozent.

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