Landpartie:Arbeitskreise und Wellenbewegungen

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Sie wollen raus aus der Stadt? Dann ziehen Sie doch an den Wörthsee.

Von Christa Eder

Wer Wörthsee sagt, meint in der Regel den See, der sich vier Kilometer lang zwischen Ammersee und der A96 hinstreckt. Er ist einer der wärmsten und saubersten Moorseen im Münchner Umland, in dem sich Waller, Renken, Aale und sogar noch Saiblinge tummeln. Vor allem aber ist der See ein Segler- und Surferparadies. Wörthsee heißt aber auch die dazugehörige Gemeinde, die sich aus den vier Orten Steinebach, Walchstadt, Auing und Etterschlag zusammensetzt. Es ist eine Gemeinde, wie es viele gibt im seenreichen Landkreis Starnberg - mit stattlichen Villen und Häusern am See, gepflegten Strandbädern, Bootshütten, urigen Biergärten und freundlichen, ausgeruht wirkenden Menschen.

Das traditionelle Fischerstecher auf dem Wörthsee. (Foto: (Foto: dpa))

Wir sind im Fünfseenland, dem wohl meist frequentierten Naherholungsgebiet Münchens. Von 4638 Wörthseern sind 705 "Zweithäusler". Das sind über 15 Prozent. Diese Tatsache ist auch Bürgermeister Peter Flach (CSU) aufgefallen und hat ihn, angesichts der chronisch leeren Gemeindekasse, auf eine Idee gebracht. "Wir denken derzeit über die Einführung einer Zweitwohnungssteuer nach", kündigt Flach an.

Für die, die einen Hauptwohnsitz in Wörthsee suchen, sieht es hingegen nicht schlecht aus. "Zur Zeit sind eher mehr Grundstücke im Angebot, vor allem größere, die durch den Generationenwechsel frei werden. Kleinere Grundstücke aber sind eher rar, und noch seltener gibt es Seegrundstücke." Etwa 400 bis 500 Euro kostet derzeit ein Quadratmeter "normaler" Baugrund, der vor allem von jungen Familien nachgefragt wird. Wer auf ein Grundstück am See spekuliert, muss mit 1500 Euro pro Quadratmeter rechnen.

Entspannung sei auch auf dem Mietmarkt zu bemerken. Aktuell lägen die Quadratmeterpreise zwischen 7,50 und 9,50 Euro, ein bis zwei Euro niedriger als noch vor vier Jahren. "Es besteht sogar ein leichter Überhang an Wohnungen und Grundstücken, die sich in weniger ruhigen Lagen befinden", so Flach. Womit wir beim zweiten Problem der Gemeinde wären. Die nicht enden wollende Blechlawine, die jedes Wochenende Wörthsee überrollt. Bis zu 15.000 Besucher bevölkern dann die Gegend und parken die kleine Gemeinde erbarmungslos zu. "Das ist einfach zu viel für die Einheimischen", sagt Flach.

Wörthsee will bewahren. Bevölkerungswachstum, Bebauung, Ansiedlung von Gewerbe oder Tourismus sollen maßvoll entwickelt werden, heißt es im Leitbild der Gemeinde. Und darüber wachen die Einheimischen aufmerksam. "Wir haben hier eine kritische Bevölkerung", sagt Flach, und man hört heraus, dass das nicht immer leicht für einen Bürgermeister ist. "Alles, was vor sich geht, wird kontrolliert und kommentiert. Es gibt eine Vielzahl von Arbeitskreisen und Bürgerinitiativen, die sich zu fast jedem Thema engagieren." Das kann anstrengend sein für den Gemeinderat, ist aber gut für Wörthsee.

Mietspiegel: Gibt es nicht; Preise über die ortsansässigen Makler erfragen. Wissenswertes unter www.woerthsee.de

© SZ vom 13.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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