Kursentwicklung der T-Aktie:Große Hoffnungen, zerplatzte Träume

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Lange Zeit galt die T-Aktie als Liebling der Privatanleger. Doch viele mussten hilflos mitansehen, wie es mit dem Kurs der einstigen Volksaktie steil bergab ging.

Simone Gröneweg

Vor genau zehn Jahren, am 18. November 1996, ging die Telekom an die Börse. Es war der Anfang einer Börseneuphorie: Millionen Deutsche wollten die T-Aktie.

Auf den Höhenflug der Telekom-Aktie folgte nach zahl-reichen schlechten Nachrichten ein rasanter Kursrück-gang. (Foto: Foto: AP)

Deren Kurs stieg zunächst steil, bis der Absturz kam. Noch heute schreiben sich Anleger in Internetforen den Frust von der Seele: "Als T-Aktionär sieht man, wie rundum die Sektkorken knallen und im eigenen Depot die Hungersnot ausbricht", schreibt einer, ein anderer nennt die Aktie "Nullnummer im Dax". Verkaufen, halten oder gar kaufen? Die meisten sind ratlos.

Die Erstnotiz

Dabei fängt im Jahr 1996 alles gut an. Manfred Krug preist das Papier an und seine Botschaft erreicht die Massen. Selbst Menschen, die vorher nichts mit Aktien zu tun hatten, ordern.

Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zeigt sich zwar enttäuscht vom vorläufigen Verkaufsprospekt: "Die Telekom-Aktie ist ein Blindkauf." Der Börsengang wird dennoch ein Riesenerfolg. Die Aktie ist bei der Emission fünffach überzeichnet.

Der Preis für die 713 Millionen ausgegebenen Papiere beträgt 28,50 DM (14,57 Euro). 1,9 Millionen Anleger sind glücklich und bleiben es vorerst, denn die Aktie kennt nur eine Richtung: nach oben.

Auch die Analysten sind dem Volkspapier wohlgesonnen. Die Telekom expandiere aggressiv ins Ausland, sei einer der größten Mobilfunkbetreiber und besitze das weltgrößte ISDN-Netz, heißt es bei der damaligen Bayerischen Vereinsbank.

Im Sommer 1997 sehen die meisten Analysten den Konzern gut gerüstet. Die Aktie sei ein lohnendes Engagement, heißt es. Kursdelle abwarten und kaufen, lautet der Rat an die Privatanleger. Die Aktie kostet am 7. Juli 1997 44,55 DM (22,78 Euro).

Der Höchststand

Telekomchef Ron Sommer trommelt für die T-Aktie, weil die zweite Tranche verkauft werden soll. Knapp 100 Banken werden eingespannt. Am 28. Juni 1999 werden 281 Millionen Aktien zu je 39,50 Euro ausgegeben, was der Telekom 10,8 Milliarden Euro bringt. Die Skepsis bei den Analysten nimmt jedoch zu.

"Was will die Telekom mit dem Geld machen" fragen sie, während Investoren kaufen, bis das Papier am 6. März 2000 mit 104,90 Euro den Höchststand erreicht. Danach gehts abwärts.

Die dritte Tranche

Schon am 25. Mai kostet die T-Aktie 61 Euro. Ron Sommer erklärt den Aktionären auf der Hauptversammlung, dass sie unterbewertet sei. In Zukunft werde die Aktie "sehr viel Freude" bereiten. Wettbewerbsstärke und Innovationsfähigkeit der Telekom sprächen dafür.

Doch Sommer kann den Abwärtstrend nicht aufhalten, auch wenn es ihm gelingt, die dritte Aktientranche erfolgreich zu verkaufen. Der Bund gibt 200 Millionen T-Aktien zu je 66,50 Euro ab, 13 Milliarden Euro fließen in die Staatskasse. Der Vorstandschef jubelt: Es sei erneut gelungen, die Anleger von der "einmaligen Chance" zu überzeugen.

Der Tiefstand

Doch die "einmalige Chance" birgt Risiken: Die teuren Firmenkäufe vor allem in Amerika setzen der Telekom zu. Die Schulden steigen. Im Februar korrigiert der Konzern den Wert seines Immobilienvermögens um zwei Milliarden Euro nach unten, was zu Protesten und Aktionärsklagen führt.

Am 26.Juni 2002 kostet die Aktie 8,14 Euro - der Tiefstand. Auch wenn der Kurs danach wieder steigt: viele Anleger haben das Vertrauen verloren. Am 15.Juli 2002 bricht der Kurs um 15,2 Prozent ein - der größte Tagesverlust überhaupt. Einen Tag später kündigt Ron Sommer seinen Rücktritt an.

Ricke geht

Der neue Chef Kai-Uwe Ricke ist erst kurz im Amt, da kommt der nächste Schock. Die Telekom gibt den höchsten Verlust der deutschen Unternehmensgeschichte bekannt - 25 Milliarden Euro im Jahr 2002.

Da hilft nur sparen: Im November 2005 kündigt Ricke an, bis Ende 2008 32.000 Stellen abzubauen. Im August 2006 muss er nach einem Gewinneinbruch im ersten Halbjahr die Jahresprognose senken, im November tritt er zurück.

Nachfolger wird der bisherige T-Mobile-Chef René Obermann. Knapp eine Woche nach dem Wechsel kostet die Aktie 13,88 Euro. Das sind 69 Cent weniger als der Ausgabepreis der ersten Aktien vor zehn Jahren.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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