Kurseinbruch an der Börse:"Es ist fies da draußen, sehr fies"

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Nach herben Kursverlusten in Asien und den USA hat der deutsche Aktienmarkt seine Talfahrt fortgesetzt. Vor allem die Herabstufung der Citigroup schockierte die Anleger.

Der Dax verlor in der ersten Handelsstunde knapp ein Prozent, die übrigen Indizes gaben ebenfalls deutlich nach.

Zuvor hatten als Reaktion auf starke Verluste an der New Yorker Wall Street die asiatischen Aktienmärkte deutlich schwächer geschlossen. Sowohl der Dow Jones als auch der japanische Nikkei brachen um mehr als zwei Prozent ein.

"Es ist fies da draußen, sehr fies", kommentierte Kurt Brunner von der Swarthmore Group das Marktgeschehen. Neben den Herabstufungen der Banken habe auch die US-Notenbank Fed zur negativen Stimmung auf dem Parkett beigetragen.

Citigroup braucht offenbar dringend Geld

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch zwar den Schlüsselzins wegen der Kreditkrise erneut gesenkt, um für etwas Erleichterung zu sorgen. Allerdings habe die Notenbank keine Garantie ausgegeben, dass eine weitere Senkung folgen werde, sagte Brunner. "Die Finanzwerte bekommen ganz schön Gegenwind." Die Kreditkrise lasse sich nicht in ein paar Monaten bewältigen.

Vor allem die Herabstufung des US-Bankenprimus Citigroup habe die Anleger schockiert, sagte Michael Pento von Delta Global Advisors. Nach Einschätzung der Investmentbank CIBC World Markets besteht bei der Bank ein dringender Kapitalbedarf von mehr als 30 Milliarden Dollar.

Die Kapitalausstattung sei auf dem niedrigsten Niveau seit Jahrzehnten, urteilte Analystin Meredith Whitney. Daher seien Anteilsverkäufe oder Dividendenkürzungen zu erwarten.

Auch eine Kapitalerhöhung sei nicht auszuschließen. Die Aktie werde auf jeden Fall weiter unter Druck geraten.

Whitney nahm ihre Gewinnschätzungen für die kommenden zwei Jahre zurück und stufte die Aktie auf "sector underperformer" von zuvor "sector performer" herunter.

Die Citigroup-Aktie verbilligte sich im US-Handel um knapp 6,9 Prozent auf 38,51 Dollar, konnte sich aber an den europäischen Börsen wieder leicht erholen. Die Papiere des ebenfalls von CIBC herabgestuften Branchenzweiten, der Bank of America, gaben 5,32 Prozent auf 45,71 Dollar nach.

Metro im Fokus

Die Titel von AIG fielen um fast sechs Prozent auf 59,34 Dollar. Grund waren Analysten zufolge Gerüchte, wonach die Hypothekenkrise bei dem Versicherer tiefe Spuren in der Bilanz für das dritte Quartal hinterlassen haben dürfte.

An der deutschen Börse gaben Finanzwerte ebenfalls deutlich nach. Allerdings rückte hier vor allem der Einzelhandelssektor in den Fokus: Arcandor will gemäß einem Handelsblatt-Bericht die Metro-Tochter Kaufhof übernehmen.

Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und der neue Metro-Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes verhandelten über eine Fusion der Warenhaustöchter Kaufhof und Karstadt unter dem Dach von Arcandor, hieß es unter Berufung auf Finanzkreise und das Umfeld der beiden Konzerne.

"Die Gerüchte sind nicht neu, scheinen sich aber zu konkretisieren", sagte ein Börsianer. Probleme könnten insbesondere von kartellrechtlicher Seite kommen. Arcandor kommentierte den Bericht nicht.

Der Hamburger Hafenbetreiber HHLA startete unterdessen mit einem ersten Kurs von 59,00 Euro im Xetra-Handel und damit deutlich über dem Ausgabepreis von 53,00 Euro.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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