Kunstmarkt:Richtig schön Geld ausgeben

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Spannung, Leidenschaft - und Risiko: Das Geschäft mit der Kunst boomt. Und wird auch für Anleger mit kleinerem Portemonnaie interessant. Doch nach wie vor gilt: Wer Kunst sammelt, sollte sie auch mögen.

Helmut Kronthaler

Schon am Eröffnungstag ausverkaufte Stände sind heute keine Überraschung mehr auf den großen internationalen Messen für moderne und zeitgenössische Kunst.

Das Geschäft boomt, auf der Art Cologne oder dem Art Forum Berlin ebenso wie bei der Art Basel, ihrem amerikanischen Ableger in Miami Beach oder bei der gerade zu Ende gegangenen Armory Show in New York. Nicht wenige Galerien erwirtschaften mittlerweile mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes allein durch ihre Messepräsenz.

Der Kunsthandel profitiert dabei nicht nur von der Sammelleidenschaft einzelner finanzkräftiger Kunstliebhaber, sondern vor allem von der zunehmend um sich greifenden Vorstellung von Kunstkauf als lukrativer Investmentstrategie.

Zunehmende Transparenz

Selbst erst kürzlich erworbene Arbeiten anerkannter zeitgenössischer Künstler können derzeit durch den Wiederverkauf in Auktionen schon erhebliche Gewinne verbuchen. Doch gilt dies freilich nur für die wenigen echten Stars der Szene - und vor allem nur, solange das Angebot den Markt nicht übersättigt.

Schnelle Rendite ist im Kunstmarkt auch heute die Ausnahme. Sowohl in ideeller wie in materieller Hinsicht, als "Vermögenswerte" also, unterliegen Kunstwerke selbstverständlich einer permanenten Neueinschätzung ihrer Bedeutung und ihres Wertes.

Der rasche Wechsel aktueller Trends und Moden birgt daher für den Käufer nicht selten böse Überraschungen. So war etwa die in den achtziger Jahren von Feuilletons und Markt gleichermaßen gefeierte Malerei der so genannten Jungen Wilden schon ein Jahrzehnt später in der Regel nicht einmal mehr für die Hälfte des ursprünglichen Preises im Auktionsmarkt zu platzieren.

Sammler, die nicht nur aus persönlicher Leidenschaft Kunst erwerben, sondern zugleich auf Wertbeständigkeit oder -steigerung achten, sind daher gut beraten, die Marktentwicklung kritisch zu verfolgen. Leider erscheint der Kunstmarkt jedoch auch heute nur wenig transparent.

Irrationale Motive

Über das Internet zugängliche, kostenpflichtige Datenbanken wie Artprice oder Artnet geben zwar anhand systematisch erfasster Daten eine objektive Übersicht über die längerfristige Preisentwicklung im Schaffen einzelner Künstler, berücksichtigen dabei aber nur den sekundären Markt der Auktionen.

Eine weitere wichtige, allerdings längst nicht so verlässliche Informationsquelle bieten einige wenige Fachzeitschriften, die regelmäßig internationale Marktentwicklungen kommentieren und, vor allem in jüngerer Zeit, versuchen, durch Künstler- oder Galerienrankings den Kunstmarktstrukturen insgesamt mehr Transparenz abzuringen.

Kunstkauf als bloße Geldanlage birgt immer ein hohes Risiko. Neben aktuellen Trends, die vor allem die Bewertung zeitgenössischer Werke betreffen, spielen stets auch Kriterien wie kunsthistorische Bedeutung, Provenienz, einwandfrei erwiesene Echtheit oder Erhaltungszustand eine wesentliche Rolle. Ohne gründliche Spezialkenntnisse oder den Rat ausgewiesener Experten wird man sich mit Sicherheit verspekulieren.

Aber der größte Teil der Kunstkäufer sieht auch heute in einem Kunstwerk meist viel mehr als nur den materiellen Wert. Sammeln ist für sie nicht nur Investment, sondern primär eine Frage von Leidenschaft und persönlichem Geschmack.

Diese irrationalen, selbst von den gewieftesten Marktanalysten letztlich nicht zu kalkulierenden Motive sind es, die auch heute noch den wirklichen Reiz des Kaufens und Besitzens von Kunst ausmachen.

Das sueddeutsche.de-Finanzressort wird künftig in Kooperation mit dem Magazin ARTiNVESTOR regelmäßig das Geschehen am Kunstmarkt begleiten.

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